Balsam für die Seele

Energiespeicher auffüllen

Zur naturheilkundlichen Behandlung von Erschöpfung und Burnout

Margret Rupprecht

Die Kraft zum Leben fängt immer dort an, wo die Kraft zum Leben aufhört, schrieb der Dramatiker Christian Friedrich Hebbel im 19. Jahrhundert. Dieser Satz hat etwas Tröstliches, und Menschen, die eine Burnoutphase erfolgreich bewältigt haben, wissen auch um die Richtigkeit dieser Beobachtung. Burnout, das Gefühl einer tiefen Erschöpfung, ist nicht nur ein Krankheitssyndrom, sondern auch eine Anfrage an das Individuum, seine Lebensgestaltung im Privaten und Beruflichen zu überdenken. Wer seine Krankheitssymptome nicht als lästiges Übel ansieht, sondern als Mitteilungen seiner Seele, kann das Gefühl des Erschöpftseins als biografische Herausforderung betrachten, die zwar erst einmal Kopfzerbrechen bereitet und möglicherweise schwierige Entscheidungen einfordert, dem „Leben danach“ aber einen größeren Reichtum und eine höhere Qualität verleiht. Auf die Frage „Was läuft falsch?“ gibt es immer eine Antwort.


Für die naturheilkundliche Behandlung des Burnout-Syndroms ist es hilfreich, sich den Krankheitsprozess bildlich vorzustellen. Spricht man vom Ausgebranntsein, liegt das Bild einer Kerze nahe, deren Docht verglüht, weil das Wachs aufgebraucht ist. Einstmals war sie hoch und strahlend, nun ist nur noch ein schwarzer Stumpf übrig. So wie der Kerze mit dem Wachs der Energievorrat ausgegangen ist, fehlt dem Burnout-Patienten die seelische Kraft, um sich ausgeglichen zu fühlen und seinen Alltag erfolgreich zu meistern. Dieser Zustand ist bei manchen Patienten derart ausgeprägt, dass auch bewährte Energielieferanten wie Schlaf und Essen die Gefühle von Abgeschlagenheit, chronischer Müdigkeit und depressiver Verstimmung nicht mehr bessern können. Nicht nur die Energiereserven sind aufgebraucht – auch die üblichen Regenerationsmechanismen funktionieren nicht mehr. Man hat das Gefühl, nicht mehr genug leisten zu können, hinter den Anforderungen zurück zu bleiben und dem Leben nicht mehr gerecht werden zu können. Mögliche Ursachen gibt es viele. Die Energielecks sind manchmal im Privaten zu finden, oft im Beruflichen, aber fast immer zunächst verdrängt. Lieblosigkeit und Sprachlosigkeit in Partnerschaft und Familie oder eine chronische Überlastung bei den beruflichen Aufgaben sind schmerzhafte Themen, die nur langsam ins Bewusstsein gelassen werden können. Eine Psychotherapie kann helfen, unbewältigte Lebenskrisen und belastende Kompromisse aufzudecken und einer Lösung zuzuführen.

Auf diesem Weg ist es hilfreich, sich im Rahmen des Möglichen für eine gewisse Zeit aus den Konfliktfeldern herauszuziehen und sich ganz bewusst mehr Ruhe zum Nachdenken zu nehmen. Wer sein Unbewusstes nicht länger mit Aktivismus zuschüttet, sondern ihm Raum gibt, sich zu entfalten, wird von seiner Seele jene Signale bekommen, die ihm aus seiner Lebenskrise wieder heraushelfen. Das braucht Zeit und manchmal auch schmerzliche Entscheidungen, z. B. eine existentielle Auseinandersetzung mit sich selbst und mit dem Partner, vielleicht auch eine Trennung, die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder ein Berufswechsel. Gelegentlich sind die Lösungen aber auch ganz einfach wie z. B. bei einer Patientin, die sich einen vor Jahren wurzelbehandelten Zahn ziehen ließ und deren vegetative Belastungssymptome innerhalb eines Monats völlig verschwanden. Die Ursachen, die einen Menschen in das Gefühl des Ausgebranntseins treiben können, sind vielfältig, und die Suche nach ihnen erfordert vom Therapeuten bisweilen einen geradezu kriminalistischen Spürsinn.

Kraft und Wärme vermitteln

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Literaturverzeichnis
Burgersteins Handbuch Nährstoffe. Haug Verlag in MVS Stuttgart, 2007
Joachim Broy: Die Konstitution. Humorale Diagnostik und Therapie. Klaus Foitzick Verlag, München 1992
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol. Bertelsmann Verlag, München 2007
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie. Pflaum Verlag, München 2000
Christoph Jänicke, Jörg Grünwalg: Alternativ heilen. Gräfe und Unzer, München 2006
Josef Karl: Neue Therapiekonzepte für die Praxis der Naturheilkunde. Pflaum Verlag, München 1995
Barbara Temelie: Ernährung nach den Fünf Elementen. Joy Verlag, Sulzberg 1992
Rita Traversier, Kurt Staudinger, Sieglinde Friedrich: TCM mit westlichen Pflanzen. Sonntag Verlag in MVS, 2005
Peter-Hansen Volkmann: Ökosystem Mensch – Gesundheit ist möglich. CoMed Verlags GmbH, Hochheim-Massenheim 2002

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpratikerin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 02/2012