FACHFORUM

Beschwerden der Wechseljahre: Alternativen zur Hormontherapie

Jan-Christoph Wollmann

Die Wechseljahre sind keine Erkrankung. Die Symptome der Umstellung des weiblichen Hormonhaushalts können eine therapeutische Begleitung der Menopause aber durchaus erforderlich machen. Als besonders häufig und belastend werden Hitzewallungen beschrieben. Die symptomlindernde Wirksamkeit einer medikamentösen Hormonsubstitution für diese Indikation ist zwar belegt*, doch sind heute zahlreiche Nebenwirkungen wie z.B. Thrombosen, Schlaganfall und Brustkrebs u. a. auch durch randomisiert-kontrollierte Studien bekannt.1, 10, 13 Experten und Arzneimittelbehörden empfehlen die Hormonersatztherapie (HRT) deshalb nur noch zur kurzfristigen Behandlung sehr starker Wechseljahresbeschwerden. Doch auch steroidfreie pharmakologische Interventionen, etwa mit Antidepressiva, sind in den meisten Fällen keine Alternative.


Mit der Hormonersatztherapie (HRT) hatten die Wechseljahre ihren Schrecken zunächst verloren. Millionen von Frauen erhielten eine HRT gegen Begleiterscheinungen des Klimakteriums und zur Vorsorge gegen Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen. Jäh gestoppt wurde der Höhenflug der Hormonsubstitution durch den Studienabbruch der Women’s Health Initiative Untersuchung und die Resultate der Heart and Estrogen/Progestin Replacement Study.4 Zurück blieben verunsicherte Frauen und die Frage nach Alternativen. Nicht einmal jeder zehnten Frau (9,6 Prozent) zwischen 45 und 65 Jahren wurde 2010 eine Hormonersatztherapie verordnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch fast 40 Prozent.9

Neue Studie: Positiver Effekt von Hitzewallungen

Entgegen bisheriger Erkenntnisse scheinen Hitzewallungen nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang zu stehen. Im Gegenteil: Frauen, die bereits zu Beginn der Wechseljahre unter vasomotorischen Symptomen litten, bekamen seltener Herz-Kreislauferkrankungen als Frauen, die erst später oder gar nicht von Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen betroffen waren. So das überraschende Ergebnis einer Auswertung der Daten von 60.000 Frauen, deren Gesundheitszustand im Rahmen der Women’s Health Initiative Observational Study über zehn Jahre beobachtet wurde.16 Über welche Mechanismen die vasomotorischen Symptome (Hitzewallungen, Schweißausbrüche, auch in Kombination mit Tachykardien) ihre positiven Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem entfalten, ist noch nicht restlos geklärt. Betroffenen Frauen kann die neue Erkenntnis jedoch zumindest zu einer positiveren Sicht der lästigen Hitzewallungen verhelfen.

Mit einer Inzidenz von etwa 60 bis 80 Prozent sind vasomotorische Symptome bei den Betroffenen die häufigste Begleiterscheinung der Menopause.2

Man nimmt an, dass diese Symptome durch eine Überaktivität des Gonadotropin-(GnRH)-Pulsgenerators im Hypothalamus ausgelöst werden.17 Durch die vermehrte pulsatile Ausschüttung von GnRH wird in den Hypophysenvorderlappen mehr Luteinisierendes Hormon (LH) gebildet und so versucht, die Ovarien zur Östrogenproduktion zu stimulieren. Die daran beteiligten Neurotransmitter, z.B. Norepinephrine, Serotonin und Dopamin, wirken auch in den benachbarten hypothalamischen Nervenzellen, die für die Regulation der Körpertemperatur und des Herz-Kreislaufsystems zuständig sind, und führen so zu einer Entspannung der Hautgefäße, Temperaturänderungen und Tachykardien.

Vasomotorische Symptome sind an sich völlig ungefährlich, können aber vor allem die Schlafqualität empfindlich stören. Je nach Häufigkeit, Dauer und individueller Wahrnehmung ist die Lebensqualität zum Teil so stark beeinträchtigt, dass eine Behandlung angezeigt ist. Trotzdem steht eine Hormonbehandlung mit den bekannten Risiken in den meisten Fällen in keiner Relation zu ihrem Nutzen.

