Bewegungsapparat

Die osteopathische Behandlung des Magens – erklärt anhand der Gastroptose

Matthias Engel

Der Magen als wesentlicher Bestandteil des Verdauungssystems besitzt vielfältige Aufgaben im menschlichen Organismus. Störungen dieser komplexen Funktionsabläufe können sowohl internen als auch externen Kausalitäten geschuldet sein. Das osteopathische Behandlungskonzept bietet hierbei eine Option des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens. Im folgenden Beitrag wird exemplarisch anhand der pathologischen Formvariante der Gastroptose (Angelhakenform) dieses Vorgehen detailliert beschrieben.


Allgemeine Einführung in die Osteopathie

Die Osteopathie, entwickelt vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917), ist ein ganzheitliches Behandlungskonzept, welches inhaltlich manuelle und energetische Aspekte berücksichtigt. Je nach Literatur können etwa sechs verschidene Prinzipien bzw. Gesetze1 extrahiert werden, auf denen die Osteopathie basiert (vgl. Engel/ Röttcher 2006, S. 50).

  1. Das Prinzip der Globalität besagt, dass der Körper als Einheit zu betrachten ist. Alles spielt zusammen – der Körper ist mehr als nur die Summe seiner Teile. Still glaubte an die dreifach differenzierte Einheit (Körper-Geist und Seele), die sogenannte „triune man“, des Menschen.

  2. Das Prinzip der Individualität, also der Einzigartigkeit jedes Menschen.

  3. Das Prinzip der Selbstheilungskraft geht von der heilenden Kraft der Natur (vis medicatrex naturae) aus.

  4. Das Prinzip der Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion.

  5. Das Gesetz von Ursache und Wirkung. Hier gilt es vor allem darum, die primäre Läsion zu finden.

  6. Das Gesetz der Arterie, hier als Durchblutung zu verstehen, dem die größte Bedeutung beigemessen wird.

Das große Gebiet der Osteopathie kann zur besseren Übersicht in drei Teildisziplinen gegliedert werden. So beschäftigt sich die parietale Osteopathie primär mit der Skelettmuskulatur und den Knochen sowie Gelenken. Der Schwerpunkt der Cranio-Sacralen Osteopathie liegt, wie der Name schon vermuten lässt, auf dem Schädel mit seinen Knochen, Suturen als auch inneren Strukturen (Ventrikel, Sinussystem, etc.) und dem Sacrum, sowie deren Verbindung untereinander. Die dritte Teildisziplin, welche zugleich in diesem Beitrag thematisiert wird, ist die viszerale Osteopathie. Deren Hauptangriffspunkt stellen die inneren Organe mit all ihren interagierenden Strukturen dar. Auch wenn sich im Folgenden auf die viszerale Osteopathie fokussiert wird, sollten doch immer alle drei Komponenten in einer ganzheitlich ausgerichteten Praxis Berücksichtigung finden, wodurch wiederum dem Therapeuten ein umfassendes Behandlungssystem zur Verfügung steht.

Viszeral-osteopathische Grundlagen

Wie bereits erwähnt sind die inneren Organe primärer Behandlungsgegenstand der viszeralen Osteopathie. Dieses Osteopathiegebiet mit ihren spezifischen Techniken hat vielfältige therapeutische Wirkungen, welche der Verbesserung des gesamten Organismus, sowohl physisch als auch psychisch dienen. Beispielsweise zählen hierzu:

Die osteopathische Diagnostik des Magens

...

Die osteopathische Therapie der Magenptose

...

1Still hat keine dieser Prinzipien explizit ausgearbeitet; sie wurden erst später, Mitte der 1920er Jahre, von anderen Vertretern des Berufsstandes aufgestelltLiteratur
Barral, J.-P.: DVD Viszeral-Osteopathie. Verlag für ganzheitliche Medizin, Kötzting/Bayer. Wald 1998
Brazzo, M.: Viszerale Automobilisation. Elsevier, München 2004
De Coster, M./ Pollaris, A.: Viszerale Osteopathie. 5. unveränderte Auflage, Haug Verlag, Stuttgart 2010
Engel, M./ Röttcher, T.: Chirurgie ohne Messer: Andrew Taylor Still und die Osteopathie. IN: Zeitgeist, 2/2006, S. 48-50, 2006
Hebgen, E.: Viszeralosteopathie – Grundlagen und Techniken. 3. überarbeitete Auflage, Hippokrates, Stuttgart 2008
Liem, T./ Dobler, T.K./ Puylaert, M. (Hrsg.): Leitfaden Viszerale Osteopathie. Elsevier, München 2005

Anschrift des Verfassers:
Matthias Engel, M.A.
Heilpraktiker, Sportwissenschaftler
Naturheil- und Gesundheitszentrum
Asbacher Str. 17c
98574 Schmalkalden

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Naturheilpraxis 9/2012