Akupunktur/TCM

Kinderwunsch

Wünschen oder machen? Über die Grenzen der Machbarkeit

Andreas A. Noll

Leben und Tod – diese beiden Bereiche sind der Allmacht menschlicher Fantasien immer noch weitgehend entzogen. Das Leben endet irgendwann, meist so unverhofft und unvermutet, wie es begonnen hat. Wir fallen hinein in diese Welt, und irgendwann entfleuchen wir ... eine Milli- oder Mikrosekunde in den Milliarden Jahren, seitdem dieses Universum existiert und vielleicht noch existieren wird.


Diese beiden großen Geheimnisse haben wir als kleine Menschen schon immer versucht zu entschlüsseln. Eine Ahnung von Allmachtgefühl und eine gute Portion Neugier trieb uns zu verschiedenen Theorien über dieses große Geheimnis: Gab es Riesen von anderen Sternen? Gibt es einen Gott? Gibt es Heilmittel oder Nahrungsmittel, die uns unsterblich werden lassen? Gymnastische Übungen, verbunden mit irgendwelchen Atemtechniken, weil wir ja gemerkt hatten, dass der erste Schrei und der letzte Atemzug das Leben begrenzen. Diese Grenzen wollten wir ja erkunden und vor allem waren und sind wir ja unbeschreiblich neugierig, was sich dahinter befinden mag... Gerade die Chinesen waren ja sehr große Meister darin, Mittel und Wege zur Unsterblichkeit zu finden und somit dieses große Fragezeichen aufzulösen. Und bei uns hier im Westen? Irgendwann hatten wir genug von den ewigen Spekulationen – wir wollen es wissen!

Endlich: Wissen statt Glauben!

Erinnern Sie sich? Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms 2003? Noch früher: das erste IVF-Kind 1978? Wir scheinen uns klar darüber zu werden, was wir sind, woraus wir bestehen, und der Einfachheit halber bedienen wir uns der Begrifflichkeiten aus einer vergangenen Zeit: Da gibt es Speicher, Leitungen, Verstärker und eine biologische Uhr. Diese tickt nun einmal, und der Mensch scheint wieder einmal ausgeliefert zu sein ein unausweichliches Diktum, gefangen im Räderwerk seines selbst verantworteten Schicksals. Während weite Teile der tatsächlichen Naturwissenschaft schon längst bei Regelkreisen, Netzwerken, Interferenzen und Feldern angekommen sind, erweckt die scheinbar naturwissenschaftliche Medizin den Anschein von Allmacht und Unausweichlichkeit.

Und wieder tauchen Götter und Magiere auf, die Erlösung versprechen: In weiß oder grün gekleidet, wird den Menschen wieder die Hoffnung gemacht, dass wir diesem grausamen Schicksal entrinnen können. Zumindest der Anfang liegt in der Macht des Handelns. Zwar mit Erfolgsquoten, die eigentlich weit unter der Placeborate liegen, aber die Versprechen verbreiten die Illusion der Machbarkeit.

Sicherheit und Turbulenzen

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Aus fernöstlicher Sicht:

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Anmerkungen
1) Die Baby-Take-Home-Rate pro Embryotransfer in Deutschland beträgt etwa 16 %. Nach dem Deutschen IVF Register 2002 waren es 17,49% für die in-Vitro-Fertilisation (IVF), 19,79 % für die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und 10,28% für die Rücksetzung ursprünglich kryokonservierter Eizellen im Pronucleusstadium. Pro begonnenem Zyklus gibt es demnach bei IVF und ICSI eine Baby-Take-Home-Rate von gut 15%.
(Quelle: www.deutsches-ivf-register.de, http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=40109)
2) aus dem Intro von Noll, Andreas (Hg): Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen: Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch, Hippokrates-Verlag, 2008
3) Lorenzen/Noll „Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin“, Band 5, Wandlungsphase Wasser, S. 161
4) aus dem Intro von Noll, Andreas (Hg): Chinesische Medizin bei Fertilitätsstörungen: Erfolgreiche Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch, Hippokrates-Verlag, 2008

(Der Autor spricht auf dem TCM Kongress 2012 in Rothenburg)

Anschrift des Verfassers:
Andreas A. Noll
Achützenstr. 8
80335 München

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Naturheilpraxis 3/2012