Klassische Homöopathie

Carboneum sulfuratum – ein wenig bekanntes Mittel

Karin Kästle

Zusammenfassung:
Beim Studium der Angst- und Furchtrubriken im Kentschen Repertorium findet sich auch Carboneum sulfuratum (Carb-s.), ein weniger bekanntes Arzneimittel hochwertig vertreten. Im folgenden Bericht wird es anhand der Materia medica, des Repertoriums und Fallbeispielen näher vorgestellt werden.


Einleitung

Das Arzneimittelstudium steht beim Sigmaringer DGKH-Studienarbeitskreis nach wie vor als wichtiger Punkt auf dem Programm. Die Arzneimittel sind des Homöopathen wichtigste Heilwerkzeuge. Aus diesem Grund muss er seine Werkzeuge gut kennen, richtig anzuwenden wissen und für die unterschiedlichen Krankheiten auch eine gehörige Anzahl an verschiedenen Werkzeugen zur Verfügung haben, um seine Arbeit gut verrichten zu können.
Zum Erlernen der Arzneimittel gibt es verschiedene Wege. Einzelne Mittel können nach einem vorgegebenen Schema wie z.B. dem Kopf-zu-Fuß-Schema erarbeitet werden, was bei großen Mitteln wie etwa Sulfur sehr anstrengend sein kann. Ähnliche Mittel können vergleichend gegenübergestellt werden wie z.B. Bryonia und Rhus toxicodendron. Arzneien können aber auch in Bezug auf ein Organsystem oder einen Symptomenkomplex auf ihre Charakteristika untersucht werden. In der Vergangenheit wurden so z.B. „Blasenmittel“ und „Hustenmittel“ behandelt und als weiteres Thema „Angst-/Furchtmittel“ genauer angeschaut.

Definition

Angst: das beim Erleben (oder bei der Vorstellung) einer unüberwindlich erscheinenden Bedrohung auftretende, beengende Gefühl des existentiellen Bedrohtseins (extrem als Todesangst), das von vor allem vegetativen Symptomen begleitet wird (Blässe, Schweiß, veränderte Mimik, Zittern, Herzklopfen, Blutdruckanstieg, evtl. auch Ohnmacht, Durchfall). Ist im Gegensatz zur Furcht nicht objektgerichtet (Definition laut Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage).

Es stellte sich die Frage, nach welchem Kriterium eine Auswahl der zu studierenden Mittel zu treffen sei. Hier wurde pragmatisch vorgegangen und im Kentschen Repertorium die Rubriken Angst und Furcht aufgesucht. Die ersten 13 Mittel, die in beiden Rubriken dreiwertig vorhanden sind, sollten dann genauer auf die Angst-/ Furchtsymptomatik hin angeschaut werden. Von den Teilnehmern wurden zum Studium verschiedene Arzneimittellehren benutzt. Auf diese Weise war zudem ein Vergleich verschiedener Autoren möglich.

Gemüt – Angst, Bangigkeit, banges Gefühl (203):

Abrot Acet-ac Acon Acon-f Act-sp Aeth Agar Agn Ail All-c Aloe Alumn Alum Ambr Am-c Am-m Anac Ang Ant-c Ant-t Apis Arg Arg-n Arn Ars Ars-h Ars-i Asaf Asar Aspar Aster Aur Aur-s Bar-c Bar-m Bell Benz-ac Berb Bism Bor Bov Bry Bufo Cact Cadm Cahin Calad Calc Calc-p Calc-s Camph Cann-i Cann-s Canth Caps Carb-an Carb-v Carbn-o Carbn-s Caust Cench Cham Chel Chin Chin-ar Chin-s Chlol Cic Cimx Cimic Cina Clem Cocc Coc-c Coch Coff Colch Coloc Con Croc Crot-c Crot-h Croto-t Cub Cupr Cupr-ar Cur Cycl Dig Dros Dulc Elaps Euon Eup-per Euph Ferr Ferr-ar Ferr-i Ferr-p Fl-ac Gels Glon Graph Grat Hell Hep Hura Hyos Ign Indg Ip Jatr Iod Kali-ar Kali-br Kali-c Kali-chl Kali-i Kali-n Kali-p Kali-s Carl Kreos Lach Lact Lat-m Laur Led Lil-t Lyc Lyss Mag-c Mag-m Mag-s Manc Mang Med Meny Merc Merc-v Mez Mill Mosch Mur-ac Mygal Naja Nat-ar Nat-c Nat-m Nat-p Nicc Nit-ac Nux-v Olnd Op Ox-ac Paeon Petr Phel Phos Ph-ac Plan Plat Plb Psor Puls Pyrog Ran-b Ran-s Raph Rheum Rhod Rhus-t Ruta Sabad Sabin Samb Sang Sars Squil Sec Seneg Sep Sil Spig Spong Stann Staph Stram Stront Stry Sulph Sulo-ac Sumb Tab Tarent Thuj Valer Verat Viol-o Viol-t Xan Zinc
Gemüt – Furcht (143):

