Bewegungsapparat

Rheuma in der Homöopathiepraxis

Uwe Heyeres

Geschildert wird die homöopathische Behandlung einer rheumatoiden Arthritis, die auf dem Boden unterdrückender Behandlungsmethoden entstanden ist und durch eine Grippeimpfung zur Behandlungsresistenz hin verschlechtert wurde. In der anschließenden Diskussion wird auf die Dynamik von unterdrückenden Behandlungsansätzen eingegangen und der potentielle Einfluss eines Zahnimplantats auf den rheumatischen Krankheitsprozess beleuchtet.


Das Akutgeschehen

Im Februar 2008 kommt eine 70-jährige Dame in die Praxis und möchte ihre Gelenkschmerzen behandelt haben. Sie berichtet, dass sie nun seit einem Jahr extrem brennende und reißende Schmerzen in den Schultern, den Ellbogengelenken, den Fingergrundgelenken und auch in den Knien verspürt. Die Kniegelenke sind stark geschwollen, haben eine bläuliche Verfärbung und sind eiskalt. Auch die Hand- und Fingergelenke sind deutlich dicker als normal. Seit etwa sechs Wochen zeigt sich zusätzlich noch ein ziehender Schmerz in den Schienbeinen. Aufgrund der erhöhten Entzündungswerte im Blutbild und anhand des Symptomenbildes diagnostizierte ihr Arzt eine rheumatoide Arthritis.

Unterschiedlichste Therapieversuche, mit sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)1, brachten keinerlei Linderung. Das seit etwa sechs Monaten hochdosiert eingenommene Cortison (Prednisolon®) bringt auch nur zeitweise etwas Linderung der Beschwerden, bereitet ihr aber zunehmend mehr Magenschmerzen. Die rheumatischen Schmerzen waren erst nur auf der linken Körperseite zu verspüren, sind dann aber auch nach rechts gewandert und sind aktuell rechts stärker zu verspüren als auf der linken Seite. Die Beschwerden sind morgens, nach Belastung und in Ruhephasen wesentlich stärker als sonst.
Nachts sind die Schmerzen sehr erträglich und manchmal auch ganz weg. Zudem gibt die Patientin an, auf atmosphärische Veränderungen sofort zu reagieren. So sind die Beschwerden bei jedem Wetterwechsel, vor Gewittern, bei nasskaltem Wetter und bei Zugluft deutlich ausgeprägter zu verspüren. Die Fußsohlen sind sehr empfindlich und nachts verspürt die Patientin manchmal ein Kribbeln oder Brennen darin. Auf die Frage nach einem Auslöser der Beschwerden gibt die Dame spontan und sehr sicher an, dass sich alles am Tag nach der letzten Grippeimpfung, vor genau einem Jahr, eingestellt hat. Ihr Arzt hat ihr damals nach der besagten Impfung noch ein recht anstrengendes Belastungs–EKG machen lassen und am Tag darauf ist sie wegen extrem starker Gelenkschmerzen nicht aus dem Bett gekommen. Die Patientin erhofft sich eine Linderung der Symptomatik durch die Homöopathie, um auf den Einsatz nebenwirkungsreicher Langzeitpräparate verzichten zu können, wovor sie sehr viel Angst hat.

Vorgeschichte

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Allgemein- und Körpersymptome

