SPEZIAL

Pflanzen-Kraft

Beitrag zur einheimischen Ethnomedizin

Florin L. Mihail

Unser wissenschaftsgeprägtes Weltbild bemüht sich, die Kenntnis der Phytotherapie auf einzelne Wirkstoffe der Pflanzenkörper zu reduzieren. Bestenfalls finden in gängigen, diesem Denken entsprechenden Kräuterbüchern noch einige Anwendungen der Volksmedizin Erwähnung. Zugleich wird der Anspruch gestellt, die Kräuterkunde der universitären Medizin unterzuordnen. Sie – wie überhaupt die sogenannte alternative Naturmedizin – stellt allenfalls eine Randerscheinung moderner Heilkunde dar. Ein Ansatz, der innerhalb des physischen Reduktionismus durchaus Berechtigung hat.


Doch es gibt andere, erweiterte Sichtweisen der Pflanzenkunde, die in Verständnis und Heilwirkung weit über das, was wir zu wissen glauben, hinaus gehen können. Hier ist der physische Pflanzenkörper samt seiner Inhaltsstoffe und deren Komposition Ausdruck einer tiefen, bis ins Nichtstoffliche reichenden Realität, die unter anderem als energetische, seelische und geistige Dimensionen bezeichnet werden könnte.

Eine beseelte, lebendige Naturheilkunde kann diese Sichtweisen durch geeignete Techniken und traditionelles Kräuterstudium integrieren. Der folgende Artikel möchte einige Anregungen geben, mit einfachen schamanistischen Techniken auf persönlicher Erfahrung basierendes Kräuter-Wissen zu erwerben.

1. Traditionelle Kräuterkunde und Moderne

Das Wissen um die Wesenhaftigkeit der Pflanzen begleitet uns Menschen anzunehmender Weise seit Jahrtausenden. Lange bevor es Mikroskope gab, kannten die Menschen Heilwirkungen der örtlichen Flora. Neben empirischem Wissen legen Beobachtungen bei Naturvölkern eine weitere, einfache und auf den ersten Blick primitiv wirkende Erklärung für solch „präwissenschafliches“ Wissen nahe. Viele authentische Heiler solcher Völker – von Ethnologen gelegentlich als „Informanten“ bezeichnet – berichten, dass sie große Teile ihres Wissens von den Pflanzen selbst haben. Für diese Menschen ist das das Einfachste der Welt: Frag die Pflanzenwesen selbst! Unser aktuelles Weltbild ist vergleichsweise jung. Bevor Medizin und Pharmazie fruchtbare Verbindung mit der Wissenschaft eingingen, waren Kräuter (und andere inspirierte Heilmethoden) die einzigen verlässlichen Heilbegleiter. Und Bewusstsein, Inspiration, ein scharfer Verstand und hervorragende Beobachtungsgabe waren die wesentlichen „vormikroskopischen“ Werkzeuge, derartiges Wissen zu erwerben. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs und veränderte sich das Wissen. Altes wurde vergessen, Neues entdeckt und immer wieder gab es inspirierte Menschen, die unter Einsatz ihrer seelischen Sichtigkeit ebenso wie ihrer analytischen Geistesfähigkeiten erstaunliche persönliche Heilkräfte entwickeln und praktisch umsetzen konnten. Dies zieht sich bis in unsere Zeit. Jedoch im Strom rationaler Aufklärung und Wissenschaft haben viele moderne Menschen verlernt, diese ihnen von der Natur mitgegebenen, einfachen und persönlichen Werkzeuge zu nutzen. Zunächst muss das kein Nachteil sein! Kein Schamane oder Heiler nativer Kulturen würde auf die Idee kommen, Offensichtliches als irrelevant bei Seite zu tun. Aus meiner Sicht ist das moderne Wissen um unsere Heilkräuter, deren Standorte, botanische Namen und die Inhaltsstoffe ebenso wichtig, wie die seelisch / geistige Inspiration und Vision. Es gibt Wege, modernes Wissen erfolgreich mit persönlichen Inspirationen zu verbinden, ja mehr noch: es als Sprungbrett zu nutzen, um allmählich einen tiefen und vernetzten Zugang zu den spirituellen Dimensionen der Heilpflanzen zu erkennen. Es gibt Zusammenhänge zwischen den Reichen der Pflanzendevas1 und deren physischer Manifestation. Bezogen auf die Inhaltsstoffe lässt sich die geistige Grundlage beispielsweise erahnen, wenn man dem Ursprung, der Ursache ihrer Komposition nachspürt: Warum entwickelt eine Pflanze einen typischen Bau, bevorzugt bestimmte Standorte und kombiniert ihre Inhaltsstoffe in oft so frappierend vielgestaltigen Mustern, die erstaunlicherweise wahrnehmbare Wirkungen bei Krankheiten verzeichnen lassen?

