Immunsystem

Sonnenhut (Echinacea purpurea und angustifolia)

Von der Signatur zur therapeutischen Anwendung

Margret Rupprecht

Ein ungeübtes Gehirn ist schädlicher für die Gesundheit als ein ungeübter Körper, pflegte der irische Schriftsteller George Bernhard Shaw zu sagen und spielte damit auf die Tatsache an, dass Gesundheit in nicht unbeträchtlichem Maße Resultat eines Zustandes ist, den man als Selbst-Bewusstsein bezeichnen kann: Ein Mensch, der zu Reflexion und Desidentifikation fähig ist, kann sich und sein Selbst so weit beobachten, dass er ein Bewusstsein davon erhält, was ihm zuträglich ist und was nicht. Menschen, die in Übereinstimmung mit dem so Erkannten ihr Leben gestalten, können ihre Gesundheit leichter erhalten und besitzen ein hohes Maß an persönlicher Integrität. Schopenhauer hat einmal gesagt, dass es tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit gibt. Integrität ist einmalig, die Möglichkeiten ihrer Gefährdung jedoch zahlreich.


Das Wort Integrität leitet sich vom lateinischen integrare – wiederherstellen, ergänzen ab; das dazugehörige Adjektiv integer bedeutet unversehrt, unberührt, ganz. Die körperliche und seelische Unversehrtheit ist alles andere als ein selbstverständlicher Zustand. Zwar treten die meisten Menschen mit der Geburt „integer“ in dieses Leben, doch ist diese Integrität nun von Stund an gefährdet: Schwächende psychische und physische Attacken auf den göttlichen Zustand einer unversehrten Gesundheit begleiten den Menschen durch seine ganze Existenz bis zum Tod – täglich sind wir Angriffen ausgesetzt, die unsere fragile Stabilität bedrohen.

Welchen Sinn hat Krankheit? Für diese oft gestellte Frage gibt es keine eindeutigen Antworten. Manchmal verrät uns die Sprache ein wenig von der Bedeutung der Dinge. Krankheiten sind Gesundheitskrisen. In der chinesischen Sprache setzt sich das Wort „Krise“ aus zwei Schriftzeichen zusammen: Das eine bedeutet „Gefahr“, das andere „Chance“. So gesehen sind Krankheiten, allen voran Infekte, eine Anfrage an das Individuum, achtsamer für die Wahrung seiner persönlichen Integrität zu sorgen. Wird Integrität verletzt, entsteht Konflikt. Siegmund Freud sah denjenigen Moment als Beginn der Krankheit, in dem ein Mensch Sinn und Wert seines Lebens bezweifelt. Geht das Gefühl für Integrität und Kohärenz der eigenen Existenz verloren, entsteht ein Zustand des Gespaltenseins. Er kann konstruktiv gelöst werden und durch bewusste Auseinandersetzung mit den konfliktauslösenden Agenzien die Bewusstseinserweiterung fördern. Wird er jedoch nicht gelöst oder ist ein Mensch derartig geschwächt, dass Nichtigkeiten ihn schon attackieren und „aus der Fassung“ bringen, kann dies den Nährboden für das Entstehen von Krankheit bereiten.

Goethe hat im Alter von 65 Jahren ein kleines Gedicht zu diesem Thema geschrieben. Es trägt den Titel Lebensregel und ist ein literarisches Kleinod zum Thema der Bewahrung von Integrität und psychophysischer Gesundheit:
Goethe zeichnet hier ein Ideal, das im Alltag schwer zu erreichen ist und doch für jedes Individuum ein wichtiges Ziel bleibt: Das Bild eines ungespaltenen Menschen, der eins ist mit sich, seinen Mitmenschen und seinem Schöpfer.

Ein Kraut, das dieses Ziel kraftvoll unterstützt, ist Echinacea, der Sonnenhut. Die psychotropen Wirkungen der achtsam zur Arznei weiterverarbeiteten Heilpflanze schützen den Menschen davor, sich von Bagatellkonflikten seelisch spalten und schwächen zu lassen. Die Anfechtbarkeit durch Erreger wird geringer, die Integrität bleibt besser bewahrt.

Signaturenlehre und Anthroposophische Medizin

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Neuling in der europäischen Medizin

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Pharmakologie und Indikationen

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Literatur
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Sonntag Verlag, Stuttgart 2005
Theodor Dingermann, Dieter Loew: Phytopharmakologie. Experimentelle und klinische Pharmakologie pflanzlicher Arzneimittel. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2003
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 6. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Henning Schramm: Heilmittel der anthroposophischen Medizin. Elsevier bei Urban & Fischer, München 2009
Heinz-Hartmut Vogel: Wege der Heilmittelfindung. Band 1, Natur – Mensch – Medizin Verlags GmbH, Bad Boll 1994
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. WVG Stuttgart 2002
Goethes Gedichte in zeitlicher Folge. Insel Verlag, Frankfurt 1999
KLUGE. Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Walter de Gruyter, Berlin 2002
Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 1998

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 6/2012