Augendiagnose

Der Blick in das Mesenchym als Matrixdiagnose

Hermann Biechele

Das Mesenchym ist schon seit langem in den Blickpunkt der biologischen Medizin gerückt. Mit der Erforschung des „Systems der Grundregulation“ (Pischinger) wurden diese Erkenntnisse nachgerade zur wissenschaftlichen Grundlage der Naturheilkunde. Auch die Irisdiagnose legitimiert sich gerne damit, dass sie den „Blick in das Mesenchym“ ermöglicht. Wenn sogar die Ophthalmologie anerkennt, dass „die Iris [...] die einzige Stelle am Körper [ist, Verf.], bei der ohne vorherige Präparation direkt auf lockeres Bindegewebe geblickt werden kann“ (WALDEYER, a.a.O. S. 561), dann fühlen wir uns bestätigt – wäre da nicht ein winziger, aber folgenreicher Unterschied in der Formulierung: Der Blick in das Mesenchym hier – und der Blick auf das Mesenchym dort! Der Aufsatz ist ein Versuch, die fantastischen Möglichkeiten – aber auch die Grenzen der Irisdiagnose als Matrixdiagnose darzustellen.


1. Begriffsklärung

Um Missverständnisse zu vermeiden, sollen zuerst ein paar Begriffe geklärt werden, die im Zusammenhang mit dem Thema häufig, aber nicht immer einheitlich verwendet werden.

Mit dem Sammelbegriff Bindegewebe bezeichnet man Gewebe, die sich sowohl makroskopisch wie mikroskopisch recht unterschiedlich darstellen. Entsprechend uneinheitlich ist die Einteilung in der Fachliteratur. Gemeinsam aber ist allen Bindegewebsarten ihr grundsätzlicher Aufbau aus Zellen und extrazellulären Bestandteilen. Die ortsständigen (fixen) Zellen sind nur locker angeordnet und die so entstehenden Zwischenzellräume werden ausgefüllt mit einer sehr vielfältigen Zwischenzellsubstanz, die die Eigenschaften der verschiedenen Gewebe maßgeblich bestimmt.

Das Mesenchym (gr.: „das Mittenhineingegossene“) meint eigentlich ein in der Embryonalzeit ausgebildetes pluripotentes Gewebe. Es bildet zusammen mit dem gallertigen Bindegewebe der Nabelschnur das Embryonale Bindegewebe, das die Räume zwischen den Keimblättern ausfüllt. Erstmals als „Mesenchym“ bezeichnet wurde es bereits 1881 von O. Hertwig.
Aus dem Mesenchym entstehen verschiedene Gewebe des Körpers. Darunter haben für unser Thema Bedeutung:
• das Lockere/Weiche Bindegewebe samt Zwischengewebe
• das blutbildende System, samt Blut- und Lymphgefäßen

Der Begriff „Mesenchym“ wird inzwischen aber auch benutzt, um das ausgereifte so genannte Lockere/Weiche Bindewebe eines Organs zu benennen („interstitielles Bindegewebe“) – in Abgrenzung zu anderen Bindegewebstypen wie dem straffen Bindegewebe (z.B. Sehnen, Bänder, Faszien) und den harten Stützsubstanzen (z.B. Knochen, Knorpel). Wenn im weiteren Text also der Begriff „Mesenchym“ fällt, ist immer das „Weiche Bindegewebe“ gemeint.

Das Interstitium (latein. „Zwischenraum“) ist das Lockere/Weiche Bindegewebe eines Organs. Synonym gebraucht werden die Begriffe Stroma, extrazelluläre Matrix, Zwischengewebe, Zwischenzellsubstanz. Es besteht wie alle Bindegewebsarten aus Zellen und der Zwischenzellsubstanz. So fungiert es als formgebendes Stützgerüst eines Organs und sorgt für dessen segmentale Gliederung, z.B. in Lappen und Läppchen. Die Zellzwischenräume werden von der sogenannten Interstitialflüssigkeit ausgefüllt. Im Interstitium verlaufen meist Nerven, Blut- und Lymphgefäße zu ihren Zielstrukturen.

