FACHFORUM

Risiken der Galvanotherapie (ECT/BET) bei Hauttumoren (benigne/maligne) unter Verwendung von Nadelelektroden

Udo Günther

Vor allem für den Anfänger kann der Einsatz von Nadelelektroden in sensiblen Bereichen (z. B. Gesicht) in Unkenntnis der elektrischen und biochemischen Vorgänge zu unerwünschten Nekrosen im gesunden Gewebe führen. In vielen Publikationen sind häufig folgende Formulierungen zu finden: „das Tumorgewebe wird zerstört, ohne dass die umliegenden gesunden Körperzellen in Mitleidenschaft gezogen werden“. Diese Aussage ist jedoch unter Vorbehalt nur dann richtig, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Im Umkehrschluss könnte man irrtümlich daraus ableiten, dass die Stromanwendung generell gesundes Gewebe schont. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie schon Prof. Dr. Yu Ling Xin in seinem klinischen Report von 1999 (über 9.000 ECT-Fälle) anführt: „durch unsere Experimente konnte bewiesen werden, dass direkte Therapie nicht nur Tumorzellen, sondern auch gesundes Gewebe in der Nähe der Nadeln vernichten kann“.


Im Nachfolgenden sollen die wesentlichen Unterschiede zwischen der Behandlung mit Nadelelektroden und Flachelektroden dargestellt werden (bei Hauttumoren).

Behandlung mit Nadelelektroden

Mit Nadelelektroden werden vorwiegend tiefer gelegene Tumore behandelt. Hauttumore können lt. Dr. Pekar (Begründer der Galvanotherapie) mit Flachelektroden bis zu einer Tiefe von 5 mm behandelt werden. Beim Einsatz von Nadelelektroden ist praktisch immer eine Lokalanästhesie nötig. Die Widerstandswerte von verschiedenen Lokal-Anästhetika liegen unter 100 Ohm. Dadurch wird der Hautwiderstand von z.B. 10.000 Ohm auf einige 100 Ohm schlagartig reduziert, d. h. verbunden mit einem rasanten Anstieg der Stromstärke bei gleicher Spannung. Die Feldstärken und Stromdichten liegen direkt um die Nadelelektroden in einem Extrembereich. Aus diesen Gründen erfolgt um die Elektroden sofort eine Elektrolyse mit Zerstörung auch von gesundem Gewebe bei fehlender Isolierung (siehe auch Eigenversuch).

An der Kathode (-) kommt es zur Bildung von Natronlauge (pH >9) mit Entweichen von Wasserstoff (der ebenfalls toxisch wirkt). Diese Laugenverätzung führt zur Kolliquationsnekrose mit Gewebsverflüssigung, wobei die Schädigung viel tiefer wirkt als bei entsprechender Säureeinwirkung. Auf der Haut besteht zusätzlich Infektionsgefahr. Es sind grauweiße, gallertartige Gewebsveränderungen am 1. Tag nach der Behandlung zu erkennen.

An der Anode (+) kommt es zur Säurebildung (Salzsäure HCl), wobei eine Gerinnung der Zelleiweiße stattfindet und dadurch der Nekroseprozess in Form einer Koagulations-Nekrose selbstlimitierend ist. Es sind braunschwarze Krusten am 1. Tag nach der Behandlung zu erkennen.

Es wird in der Literatur (Pekar, Grönemeyer, Sahinbas et al.) immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig eine gute Isolierung der Nadelelektrode im gesunden Gewebe ist. Dr. Pekar beschreibt die Vorgehensweise z. B. mit einer Verweilkanüle, die aus einer Stahlnadel und einer Kunststoffkanüle besteht: „Nachdem die richtige Position der Verweilkanüle im Tumor (tieferliegend) erreicht ist, wird die Stahlnadel herausgezogen, während die Kunststoffkanüle in ihrer Position verbleibt. Dann wird statt der Stahlnadel eine Platinnadel eingeschoben. Zum Schluss wird die Kunststoffkanüle bis zur Tumorgrenze herausgezogen“. Die verbleibende Kunststoffkanüle (gelb) isoliert das gesunde Gewebe (weiß) zur Platinelektrode (schwarz) ab. Dieser Zustand ist schematisch in Abb. 1 dargestellt.

Prinzipskizze der Potentialverteilung zwischen den Nadelelektroden

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Elektrisches Grundprinzip bei Flachelektroden (oder Flächenelektroden)

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Versuch mit Flachelektrode kombiniert mit Nadelelektrode:

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Zusammenfassung:

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Literatur:
Grönemeyer H. D., Sahinbas H.: Patentschrift EP1401531 vom 22.09.2005
Pekar R.: „Die perkutane Bio-Elektrotherapie bei Tumoren“, Verlag Wilhelm Maudrich Wien, München 1996
Yu Ling Xin: Klinischer Report über ECT in 9011 Fällen, Peking 1999

Anschrift des Verfasser:
Udo Günther
Dipl.-Ing. (FH)
Waldstraße 28
78262 Gailingen am Hochrhein

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Naturheilpraxis 1/2013