Spiritualität und Therapie

Naturverehrung und Heilkunst

Die spirituellen Grundlagen des Heilens nach Paracelsus

Olaf Rippe

Die Weisheit hat keinen Feind, nur den, der sie nicht versteht (Paracelsus: III/614). Der Arzt geht durch der Natur Examen. Die Grundlage der Heilkunst ist nach Paracelsus die Philosophie. Bei der Suche nach Weisheit und Wissen ging es ihm aber nicht um Moral oder Logik. Im Sinne des Paracelsus ist Philosophie die Liebe zum Geist der Schöpfung und das sinnliche Studium der Natur. Er schrieb: „Die Philosophie lehrt die Kraft und Eigenschaft der Dinge“ (II/513). „Was ist Philosophie? Die Erkenntnis der Gewächse der Erde und des Wassers, ihrer Natur und ihrer Kraft. Der ist auch ein Philosoph, der den Lauf des Menschen kennt, ihn erfahren hat und ihn erkundet“ (II/534).


Im Prinzip könnte dies die Anschauung eines modernen Naturwissenschaftlers sein, hätte Paracelsus nicht ein völlig anderes Verständnis von Natur gehabt.

Er sprach an vielen Stellen vom Licht der Natur, das den Menschen leiten soll. Dieses Licht ist gleichbedeutend mit einem göttlichen Bewusstsein, dass sich in der Schöpfung manifestiert. Hat der Mensch den Schlüssel zum Naturverständnis gefunden, ist dies gleichbedeutend mit der Erkenntnis Gottes.

Obwohl von Gott geschaffen, ist die Natur jedoch etwas absichtlich Unvollkommenes, das der Mensch durch Beobachtung, Nachdenken und die Kunst der Alchemie zur Vollkommenheit bringen soll.

Er sah in der Natur also kein Objekt der Profitmaximierung, sondern verstand sie als seinen spirituellen Lehrmeister, der ihm die Zusammenhänge besser erklären konnte, als jeder Mensch und jedes Buch.

Dies war ein neuer und ungewöhnlicher Weg, denn Naturbeobachtungen waren nicht typisch für seine Zeit. Ein Arzt sollte schließlich kein Mystiker sein, sondern sich lieber mit den Grundlagen der Vier-Elementen-Lehre befassen oder die Texte antiker und arabischer Autoren studieren.

Dagegen war Paracelsus ein Pionier auf dem Gebiet der Feldforschung, der sich auch nicht zu schade war, vom einfachen Volk zu lernen. Auf seinen zahlreichen Wanderungen durch Europa hatte er dazu genug Gelegenheit. Seine Kollegen hingegen ließen sich allerhöchstens in einer Sänfte von einem Ort zum anderen tragen. Das Durchstreifen der Natur zu Fuß war verpönt und nur etwas für Arme. Aber nur der Wanderer sieht, was für Schätze die Natur bereithält.

„Die Werke machen den Meister und Doktor, nicht Kaiser, nicht Papst, nicht Fakultät, nicht Privilegia, noch eine hohe Schule. (...) Es ist noch nie ein Arzt von den Hohen Schulen hervorgegangen, auch nie einer, der imstande gewesen wäre, mit wahrem Wissen die Ursache der wenigsten Krankheiten darzulegen. (Paracelsus: I/339).

Von den Tugenden

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Die Zeichensprache der Natur

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Die sieben Wege zum Wissen

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Anmerkung:
Die Literaturstellen zu Paracelsus sind mit dem jeweiligen Band und der Seitenzahl der vierbändigen Aschnerausgabe versehen.

Literaturhinweise:
* Frank Geerk: Paracelsus, Arzt unserer Zeit; Benziger Verlag, Zürich 1992
* Agrippa von Nettesheim: De occulta philosophia; Nachdruck Greno Verlag,Nördlingen 1987
* Paracelsus: Sämtliche Werke, übersetzt von Bernhard Aschner; Nachdruck Anger Verlag, Eick 1993.
* Paracelsus: Septem Defensiones – Die Selbstverteidigung eines Aussenseiters; übertragen und eingeführt von Gunhild Pörksen; Schwabe Verlag, Basel 2003
* Olaf Rippe, Margret Madejsky, Max Amann, Patricia Ochsner, Christian Rätsch: Paracelsusmedizin; AT Verlag, Aarau 2001
* Olaf Rippe, Margret Madejsky: Kräuterkunde des Paracelsus; AT Verlag, Aarau 2006
* Heinrich Schipperges: Der Garten der Gesundheit; Artemis Verlag, München/Zürich 1985
* Heinrich Schipperges: Heilsamer Trunk; Rombach Verlag, Freiburg 2000.

Anschrift des Verfassers
Olaf Rippe, Heilpraktiker
Praxis für Trad. Abendländische Medizin
Barer Str. 48
80799 München
Tel.: 089/2725902
www.olaf-rippe.de
info@olaf-rippe.de

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Naturheilpraxis 11/2012