Absin Acet-ac Acon Aeth Agar Agn Aloe Alum Am-c Anac Ang Ant-c Ant-t Arg-n Ars Ars-i Asaf Aur Bapt Bar-c Bar-m Bell Bor Bry Bufo Cact Calad Calc Calc-p Calc-s Camph Cann-i Cann-s Caps Carb-an Carb-v Carbn-s Cast Caust Cham Chin Chin-ar Chlor Cic Cimic Coca Cocc Coc-c Coff Coloc Con Croc Crot-h Cupr Daph Dig Dros Dulc Echi Elaps Euph Ferr Ferr-ar Ferr-p Form Gels Gent-c Glon Graph Hell Hep Hydr-ac Hyos Hyper Ign Ip Iod Kali-ara Kali-br Kali-c Kali-i Kali-n Kali-p Kali-s Lach Lil-t Lob Lyc Lyss Mag-c Mag-m Manc Meli Merc Merc-i-r Mez Mosch Murx Mur-ac Nat-ar Nat-c Nat-m Nat-p Nat-s Nicc Nit-ac Nux-v Onos Op Petr Phos Phyt Pip-m Plat Psor Puls Ran-b Raph Rheum Rhod Rhus-t Rhus-v Ruta Squil Sec Sep Sil Spig Spong Stann Staph Stram Stront Stry Sulph Sulo-ac Tab Tarent Thuj Til Valer Verat Zinc
(Repertorisation 1 - siehe Naturheilpraxis 3/2012)

Neben erwarteten Mitteln wie Aconitum, Argentum nitricum usw. tauchte unter den ersten 13 Mitteln Carboneum sulfuratum auf, ein wenig bekanntes Mittel, welches bis dato auch von keinem Arbeitskreisteilnehmer in der Praxis eingesetzt worden war. Ein Grund, sich näher mit dieser Arznei zu beschäftigen.

In Kents Repertorium fanden sich zu Angst und Furcht folgende Rubriken:

Carboneum sulfuratum dreiwertig (von insgesamt 181 dreiwertigen Symptomen)
gemüt – Angst, Bangigkeit, banges Gefühl (203)
gemüt – Furcht (143)

Carboneum sulfuratum zweiwertig (von insgesamt 556 zweiwertigen Symptomen)
gemüt – angst – morgens (36)
gemüt – angst – abends schlechter (74)
gemüt – angst – abends – im Bett schlechter (45)
gemüt – angst – nachts (93)
gemüt – angst – Mitternacht, vor (30)
gemüt – angst – Erwachen, beim (66)
gemüt – furcht – nachts (49)
gemüt – furcht – gehen – im Dunkeln (1)

Carboneum sulfuratum einwertig (von insgesamt 1264 einwertigen Symptomen)
gemüt – angst – Furcht, mit (85)
gemüt – angst – Gewissensangst (als ob man ein Verbrechen begangen hätte) (42)
gemüt – angst – Menses, vor (19)
gemüt – angst – Seligkeit, um die ewige (25)
gemüt – angst – Zukunft, vor der (68)
gemüt – furcht – morgens (11)
gemüt – furcht – Geisteskrankheit, vor (47)
gemüt – furcht – Menschen, vor (55)
gemüt – furcht – Tod, vor dem (103)
gemüt – furcht – Unglück, dass sich ein U. ereignen könnte (63)

Auch ermöglicht das ComRep-Computerprogramm schnell diverse Vergleiche anzustellen. Die erstellte Tabelle zeigt z.B., dass Carboneum sulfuratum mit insgesamt 2001 Symptomen im Kent vertreten ist, 181 davon dreiwertig also im ersten Grad 1 (Tabelle 1 - siehe Naturheilpraxis 3/2012).

Um was für einen Stoff handelt es sich nun bei Carboneum sulfuratum?

...

Was findet sich in der Materia Medica Homöopathica zu dieser Arznei?

...

Fallbeispiel aus der Literatur

...

Fallbeispiel aus der eigenen Praxis

...

Zurück zur Fragestellung: Ist Carboneum sulfuratum ein „Angst-/Furchtmittel“?

...

