Alte Verfahren

Aderlassananlysen

Phänomenanalysen aus Aderlassblut in biochronologischen Phasen

Peter Germann

Unter Venae sectio (Aderlaß) versteht man das Oeffnen einer Hautvene am Körper, um daraus eine bestimmte Menge Blut abfließen zu lassen … Es ist zu erwähnen, daß Schubert diese Beobachtungen (visuelle Phänomene im Aderlaßblut) nicht im Mikroskop macht, sondern makroskopisch zu seinen Ergebnissen kam.
Dr. Adolf Thiele„Blutentziehungen“, Leipzig 1896


Aderlässe sind ein altes Regulans, um den Körper auf verschiedenen Ebenen zu entlasten. Allerdings hat der Begriff im Laufe der Jahrhunderte eine schlechte Semantik bekommen, was sich auch in der heutigen Praxis immer wieder zeigt.

Häufig hat der Patient Horrorvorstellungen von massivem Blutentzug, welcher dann in seinen Vorstellungen zu lebensbedrohli­chen körperlichen Symptomen führt. Hier muß natürlich aufgeklärt werden. Abele und Stiefvater schreiben, daß es oft gerade die Krankheiten mit unklarer Genese sind, die auf Blutentziehungen günstig reagieren.

Grobunterscheidung in drei verschiedene Aderlaßanwendungen

Der reine Volumenaderlaß wird in den Praxen eigentlich nur noch notfallmäßig bei Bluthochdruckattacken durchgeführt. Dabei werden 500 ml oder mehr entzogen, um den Körper quantitativ zu entlasten. Kleine Mengen, manchmal nur 20 bis 30 ml in regelmäßigen Abständen, können sich sehr positiv auf eine Hypertonie auswirken, so daß in günstigen Fällen sogar auf eine medikamentöse Versorgung verzichtet werden kann.

Beim Stoffwechseladerlaß steht die Entgiftung und Ausleitung sowie Umstimmung im Vordergrund. Dabei werden geringere Mengen, je nach Konstitutionstypus 100 bis 200 ml, zur Ader gelassen. Die Zeitfolge der aufeinanderfolgenden therapeutischen Eingriffe richtet sich nach der Indikation und der Konstitution.

Die Aderlaßanlaysen werden aus einem Stoffwechseladerlaß nach biochronologischen Phasen erstellt. Dabei haben wir einen Blutentzug von bis zu 200 ml in der Zeit vom 1. bis 6. Tag nach Vollmond. Hildegard von Bingen hat diese Form in ihrem Werk „Causae et curae“ (Ursache und Behandlung der Krankheiten) beschrieben. In dieser genau benennbaren Mondphase werden „Schlacken“ aus dem Bindegewebe gelöst und gehen in das Fließsystem über.

Hier ist der Aderlaß ein ganz einfacher ­mechanischer Eingriff, um an körpereigene Ablagerungen zu gelangen. Das entzogene Blut ist in dieser Zeit dunkel bis schwarz. Viele Berufe, welche mit Blut arbeiten oder kontaktieren, kennen diese sogenannten „Schwarzbluttage“ – vielleicht schaut man einmal zum Mondstand. Das erste Phänomen zeigt sich beim Aderlaß selbst.

Je nach Konstitution und Verschlackungsgrad tropft in der Regel nach einer Menge von 120 bis 170 ml hellrotes Blut in den bisher schwarzen Entzug. Dies ist das Si­gnal, den Aderlaß zu beenden.

Das folgende Beispiel mag Zeugnis darüber ablegen, wie massiv dieser Entgiftungsprozeß des Blutentzuges zu werten ist. An ­einer Heilpraktiker-Ausbildungsstätte sind bei den Anwärtern zur genannten Vollmondzeit Aderlässe durchgeführt worden. Einen Tag später wurden BSGs von den Schülerinnen und Schülern aufgezogen. Man konnte an der Färbung des Blutes in den Senkungsstäbchen genau erkennen, wer am Vortag einen Aderlaß hatte.

Der BSG-Aufzug der Probanden mit dem vorherigen Blutentzug zeigte sich in einem schönen Rot, die anderen Senkungen waren schwarz.

Farbwechsel und seine Diagnose

Hildegard beschreibt dieses Phänomen in der „Causae et curae“ genauso, wie es sich in der Praxis zeigt:
„Wird bei einem Menschen ein Gefäß angeschnitten, so erleidet das Blut, wie durch einen plötzlichen Schrecken, eine Erschütterung, und was dann zuerst zutage kommt, ist Blut, und fauliges und zersetztes Blut fließen gleichzeitig mit ab (Schwarzfärbung, PG) ... Sobald die Fäulnis mit dem Blut ausgeflossen ist, kommt reines Blut heraus, und dann muß man mit der Blutentziehung aufhören (Farbwechsel, PG).“

Tritt hellrotes Blut schon recht früh auf, ist dies als mäßige Verschlackung des Organismus zu deuten, oder der Patient hat schon regelmäßig Stoffwechseladerlässe durchführen lassen. Ist der Farbwechsel erst recht spät, kann dies nach dem „Recke­weg’schen Ascheneimer“ als massiveres Zeichen gewertet werden. Es sei denn, der Patient befindet sich in einer Entgiftungskur, dann kann man das Phänomen als durchaus positives Ausleitungsindiz interpretieren. (Entgiftungsorgane stützen Flüssigkeitszufuhr).

Venenwahl nach Indikation

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Visuelle Aderlaßphänomene

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Von der Verschiedenheit des Blutkuchens

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Verhaltensregeln nach dem Aderlaß

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Diagnosemöglichkeiten

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Zufallsbefunde?

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Physiologische Analysedarstellung

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Entzündungszeichen

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Der „Speckkuchen“ – Stoffwechsel- und Fettstoffwechselzeichen

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Schwarzgalle-Phänomene

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Rosafärbung des Serums

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Trübes, weißliches Serum

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Keine Trennungszeichen

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„Tabakrauch“-Phänomen

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Träger Blutfluß beim Aderlaß

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Phänomenbeschreibungen und Therapievorschläge

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Phänomene

Müsset im Naturbetrachten,
immer Eins viel Alles achten.
Nichts ist Drinnen, nichts ist Draußen,
denn was Innen, das ist Außen.
So ergreifet, ohne Säumnis,
heimlich öffentlich Geheimnis.

Literatur
Hildegard von Bingen: Ursachen und Behandlung von Krankheiten, HAUG, 1992 (1955)
Adolf Thiele: Blutentziehungen, Verlag von C.G. Naumann, 1896
Gottfried Hertzka/Wighard Strehlow: Handbuch der Hildegardmedizin, Bauer Verlag, 1989 (1987)
Gottfried Hertzka/Wighard Strehlow: Große
Hildegard-Apotheke, Bauer Verlag, 1989
Ulrich Abele/Erich Stiefvater: Aschner Fibel, HAUG, 1979 (1964)

Fotos: Peter Germann

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Heilpraktiker
Gesundheitshaus Viriditas/Phytaro Heilpflanzenschule
Im Karremberg 56
44329 Dortmund-Aplerbeck

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Naturheilpraxis 1/2013