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Homöopathie in der Geriatrie, Fachfortbildung vom 27. – 29.04.2012 in Wolfsburg

Gisela Immich

Die Frühjahrstagung der Clemens von Bönninghausen-Gesellschaft für Homöopathik e.V. setze sich diesmal intensiv mit der Thematik Homöopathie im Alter auseinander. Dr. med. Michael Teut (Charite Berlin), Hp Inga-Maria Stalljann (Bad Schwartau), Hp Sabine Stelter (Braunschweig) und Hp Maria Schuller (Hechendorf) referierten vor fast 90 Teilnehmern einfühlsam und fachlich fundiert über das homöopathische Handeln in der Geriatrie.

Dr. Teut sprach klinisch fundiert über die Klinik und homöopathische Behandlung von Demenz, Schlaganfall und Sturzfolgen. Er demonstrierte viele Kasuistiken mit Follow ups. Aufgrund der Pathologie/Toxikologie zeigen Schlangenmittel eine gute Wirkung bei Demenz und Apoplex. Dr. Teut setzt vorwiegend organotrope Verschreibungen ein, aber auch mittlere bis höhere C-Potenzen. Seiner Erfahrung nach sind Niedrigpotenzen am trefflichsten geeignet, da höhere Potenzgrade eher Unheil anrichten können. Es war für viele Teilnehmer interessant nachzuverfolgen, wie mit wenigen Symptomen Dr. Teut mithilfe z.B. des General Analysis die Boger-Methode gekonnt anwendete.

Sehr einfühlsam und kompetent lies uns Frau Hp Stalljann an ihrem großen Erfahrungsschatz als Klassische Homöopathin in einem Altersheim partizipieren. Die geriatrische Anamnese erfordert ein viel stärkeres Zuhören-können und auch das Wissen der gesamten allopathischen Arzneinebenwirkungen ist essentiell, denn eine Vielzahl allopathischer Medikamenten verstärken sich gegenseitig und Nebenwirkungen wie Wahnvorstellungen entstehen. In einer Reihe von Kasuistiken stellte sie ihre ganzheitliche Herangehensweise mittels Gespräch, Empathie und homöopathischem Fachwissen vor. Auch die Körperzeichen des bevorstehenden Todes sowie verschiedene Sterberituale wurden thematisiert. Es ist wichtig und notwendig, das Abschiednehmen zu leben und dem Sterbeprozess Raum zu geben.

Hp Sabine Stelter referierte über die homöopathische Arbeit in einem Hospiz und berichtete von der Möglichkeit einer homöopathischen Sterbebegleitung. Auch hier kann die Homöopathie ergänzend eingesetzt sehr hilfreich sein.

Durchblutungsstörungen, egal ob im Gehirn, Herzen oder anderen Organen, wurden wie immer kompetent und dynamisch von der CvB-Akademieleiterin Hp Maria Schuller vorgetragen. Eine Vielzahl von kleinen wenig bekannten Arzneien wie z. B. Espeletia grandiflora oder Vinca minor sind nötig, um organotrop zu behandeln.

Insgesamt wurde diese homöopathische Fachtagung von den Teilnehmern als eine der besten in den letzten Jahren gewertet. Alle Referenten überzeugten durch eine hohe Praxisrelevanz. Ganz besonders berührten die Themen „altern und sterben“ jeden einzelnen Teilnehmer – mal mehr, mal weniger intensiv. Auch gab die Fachtagung Anregungen zur Selbstreflexion: Wie stelle ich mir mein Leben mit 80 oder 90 Jahren vor und wie will ich sterben? Es war eine sehr tiefgehende Fachtagung – fachlich wie emotional!

Clemens von Bönninghausen-Gesellschaft für Homöopathik e.V

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Naturheilpraxis 6/2012