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Behandlung

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Diskussion

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Anmerkungen
1 Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) gelten in der Rheumabehandlung als Basistherapeutika, sozusagen der erste Behandlungsversuch. Im Gegensatz dazu werden Cortisol und seine Abkömmlinge als steroidale Antirheumatika bezeichnet. NSAR hemmen nicht alle Phasen der Entzündung und sind deshalb deutlich verträglicher als die wesentlich stärker entzündungshemmenden steroidalen Antirheumatika.
2 Lambliasis oder auch Giardiasis (Lamblienruhr), eine meldepflichtige Infektionserkrankung des Magen-Darmtraktes, kann zu Durchfall, Blähungen und selten auch zu Fieber führen. In schweren Fällen kann es zu einer Mangelernährung kommen.
3 So sehen die Ergebnisse der Behandlung mit Stoffwechsel hemmenden Substanzen (Antibiotika, Cortison usw.) häufig aus. Die aktuelle Krankheitserscheinung wird erfolgreich stillgelegt (nicht geheilt!), dafür stellt sich eine andere, meist schwieriger zu behandelnde Symptomatik ein. Dieses sog. Unterdrückungsphänomen soll am Ende des Artikels etwas ausführlicher besprochen werden.
4 Phlegmone ist eine sehr ernst zu nehmende diffuse Entzündung des Bindegewebes durch Staphylo-, v.a. aber Streptokokken, anfangs oft serös, später eitrig-nekrotisierend.
5 Dr. Joachim Grätz beschreibt in seinem Buch – Sanfte Medizin – sehr ausführlich und gut verständlich die biologischen Gesetzmäßigkeiten von Krankheiten und Heilung. Auszüge davon unter www.tisani-verlag.de (Klassische Homöopathie – Erregertheorie u.a.)
6 Mezavant® wird als entzündungshemmender Arzneistoff in der Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen eingesetzt.
7 Die Auslösung einer Unterdrückung kann auf sehr vielfältige Weise erfolgen, auch mittels naturheilkundlicher Therapiemethoden. Umfassende Informationen bieten z.B. Gerhard Risch oder auch Dr. Joachim Grätz an. Siehe Literatur im Anhang.
8 Voegeli verweist auf die Arbeiten von Rosenow, der schon in den 1920er Jahren Zahnwurzelherde als Verursachungsfaktor für Schmerzen, Gelenkschwellungen und Knötchen in den Muskeln nachweisen konnte. In Deutschland hat Paessler als Nachprüfer die gleichen Ergebnisse erarbeitet und mittlerweile haben schon viele Zahnärzte und andere Therapeuten dieses Wissen um sog. Störfelder in ihre Arbeit integriert.
9 Osteosynthese ist die operative Versorgung von Knochenbrüchen und anderen Knochenverletzungen mit Implantaten.
10 Zum vertiefenden Studium von Medorrhinum stellen die Bücher von Dr. Otto Eichelberger (Band 1-4), Dr. Joachim Grätz und Paul Herscu eine wahre Fundgrube dar – siehe Literaturverzeichnis.
11 Phosphor ist in der Homöopathiepraxis ein sehr bewährtes Mittel, v.a. wenn starke Ängste dominieren. Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz ist aber immer die Abstimmung des Arzneimittelbildes mit der individuellen Symptomatik des Patienten.

Literatur:
Eichelberger, Otto: Klassische Homöopathie, Band 1-4, Haug Verlag 1987
Grätz, Joachim: Sanfte Medizin, Tisani Verlag, 2007
Herscu, Paul: Die homöopathische Behandlung der Kinder, Kai Kröger Verlag, 2003
Leiting, Stephan: Immuninflammatorische Gewebereaktion auf Stahl- und Titanplatten bei der Osteosynthese langer Röhrenknochen, Zusammenfassung einer Dissertation an der Universität Heidelberg, 2004, http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2004/4975/pdf/diss04-094.pdf
Repertorisationssoftware: „Com Rep Expert“. Entwicklung / Vertrieb: Franz Simbürger, www.comrep.de
Risch, Gerhard: Homöopathik, Die Lehrmethode Hahnemanns, Pflaum Verlag, 1998
Voegeli, Adolf: Homöopathie bei rheumatischen Erkrankungen, Haug Verlag, 2006

Anschrift des Verfassers:
Uwe Heyeres
M.A. Psychologie
Heilpraktiker
Georg-Hofmann-Str. 6
95488 Eckersdorf

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Naturheilpraxis 9/2012