Anmerkungen:
1 In Kents Repertorium findet sich auf S. XXVIII f.: „Über den Wert der Symptome“, in dem er die drei verschiedenen Grade bespricht:
„Nun zu den Graden: Der Wert der Symptome wird in 3 Grade eingeteilt. Allgemeinsymptome (generals) werden in 3 Grade eingeteilt, 1., 2. und 3. Grad. Gewöhnliche Symptome (common symptoms) und Teilsymptome (particulars) werden in dieselben 3 Grade eingeteilt…
Die Allgemeinsymptome des 1. Grades haben alle, oder die Mehrzahl der Prüfer bei sich beobachtet, z.B. das Apis-Symptom „Erstickungsgefühl in einem warmen Raum“. Alle Prüfer von Apis, oder fast alle, wurden in starkem Maße in dieser Weise affiziert. Alle Prüfer von Pulsatilla fühlten sich schlechter in einem warmen Raum. Über solche Symptome kann kein Zweifel bestehen, denn alle Prüfer fühlten diesen Zustand so stark. Kalium hydrochloricum, Pulsatilla, Jodum und Apis sind unter denen, die dieses Symptom im 1. Grad haben, Verschlechterung im warmen Zimmer, Erstickungsgefühl im warmen Zimmer. Wenn nun diese Symptome, die bei den Prüfern als Allgemeinsymptom gefunden wurden, in die Erfahrung der behandelnden Ärzte aufgenommen werden, wenn die Mittel bestätigt werden dadurch, dass sie die entsprechenden Zustände in weitem Maße, überall, auf Jahre hinaus heilen, dann verdienen diese Mittel den 1. Grad vollkommen.
Wenn nur ein Prüfer ein bestimmtes Symptom festgestellt hat, ist es zweifelhaft, ob dieses Symptom wirklich durch das Arzneimittel hervorgerufen wurde; wenn aber mehrere Prüfer dasselbe Symptom festgestellt haben, wird dieses Symptom dadurch gesichert. Wenn dieses Symptom durch das Mittel von einem Arzt geheilt wurde, kann man sagen, es ist bestätigt. So werden die Symptome also 1. festgestellt, 2. durch Nachprüfung gesichert (confirmed), 3. am Krankenbett bestätigt (verified). Wenn mehrere Prüfer beobachtet habe, dass Pulsatilla sich verschlechtert in einem warmen Zimmer, wenn das durch andere Prüfer gesichert wird und dann durch Heilung von Kranken bestätigt wird, dann gehört Pulsatilla sofort in den 1. Grad dieses Allgemeinsymptoms…
Man nehme jetzt an, dass es andere Symptome gäbe, die nur von wenigen Prüfern festgestellt wurden, diese Symptome laufen jetzt nicht wie ein roter Faden durch die ganze Familie der Prüfer hindurch, aber sie sind durch Nachprüfung gesichert und gelegentlich bestätigt worden. Dann sieht man, dass sie nicht so viel Beachtung verdienen; sie gehören dann zum 2. Grad, weil sie nicht so stark sind wie die vom 1. Grad, die diese Symptome bei jedem oder fast jedem hervorrufen. Natürlich, was hier von den Allgemeinsymptomen gesagt wurde, gilt auch für die gewöhnlichen Symptome und für die Teilsymptome.
Nun zum 3. Grad: Ab und zu bringt ein Prüfer ein Symptom heraus, das nicht durch andere Prüfer gesichert wurde, aber es ist ziemlich auffallend und stark und scheint einen 3. Platz zu verdienen, oder es wurde bestätigt durch Heilung von Kranken, oder auf der anderen Seite, es wurde als ein klinisches Symptom aufgenommen: Manchmal haben genaue und sorgfältige Beobachter festgestellt, dass gewisse Symptome, die nicht in der Prüfung erscheinen sind, ganz allgemein einem bestimmten Arzneimittel gewichen sind, und andere haben diese klinische Erfahrung bestätigt. Solche Symptome wurden in den 3. Grad aufgenommen…“

Literatur:
Allen, H. C.: Leitsymptome wichtiger Mittel der homöopathischen Materia Medica. Göttingen: Burgdorf 2002.
Golovatjuk, A.: Carboneum sulfuratum oder Lösen des Unlöslichen, in: AHZ 2009; 254 (1): 28-32.
Kent, J. T.: Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel Band I, 13. überarbeitete Auflage, Heidelberg: Haug, 1993.
Kent, J. T.: Kent´s Arzneimittelbilder, 5. Auflage, Heidelberg: Haug, 1985.
Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre Band I, 11. Auflage, Heidelberg: Haug 1995.
Phatak, S. R.: Homöopathische Arzneimittellehre. Göttingen: Burgdorf 1998.
Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, München-Jena: Urban & Fischer 2003.
Simbürger, F.: PC-Repertorisationsprogramm ComRep 9.0, Eching 1991-2004.
Vint, Peter: Der neue Clarke, Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker, Bielefeld, Neuauflage 1996, Dr. Grohmann GmbH Taschenbuch-Ausgabe 2001.
von der Planitz, C. / Lorz, T.: Homöopathie bei Multipler Sklerose, 1. Auflage, München: Urban & Fischer 2007.

Anschrift der Verfasserin:
Karin Kästle
Heilpraktikerin
Schützenstr. 14
72511 Bingen Hitzkofen
E-Mail: info@naturheilpraxis-kaestle.de

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