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Akupunktur bessert Hitzewallungen

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Aktivierung körpereigener Regulationsvorgänge mit homöopathischen Komplexmitteln

Fazit

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Referenzen
1. Anderson GL, Limacher M, Assaf AR, et al. Effects of conjugated equine estrogen in postmenopausal women with hysterectomy: the Women’s Health Initiative randomized controlled trial. JAMA. 2004;291:1701-1712.
2. Ärztezeitung. Viele Frauen bemerken Hitzewallungen nicht. 11. November 2011. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/hormonstoerungen/menopause/article/678439/menopause-viele-frauen-bemerken-hitzewallungen-nicht.html, Zugriff Februar 2012.
3. Bundesinstitut für Risikobewertung: Isolierte Isoflavone sind nicht ohne Risiko. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 039/2007 vom 3. April 2007; http://www.bfr.bund.de/cm/343/isolierte_isoflavone_sind_nicht_ohne_risiko.pdf, Zugriff Februar 2012.
4. Chlebowski RT, Anderson GL, Gass M, Lane DS, et al. Estrogen Plus Progestin and Breast Cancer Incidence and Mortality in Postmenopausal Women. JAMA. 2011;305(5):466. http://jama.ama-assn.org/content/304/15/1684.short, Zugriff Februar 2012.
5. Coupland C, Dhiman P, Morriss R, Arthur A, Barton G, Hippisley-Cox J. Antidepressant use and risk of adverse outcomes in older people: population based cohort study. BMJ 2011; 343 doi: 10.1136/bmj.d4551 Published 2 August 2011.
6. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Leitlinien, Empfehlungen, Stellungnahmen, Stand September 2009. http://www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/03-S3-Leitlinie%20HT%202009_DGGG_Kurzversion.pdf, Zugriff Februar 2012.
7. Dören M. Gegen Herzrasen und Hitzewallung? Bewertung der Isoflavonoide im Rahmen der Prävention und Therapie von Wechseljahresbeschwerden. Aktuell Ernährungsmed 2011; 36 (1): 33-35.
8. Gerhard I. et al. (2006). Klimakterische Beschwerden: Wirksamkeit eines homöopathischen Kombinationshomöopathikums. In: Der Kassenarzt, Sonderbeilage 15:1 4.
9. Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse 2011, http://www.tk.de/centaurus/servlet/contentblob/404420/Datei/57698/Medienservice%20November%202011%20Frauengesundheit.pdf, Zugriff Februar 2012.
10. Million Women Study Collaborators. Breast cancer, hormone replacement therapy in the Million Women Study. Lancet. 2003;362:419.
11. Nelson HD, Vesco KK, Haney E, Fu R et al. Nonhormonal Therapies for Menopausal Hot Flashes Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2006; 295 (17):2057-2071. http://jama.ama-assn.org/content/295/17/2057.long, Zugriff Februar 2012.
12. Pandya KJ, Morrow GR, Roscoe JA, Zhao H, et al. Gabapentin for hot flashes in 420 women with breast cancer: a randomised double-blind placebo-controlled trial. Lancet 2005; 366: 818-24.
13. Rossouw JE, Anderson GL, Prentice RL, et al. Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results from the Women’s Health Initiative randomized controlled trial. JAMA. 2002;288:321-333.
14. Seidlova-Wuttke D, Hesse O, Jarry H, Christoffel V et al. Evidence for selective estrogen receptor modulator activity in a black cohosh (Cimicifuga racemosa) extract: comparison with estradiol-17b. European Journal of Endocrinology 2003; 149: 351–362. http://www.eje.org/content/149/4/351.full.pdf, Zugriff Februar 2012.
15. Sunay D, Ozdiken M, Arslan H, Seven A. The effect of acupuncture on postmenopausal symptoms and reproductive hormones: a sham controlled clinical trial. Acupunct Med2011;29:27-313. http://aim.bmj.com/content/29/1/27.abstract, Zugriff Februar 2012.
16. Szmuilowicz ED, Manson JE, Rossouw JE, Howard BV et al. Vasomotor Symptoms and Cardiovascular Events in Postmenopausal Women. Menopause – Journal of the North American Menopause Society 2011; 18 (6): 603-610.
17. Wuttke W, Jarry H, Seidlová-Wuttke D. Cimicifuga Racemosa Extract For The Treatment Of Climacteric Complaints. J Endocrinol Reprod 10 (2006) 2: 106-110. http://www.srbce.org/journal12b/004.pdf, Zugriff Februar 2012.

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jan-Christoph Wollmann
Hevert-Arzneimittel GmbH & Co. KG
In der Weiherwiese 1
55569 Nussbaum

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Naturheilpraxis 5/2012