Akupunktur/TCM

Chinesische Medizin als Ergänzung zu einer psychotherapeutischen Behandlung

Jürgen Mücher

Für psychische Krankheiten wie zum Beispiel Ängste, Depressionen oder Aufmerksamkeitsstörungen liegen schon in den frühesten Texten der chinesischen Medizin Behandlungsvorschläge mit Akupunktur, chinesischer Arzneitherapie oder Qi-Übungen vor. Allerdings gab es wohl schon damals Hinweise darauf, dass derartige Probleme ohne eine verbale Zuwendung zu der erkrankten Person oft nicht grundlegend und dauerhaft gelöst werden konnten.


So schreibt z.B. Xu Xun 1611 in „Der kostbare Spiegel der Medizin“:

„Wenn es gelingt, den Patienten dazu zu bringen, Gedanken voller Zweifel und Voreingenommenheit zu vermeiden, wenn absurde Ideen, Groll sowie Gewissensbisse, die einen selbst und andere betreffen, beseitigt werden, gibt es eine plötzliche Befreiung, in deren Folge das Herz spontan geklärt wird und die Krankheit sich selbst heilt. Wenn einem dies gelingt, endet die Krankheit, bevor Arzneimittel eingenommen werden.“1

Heutzutage stehen für eine derartige „Vorstellungs-Therapie“ (yì liáo) im Westen effektive psychotherapeutische Methoden zur Verfügung, deren Wirksamkeit sowohl empirisch als auch wissenschaftlich gut belegt ist. Allerdings kann in einem solchen Kontext eine begleitende Behandlung mit Methoden der chinesischen Medizin sinnvoll und zum Teil sogar in gewisser Weise notwendig sein, um den psychotherapeutischen Prozess zu unterstützen und zum Erfolg zu führen.

Nach Erfahrungen des Autors trifft dies besonders auf die folgenden vier Szenarien zu:

1. Hemmung und Unterdrückung von Gefühlen

...

2. Übermäßige emotionale Aktivierung

...

3. Mangel an „geistiger Energie“

...

4. Nervöse Erschöpfung

...

Anmerkungen
1 zit. n. Rossi E. Shen: Psycho-Emotional Aspects of Chinese Medicine. Oxford: Churchill Livingstone, 2007
2 Damasio A. Ich fühle, also bin ich. München: Ullstein Heyne List, 2002: 55ff
3 Reich W. Die Funktion des Orgasmus. Frankfurt: Fischer, 1972: 226ff
4 Wieger L. Chinese Characters. New York: Dover Publications, 1965: 662
5 siehe z.B. Mücher J. Verständnis und Behandlung der Depression aus Sicht der Chinesischen Medizin. In: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur 54(3), 2011: 25ff
6 siehe z.B. unter www.mediakupress.de
7 Wang YH, Kang YC. The Treatment of Depressive Disorders with Chinese Medicine. Beijing: People’s Medical Publishing House, 2010: 91. Hou JL et al. Traditional Chinese Treatment for Psychogenic and Neurogenic Diseases. Beijing: Academy Press, 1996: 31
8 Baumeister RF et al.: The Strength Model of Self-Control. In: Current Directions in Psychological Science 16(6), 2007: 396-403.
9 Mücher J. Zum Verständnis und zur Mitbehandlung des Burnouts aus Sicht der chinesischen Medizin. In: Zeitschrift für Komplementärmedizin 2009; 6: 39ff
10 zit. n. Yang, SL Li ZH. Pathomechanisms of the Heart. Taos: Paradigm Publications, 2005: 99
11 Wagner U et al. Changes in Emotional Responses to Aversive Pictures Across Periods Rich in Slow-Wave Sleep Versus Rapid Eye Movement Sleep. In: Psychosomatic Medicine 64, 2002: 627-634

Anschrift des Verfassers:
Jürgen Mücher
Verdunstr. 16
28211 Bremen

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Naturheilpraxis 1/2013