FACHFORUM

Atemwegsallergien vorbeugen im Winter

Naturheilkundliche Möglichkeiten

Susanne Krieger

Für die rund 20 Millionen Menschen in Deutschland, die an einer Allergie der Atemwege leiden, ist die kalte Jahreszeit die schönste Zeit des Jahres, denn sie können endlich frei Luft holen und tief durchatmen, bevor die ersten Frühblüher wie Hasel, Erle, Birke und eventuell auch Gräser wieder zu fliegen beginnen, siehe Abb.1 Pollenflugkalender. So sind die pollenfreien Herbst- und Wintermonate auch der ideale Zeitpunkt, um mit einer vorbeugenden und ursächlichen Therapie zu beginnen, da noch nichts blüht, was tränende Augen, Niesreiz und geschwollene Schleimhäute auslösen kann.


Die allergische Rhinitis, Synonym: Heuschnupfen, Rhinitis allergica, bzw. allergische Rhinokonjunktivitis ist eine allergisch bedingte Erkrankung im oberen Respirationstrakt mit Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) und der Augen (Blepharokonjunktivitis, wobei Bindehaut und Augenlider mit betroffen sind), die nach Allergenexposition durch eine IgE-vermittelte Entzündungsreaktion entsteht. Bei einer früher stattgefundenen Sensibilisierung durch das entsprechende Antigen sind die IgE-Antikörper entstanden. Die Bindung des Antigens an die IgE-Antikörper bewirkt eine Freisetzung der in den Mastzellen enthaltenen Mediatoren wie Histamin, Heparin u.a. Dadurch kommt es als Sofortreaktion bzw. Überempfindlichkeitsreaktion vom Anaphylaktischen Typ zu einer übersteigerten Entzündungsreaktion mit Erweiterung der Gefäße, Störungen der Gefäßdurchlässigkeit, lokaler Ödembildung und Kontraktion der glatten Muskulatur. Der charakteristische Juckreiz und die Schmerzen entstehen durch die Reizung der peripheren Nervenendigungen. Auslösende Antigene sind bei der saisonalen Rhinitis allergica (Pollinosis) vor allem Pollen mit ihren Eiweißbestandteilen. Pollenkörner bringen das männliche Erbgut einer Pflanze geschützt zu den weiblichen Empfangsorganen, um auf diesem Weg ihre Bestäubung und anschließende Befruchtung zu gewährleisten. Sie sind primär harmlose, aber sekundär essentielle Stoffe, da sie letztendlich über den CO2-Kreislauf unsere Sauerstoffversorgung sicherstellen. Pollen werden u.a. durch den Wind verbreitet (Pollenflug!) und können in großen Mengen bei disponierten Menschen Allergien auslösen. Beispielsweise kann eine einzige Roggenähre zwischen 2 und 4 Millionen Pollen freisetzen, die bei günstigem Wind, trockenem und warmem Wetter bis zu 200 Kilometer, in ganz besonderen Fällen auch bis zu 400 Kilometer zurücklegen können (siehe Pollenflugkalender1).

Mittlerweile sind auch die Wintermonate den Pollenallergikern als „Verschnaufpause“ nicht mehr garantiert, da sich nach den neuesten Daten des Polleninformationsdienst (PID) die pollenflugfreie Zeit infolge des Klimawandels verkürzt und jahreszeitlich nach vorne verschiebt. Diskutiert werden im Rahmen der Pollenuntersuchungen Faktoren wie CO2-Konzentration, UV-B-Strahlung, Temperaturveränderungen, neue Pollenarten und Ferntransport von Pollen. Die weltweit stark gestiegene und hohe CO2-Konzentration der Luft fördert nicht nur das allgemeine Wachstum der Pflanzen, sondern auch die produzierte Pollenmenge steigt erheblich an. Gegenläufig hierzu scheint die UV-B-Strahlung zu wirken. Weiter verstärkt die Klimaerwärmung die Intensität des Pollenflugs, wodurch neue Pollenarten gefördert werden, indem Pflanzen in bisher unbesiedelten Gebieten wachsen können. Beispielhaft erwähnt sei das beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), siehe Abb. 1, eine in Europa invasive Pflanze, die ursprünglich aus Nordamerika stammt und heftige Allergien auslösen kann. Da sie mit ihrer einheimischen Schwesterpflanze, dem Beifuß (Artemisia vulgaris), siehe Abb. 2, zu 80 Prozent identische Allergene besitzt, können zahlreiche Kreuzallergien auftreten.

Eine Kreuzallergie liegt vor, wenn Antikörper, die gegen ein bestimmtes Allergen gerichtet sind, auch andere Allergene, die ihrer Struktur nach sehr ähnlich sind, erkennen und ebenso bei dessen Kontakt eine allergische Reaktion auslösen können. Antikörper von Ambrosiaallergikern, die gegen das Hauptallergen in Ambrosiapollen gerichtet sind, erkennen häufig auch ein ähnliches Antigen in Beifuß, was bei Kontakt zu den allergischen Symptomen führt, die ein Kontakt mit Ambrosiapollen hervorrufen würde. Somit können neue Pflanzen nicht nur neue Allergien auslösen, sondern auch bestehende verstärken.

