Bewegungsapparat

Wer viel sitzt, hat weniger vom Leben

Martina Schneider

Bewegung ist gut für die Gesundheit – das ist bekannt. Der Umkehrschluss, dass viel Sitzen der Gesundheit schadet, wird gerade bekannt – dank neuer und gesicherter Erkenntnisse aus Australien. Offensichtlich reicht es nicht, wöchentlich 150 Minuten sportlich aktiv zu sein; entscheidend ist, wie man die restlichen etwa 6500 wachen Minuten je Woche verbringt, um Erkrankungen im Bewegungsapparat zu entgehen oder von bestehenden Leiden zu gesunden. Dabei helfen spezielle Abläufe und natürliche Mittel.


Sitzen im Auto. Sitzen im Büro. Sitzen vor dem Fernseher: Durch Freizeitsport allein lässt sich kein Ausgleich zum Bewegungsmangel schaffen, hat eine groß angelegte australische Studie ergeben, welche die Auswirkungen der täglichen Sitzzeit auf die Gesamtmortalität überprüfte.1 Um die Auswirkungen längeren Sitzens auf die Lebenszeit zu untersuchen, verknüpften die australischen Autoren Fragebogendaten von 222.497 australischen Bürgern ab 45 Jahren mit den gemeldeten Todesfällen des New South Wales Registry of Births, Deaths and Marriages zwischen 2006 und 2010.

62 Prozent der Befragten waren übergewichtig oder adipös, 87 Prozent gaben an, bei guter oder ausgezeichneter Gesundheit zu sein. 25 Prozent saßen mindestens acht Stunden täglich, 75 Prozent waren mindestens 150 Minuten pro Woche körperlich aktiv. Innerhalb einer Beobachtungszeit von 2,8 Jahren waren 5405 Personen gestorben. Dabei war das Mortalitätsrisiko umso höher, je mehr Zeit sie zu Lebzeiten täglich im Sitzen verbracht hatten.

Wer zwischen acht und weniger als elf Stunden täglich saß, hatte ein um 15 Prozent erhöhtes Mortalitätsrisiko, wer mehr als elf Stunden pro Tag saß, hatte ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko. Besonders deutlich war der Zusammenhang bei Frauen: Ihr Risiko zu sterben war ab elf Stunden täglicher Sitzzeit um 62 Prozent höher als bei einer Sitzzeit von weniger als vier Stunden. Dieser Zusammenhang zwischen Sitzzeit und Mortalitätsrisiko zeigte sich bei wenig körperlich aktiven Probanden ebenso wie bei Sportlern, bei Gesunden genauso wie bei Diabetikern oder kardiovaskulär Erkrankten. Die höchsten Mortalitätsraten hatten allerdings inaktive Probanden, welche die meiste Zeit saßen.

Personen aus Risikogruppen mit Übergewicht, Diabetes oder Herzproblemen profitieren sogar noch deutlicher davon, wenn sie öfter mal aufstehen. Denn langes Sitzen scheint sich vor allem negativ auf den Metabolismus und die Gefäße auszuwirken.

Bewegungsmangel, Übergewicht, einseitige Ernährung und Stoffwechselstörungen sind meistens die Ursachen: Jeder zehnte Bundesbürger leidet an einer rheumatischen Erkrankung, meistens an einer Arthrose.

Arthrose ist eine chronisch degenerative Erkrankung besonders der großen Gelenke. Knorpelzellen verschwinden, das die Zellen umgebende Geflecht wird von großen Biomolekülen, vor allem Kollagenen, zersetzt. So verschlechtert sich die Fähigkeit des Knorpelgewebes, Druck standzuhalten, mehr und mehr, was nach einigen Jahren zu einer vollständigen Zerstörung des Gelenks führt. Arthrose ist die häufigste Erkrankung des Skelettsystems von älteren Patienten. Experten der Weltgesundheitsorganisation schätzen, dass Arthrose im Jahr 2020 die vierthäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit sein wird.