Grundgewebe
Das „Weiche Bindegewebe“, bestehend aus seinen Zellen und der extrazellulären Zwischenzellsubstanz (Matrix), bildet zusammen mit dem Kapillarsystem die funktionelle Grundstruktur des gesamten Organismus. Es hat neben der mechanisch strukturierenden und stützenden Funktion einen wichtigen Anteil an der Ver- und Entsorgung der Parenchymzellen. Der Weg zwischen Zelle und Kapillare wird dabei als Transitstrecke bezeichnet.

Weil sich in diesem Bereich aber auch Nervenendigungen, Lymphgefäßanfänge und weitere Zellen und funktionelle Strukturen befinden, die als Informationsträger wesentlich an der Reizverarbeitung beteiligt sind, spricht man besser von „Grundgewebe“ (Buttersack): ein Begriff, der bereits 1912 eingeführt und letztlich zum „System der Grundregulation“ (Pischinger) erweitert wurde. Die Bedeutung dieses Systems hat Hans Eppinger, Wiener Ordinarius für innere Medizin, 1949 so beschrieben: „[...] gleichgültig, ob man zum Studium normales oder pathologisch verändertes Gewebe heranzieht, immer stößt man auf dasselbe Gefüge, nämlich die große Betriebsgemeinschaft Blut–Kapillarwand–Interstitium–Gewebszelle–Lymphbahn [...] ja man kann sogar einen Schritt weitergehen und feststellen, dass die Störung der Kapillarpermeabilität vielfach der ersten Szene im ersten Akt des Dramas „Krankheit“ entspricht.“ (zitiert bei HEINE, a.a.O., S. 11). Kleinste funktionelle Einheit eines Organismus ist also die Zelle mit dem sie umgebenden Milieu.

2. Bausteine des Bindegewebes

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3. System der Grundregulation

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4. Bedeutung für die Augendiagnose
    Der augendiagnostische Blick

4.1 Anatomie und Histologie der Iris

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4.2 Die Problematik

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5. Praktische Anwendung

5.1 Topografie

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5.2 Zeichensetzung

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6. Schlussgedanken

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Literaturliste und Quellenangaben
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Biechele, Hermann. Augendiagnose als Konstitutionsdiagnose. Naturheilpraxis. Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren 12/2011, S. 1383-1386.
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Broy, Joachim. Repertorium der Irisdiagnose. Tibor-Marczell-Verlag, München 1983.
Broy, Joachim. Die Konstitution. Humorale Diagnostik und Therapie. Klaus Foitzick Verlag, München 21992.
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Eppinger, Hans. Permeabilitätspathologie als die Lehre vom Krankheitsbeginn. Springer
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Hemm, Werner. Augendiagnose für die Praxis. Erkennen – umsetzen – behandeln. Gesundheits-Dialog Verlag, Oberhaching 1998
Herget, H. F. Lehrbuch der Konstitutionsmedizin. Grundlagen, Theorie und Praxis. Aus der wissenschaftlichen Abteilung der Pascoe Pharmazeutische Präparate GmbH, Gießen 11996.
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Lang, Walter. Die anatomischen und physiologischen Grundlagen der Augendiagnostik. Haug Verlag, Ulm 1954.
Lindemann, Günther. Augendiagnostik-Lehrbuch. Befunderhebung aus dem Auge. Richard Pflaum Verlag, München 41997.
Paschen, Jürgen. Irisdiagnose ist Matrixdiagnose. Naturheilpraxis. Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren 1/1992.
Pischinger, Alfred. Das System der Grundregulation. Grundlagen für eine ganzheitsbiologische Theorie der Medizin. Haug Verlag,
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Rehwinkel, Jürgen; Wenske, Sigolt. Augendiagnose. Iris-Konstitution – Iris-Strukturen – Iris-Pigmente. Erhältlich beim Uslarer Kreis.
Rimpler, Manfred. Bräuer, Hans. Matrixtherapie. Günter Albert Ulmer Verlag, Tuningen 2004.
van den Toorn, Piet. Eine Entdeckungsreise durch die Augendiagnose. In: Naturheilpraxis. Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren. 8/1994.
van den Toorn, Piet. Iris und Bindegewebe. In: Naturheilpraxis. Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren 03/2000.
Vogt, Werner. Das Auge als Spiegel der Gesundheit. Pflaum Verlag, München 2002.

Abbildungen: Hermann Biechele

Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstr. 51
80801 München

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Naturheilpraxis 10/2012