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Helmut Fuller ist tot

Peter Germann

Manche treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile.
Einige bleiben für immer, denn sie hinterlassen ihre Spuren in unseren Herzen.

Der Kollege Helmut Fuller ist im Alter von 76 Jahren im September 2012 in seinem Schaffensort Isselburg an der holländischen Grenze gestorben.

Helmut Fuller gehört zu den „Altvorderen“ unseres Berufsstandes, er war im positiven Sinne ein unruhiger Geist. Sein Hauptinteresse galt den alten Diagnose- und Therapieverfahren sowie der Psychologie. Er selbst lernte unter anderem bei Tepperwein, Scharl, Angerer, Lindemann, Schimmel und Jaroscheck. Seine Tätigkeiten liefen immer mehrgleisig.

Helmut Fuller gehörte zu meinen ersten Lehrern, er hatte mein überschwängliches Interesse an den Pflanzen kanalisiert und mir die Grundlagen der Phytotherapie beigebracht. Des Weiteren hat er mich als Beisitzer durch die Amtsarztprüfung „geboxt“.

Die Weitergabe des Wissens stand für ihn immer im Vordergrund seines Tuns. Geheimniskrämerei um Therapie- und Diagnoseverfahren, das Zurückhalten von Informationen zur vermeintlich ausschließlich eigenen Nutzung hat er stets angegriffen oder einfach verlacht. Vor fast dreißig Jahren habe ich bei Fuller noch die klassische Harnschau erlernt, die damals schon nur noch von einer Hand voll Therapeuten angewendet wurde.

Auch auf dem berufspolitischen Sektor war der Kollege Fuller tätig. Hier hat der Berufsstand ihm nicht immer gut mitgespielt!
Im Jahre 2004 verlieh der BDH Helmut Fuller die „Clemens-von-Boenninghausen-Medaille“ für sein breit gefächertes Wirken auf dem Gebiet der Naturheilkunde.

Wer ihn einmal erleben durfte, hat ihn nicht mehr vergessen. Ein Konglomerat aus philosophischen und religiösen Aspekten sowie Erkenntnissen aus der reinen Naturschau ergaben eine Mischung an Informationen, die aufhorchen ließen. In seinem Arbeitszimmer lagen stapelweise Kopien, Bücher und Unterlagen, welche vom Besucher nur im ersten Augenblick als Chaos definiert wurden. Die Bibel, Yogaanleitungen und Werke von Wilhelm Reich waren aufgeschlagen übereinander gestapelt auf seinen vielen Ablagen. Genauso vielfältig wie der Eindruck seines Arbeitszimmers war auch sein Leben und Wirken.

Mit Helmut Fuller verliert der Fachkreis, die Patientenschaft und alle, die sonst von seinem Wirken profitierten, eine im Gedächtnis bleibende Persönlichkeit. Er war ein ganz besonderer Mensch.

Ich habe ihm in sein Grab einen kleinen Strauß mit Heilpflanzen gegeben; diejenigen, welche noch im beginnenden Herbst in unserem Garten wuchsen: Goldrute, Mönchspfeffer, Schafgarbe, Rainfarn…

Peter Germann

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Naturheilpraxis 11/2012