Eine Arthrose entsteht an den Gelenken, den beweglichen Verbindungen zweier Knochen. Damit diese nicht aufeinander reiben, sind sie mit Knorpel und einer zähflüssigen Gelenkschmiere überzogen. Unfälle, Fehlstellungen von Knochen oder instabile Bänder können Ursache dafür sein, dass Knorpel abgerieben wird; in den meisten Fällen aber ist die Ursache der Arthrose nicht bekannt. Auffallend ist nur, dass vor allem Frauen nach den Wechseljahren von der Krankheit betroffen sind. Ob Hormone (mit-) ursächlich sind, wissen Forscher noch nicht. Gesicherte Daten liegen bisher nicht vor.

Gelenkverschleiß gilt als typische Alterserscheinung, oft bleibt er lange stumm. Der Abrieb des Knorpels ist nicht spürbar, erst wenn sich die Gelenkinnenhaut entzündet, entstehen Schmerzen. Meistens betrifft die Arthrose einzelne Gelenke besonders, etwa das Knie (Gonarthrose) oder die Hüfte (Coxarthrose), seltener Finger oder Sprunggelenke. Die entzündete Stelle wird rot und warm, Bewegung fällt schwer. Da die Krankheit in Schüben verläuft, kann eine Zeitlang Ruhe herrschen, sobald die Entzündung zurückgegangen ist.

Die Symptome bei Gelenkverschleiß (Arthrose) und Gelenkentzündung (Arthritis) sind ähnlich: Die Gelenke sind geschwollen und entzündet, Bewegung schmerzt. Bedingt der Abrieb des Knorpels eine Entzündung, ist aufgrund der Arthrose eine Arthritis entstanden; umgekehrt bedingt eine rheumatische Erkrankung, dass das Gelenk aufgrund der Entzündung verschleißt.

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Anmerkungen
1 Hidde P. van der Ploeg, Adrian Baumann et al.: Sitting Time and All-Cause Mortality Risk in 222 497 Australian Adults, Archives of Internal Medicine 2012; 172(6): 494-500
2 “Migratory Chondrogenic Progenitor Cells from Repair Tissue during the Later Stages of Human Osteoarthritis”, Cell Stem Cell, Volume 4, Issue 4, 324-335, April 2009
3 veröffentlicht in Arthritis & Rheumatism, 2008; 58: 3183-3191
4 Clark, Williams et al.: Dietary garlic and hip osteoarthritis: evidence of a protective effect and putative mechanism of action, BMC Musculoskeletal Disorders 2010, doi:10.1186/1471-2474-11-280
5 Erik Larsen, Lars Christensen et al.: An antiinflammatory galactolipid from rose hip (Rosa canina) that inhibits chemotaxis of human peripheral blood neutrophils in vitro, Journal of Natural Products 2003; 66: 994
6 Cosima Chrubasik, Ulf Müller-Ladner et al.: A one-year survey on the use of a powder from Rosa canina lito in acute exacerbations of chronic pain, Phytotherapy research 2008; 22: 1141-1148
7 Stefan Willich, Winther et al.: Rose hip herbal remedy in patients with rheumatoid arthritis – a randomised controlled trial, Phytomedicine 2010; 17:87-93
8 Bente Kirkeskov, Henning Bliddal et al.: The effects of rose hip (Rosa canina) on plasma antioxidative activity and C-reactive protein in patients with rheumatoid arthritis and normal controls: a prospective cohort study, Phytomedicine 2011, 18: 953-958

Literatur:
Uwe Rückert: Rückerts kleine Gelenkschule: Effektives Training für gesunde Gelenke, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2011
Johannes R. Weingart, Axel Kock: So stärken wir unsere Gelenke: Strategien für ein besseres Leben, Verlag Zabert Sandmann, München 2005

Anschrift der Verfasserin:
Martina Schneider
Heilpraktikerin & Wingwave®-Coach
Am Sahrbach 3
53505 Kreuzberg/Ahr
Telefon 0 26 43 – 24 05
www.naturheilpraxis-in-kreuzberg.de

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Naturheilpraxis 9/2012