Ebenso sorgt die Beeinflussung der vertikalen Winde durch die Klimaerwärmung für eine Verbreitung der Pollen über große Entfernungen. Als Folgeerscheinung können Allergiker für Pollenarten sensibilisiert werden, die in ihrer Region gar nicht vorkommen. Zusätzlich verschieben sich Anfang und Ende der Pollensaison und sobald die Temperatur einige Zeit über 10°C liegt, setzt der Pollenflug ein und die Leidenszeit der Betroffenen dehnt sich damit fast auf das gesamt Jahr aus.

Insgesamt werden 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in Europa von der allergischen Rhinitis geplagt. Die Tendenz ist stark steigend. Es kann davon ausgegangen werden, dass im Jahr 2015 jeder Zweite von einer Allergie, einhergehend mit einer hyperaktiven pathogenen Immunantwort gegen an sich harmlose Stoffe, betroffen ist. Neben dem Klimawandel werden auch mögliche Wechselwirkungen zwischen Schadstoffpartikeln und Pollen in Betracht gezogen. Die zunehmende Luftverschmutzung, vor allem in städtischen Ballungsgebieten, schädigt und reizt die Schleimhäute der Atemwege und macht sie zugänglicher für Allergene. Verbindungen zwischen Pollen und Umweltschadstoffen wie Feinstaubpartikel aus Dieselruß können in gleicher Weise neue Allergien bei bisher nicht sensibilisierten Patienten auslösen oder bestehende verstärken. Auch übermäßig betriebene Hygiene, vor allem in der Kindheit, wodurch das Immunsystem nicht mit genügend Schmutz, Bakterien, Viren oder Pilzen konfrontiert wird, lässt das Risiko für Allergien steigen.

Häufig entwickelt sich aus einer Pollenallergie zusätzlich eine Kreuzallergie zu bestimmten Nahrungsmitteln. Etwa ein Drittel aller Pollenallergiker reagieren während oder nach dem Essen mit Brennen und Jucken im Mund, Schleimhautschwellung, Magenbeschwerden und Durchfall. Hier ähneln Eiweiße, die von Pollen vieler Pflanzen auf ihrer Oberfläche getragen werden, denen der Früchte verwandter Arten. So verträgt ein Betroffener unter Umständen keine Haselnüsse, Sellerie oder Äpfel, wenn er auf Birken-, Erlen- oder Haselpollen allergisch reagiert. Oftmals wissen Allergiker gar nichts von ihrer Erkrankung und werden nicht entsprechend behandelt. Verhängnisvoll ist, dass beinahe jeder vierte Patient mit Pollenrhinitis im Laufe der Jahre ein allergisches Asthma bronchiale entwickelt („Etagenwechsel“). Der volkswirtschaftliche Schaden aufgrund der hohen Zahl der Erkrankten infolge von Behandlungskosten und Arbeitsausfällen soll nur am Rande erwähnt werden.

Naturheilkundliches Behandlungskonzept zur Prävention

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Schadstoffausleitung über die Organe mittels Arzneipräparaten

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Eigenblutbehandlung zur Umstimmung und Immunstimulierung

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Darmsanierung

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Fazit

Bei Beginn einer allergischen Rhinitis steht meist ein einzelnes Allergen im Vordergrund. Im Laufe der Jahre weitet sich das Spektrum der Allergene aus, wodurch eine zuverlässige Prophylaxe durch gezielte Allergenausschaltung immer schwieriger wird. Es ist realitätsfremd anzunehmen, durch symptomatische Verringerung der Pollenbelastung jeder einzelnen Polle entkommen zu können. Umso wichtiger erscheint eine ganzheitlich präventive Behandlung, die nicht nur das auslösende Agens unschädlich macht, sondern das gesamte Immunsystem wieder in die richtigen Bahnen lenkt. Dem naturheilkundlichen Therapeuten stehen hierbei bewährte Präparate zur Bereinigung des Terrains, einer individuellen Eigenblutbehandlung mit Juv 110 Injektionslösung und gegebenenfalls einer Darmsanierung mit Bakterienpräparaten sehr effektive Methoden zur Seite, die eine aufwändige Allergenaustestung und –beseitigung hinfällig lassen werden. Bei frühzeitigem Therapiebeginn können Pollenallergiker somit nicht nur im Winter durchatmen, sondern sich auch auf den Frühling freuen und das Erwachen der Natur genießen.

Abbildungen siehe Naturheilpraxis 3/2012

Quellen:
1 http://www.pollenstiftung.de/fileadmin/pid/ images/pollenflugkalender/pollenflug gesamt.jpg
2 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6b/Brunga_Parlagfu_Ambrozia_DSC00528.jpg/534px-Brunga_Parlagfu_Ambrozia_DSC00528.jpg
3 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/ArtemisiaVulgaris.jpg

Literatur:
Augustin M: Praxisleitfaden Naturheilkunde. 4. Aufl. München: Urban & Fischer; 2003.
Krieger Susann: Pathologie Lehrbuch für Heilpraktiker. 6. Aufl., Stuttgart: Haug Verlag 2011
http://www.ecarf.org/de, Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF)
http://www.pollenstiftung.de

Anschrift der Verfasserin:
Susanne Krieger
Heilpraktikerin, Biologin B. Sc.
Graf-Arco-Str. 12
84333 Malgersdorf
E-Mail: susannekriegerhp@yahoo.de
Internet: www.susannekriegerhp.de

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