Haut

Der Balsam der Antoniter in neuem Gewand

Peter Germann

Im Mittelalter kam der Balsam der Antoniter bei mehr oder weniger allen Hauterscheinungen zum Einsatz. Bei einer Analyse der Originalrezeptur konnte man die meisten Pflanzen benennen, die alle entweder wundheilende oder entzündungshemmende Wirkungen haben. Phytaro hat mit mehreren Phytotherapiegruppen über einen längeren Zeitraum mit diesem Balsam experimentiert, in unterschiedlichen Zusammensetzungen – aber immer am Originalrezept bleibend – und therapeutische Versuche durchgeführt.


„Viele Menschen wurden von einer verheerenden Seuche, dem heiligen Feuer dahingerafft oder verkrüppelt; die brandige Vergiftung verzehrt ihre Glieder elendlich. Gegen diese Geisel der Menschheit weiß man kein besseres Mittel, als die Hilfe des heiligen Antonius zu erflehen und sich unter seinen Schutz zu stellen.“
(Chabert, 1090)

Die Antoniter und der Isenheimer Altar

Die Ordensgemeinschaft der Antoniter wird offiziell im Jahre 1202 gegründet. Ende des 11. Jahrhunderts ermächtigt Papst Bonifaz VIII. die Brüder dieses Hospitaliterordens nach den Regeln des Heiligen Antonius zu leben.

Der Orden steht in enger Verbindung mit der Verehrung der Reliquien des heiligen Antonius, dessen Gebeine 1080 aus Konstantinopel in ein kleines Dorf in der Dauphiné überführt wurden. Hier entstand eine der ersten Pilgerstätten aus Dankbarkeit für wundersame Heilungen von denjenigen, welche vom „heiligen Feuer“ befallen sind. Es handelt sich hierbei um den Mutterkornbrand, eine Vergiftung durch den Roggenparasiten Secale cornutum. Zwei Adelige, welche am Ort der Gebeine des heiligen Antonius von ihrem Krankheitsbild genasen, gründeten dort eine Laienbruderschaft und bauten ein Hospital. Das Dorf trägt heute noch den Namen „Saint-Antoine-de-Viennois“.

Um 1300 wird in Isenheim, in der Nähe von Colmar, ein Antoniterkloster errichtet. Unter dem ständig wachsenden Einfluss und Reichtum der Mönche wird unter anderem der so genannte „Isenheimer Altar“ in Auftrag gegeben, welcher von 1505 bis 1516 von dem Maler Mathias Grünewald und dem Skulptör Nikolaus Hagenauer erstellt wurde. Auf diesem Retabel, einem Altaraufsatz der aus vier Bestandteilen zusammengesetzt wird, sind bei der Darstellung „Die Versuchung des heiligen Antonius“ die verheerenden Symptome der Mutterkornvergiftung aufgeführt. Auf demselben Altarflügel und auf einer anderen Tafel, “Der Besuch des heiligen Antonius beim heiligen Paulus“, sind vierzehn benennbare Heilkräuter dargestellt, welche nach kritischer Sichtung alle gegen die breitbandige Symptomatik der Mutterkornvergiftung eingesetzt werden können:

Aber nur zwei der dargestellten Kräuter, die beiden Wegericharten, tauchen auch in der berühmten – wie lange Zeit geheim gehaltenen – Rezeptur des „Antoniter Balsam“ auf. Damit ist widerlegt, dass es sich bei den Pflanzen auf den Altarflügeln um die Balsam-Zusammenstellung handelt. Demnach können alle Pflanzen, wenn auch symptomatisch, gegen die Secalevergiftung eingesetzt werden. Zu allem gehört auch die diätetische Verabreichung von kräftigenden Faktoren.

Der Balsam der Antoniter

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Analyse der Originalrezeptur

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Praxisanwendungen

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Literatur:
Pantxika Béguerie: Der Isenheimer Altar, Museum Unterliden, Colmar (Kléidoscope d’ Alsce, La Nuée Bleue)
Joerg Sieger: Der Isenheimer Altar und seine Botschaft, www.joerg-sieger.de
Peter Germann: Der Isenheimer Altar, Naturheilpraxis, Pflaum Verlag 04/2000
Monika Werner / Ruth von Braunschweig: Praxis Aromatherapie, Haug Verlag 2006
Eliane Zimmermann: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe, Sonntag Verlag 1998
Max Wichtel: Teedrogen, WVG 1989
Mannfried Pahlow: Heilpflanzen, G&U 2002 Autorenteam: Botanica / Könemann

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas / PhytAro Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund
www.phytaro.de

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Naturheilpraxis 7/2012