2. Pflanzen haben Seelen!

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3. Heilen mit Pflanzengeistern

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4. Wir sind nicht allein!

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Anmerkungen
1 In unserem Kulturkreis tauchen sie in den Märchen als Feen und Elfenwesen auf.
2 Zur Erinnerung: Die Ansprechbarkeit eines Patienten stellt ein wesentliches Kriterium für die Beurteilung der Bewusstseinslage in Notfallsituationen dar. Bewusstlosigkeit geht per Definition u.a. mit fehlender Ansprechbarkeit einher.
3 Das ist vermutlich einer der Hauptgründe, dass Kinder noch relativ leicht und natürlich veränderte Bewusstseinszustände erleben können. Die Fähigkeit dafür geht erst im Laufe des Erwachsenwerdens, so gesehen mit dem zunehmenden persönlichen Wissen, der Sozialisierung etc., verloren.
4 Nach J. Fries. Gemeint ist im Prinzip das Unterbewusstsein. Da ich mich aber weigere, das in der Tiefe verborgene Selbst als ein von Neurosen und sonstigen Störungen zerrüttetes Etwas zu brandmarken, versuche ich, den psychologischen Begriff im Rahmen schamanischer Praxis zu umgehen. Fries hat dafür eine sehr schöne und passende Alternativbezeichnung gefunden.
5 Näheres dazu siehe einschlägige Literatur zum Schamanentum. Schamanische Grundtechniken dieser Art können darüber hinaus bei verschiedenen Anbietern erlernt werden.
6 Harner, M. „Der Weg des Schamanen“
7 Ein Beispiel an Hand der Schafgarbe (Achillea millefolium), bei der ich meinen Pfeilgeist tatsächlich als Schmetterling vorfand: Eine wesentliche Kraft dieser Pflanze ist das „Hereinziehen der Seele in den Körper“ oder das „feste Verbinden der Seele mit dem Körper“ (Storl). Dieses Gefühl hatte ich stark allein beim Betrachten des geistigen Pflanzentsentsak. Mir fiel der Zusammenhang zwischen den Schmetterlingsflügeln und dem Körper in dieser Art extrem auf.
8 Und eine massive Giftigkeit ausgeschlossen ist. Bei echten Giftpflanzen bietet sich übrigens die Möglichkeit, auf homöopathische Zubereitungen zurück zu greifen, wenn man auf die körperliche Aufnahme nicht verzichten will.
9 Ich nehme an, viele Leser werden sich erinnern, wie beispielsweise Edward Bach die seelischen Heilkräfte der Bachblüten identifizierte.
10 In schamanistisch geprägten Kulturen ist es übrigens an der Tagesordnung, diese Besonderheit zu missbrauchen, beispielsweise indem andere Menschen, vielleicht der konkurrierende Heiler aus dem Nachbardorf, mit diesen Pfeilen angegriffen werden. Ein eindrucksvolles Beispiel dieser Art beschreibt Narby.
11 Genau betrachtet aber eher logischer Weise: Wenn beide Methoden funktionieren und sich ähnlicher Grundprinzipien bedienen, müssen fast zwangsläufig auch entsprechende Übereinstimmungen auftreten.

Anschrift des Verfassers:
Frank Röpti, Heilpraktiker
Brudermühlstr. 9
81375 München

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Naturheilpraxis 3/2012