Balsam für die Seele

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Von der Signatur zur therapeutischen Anwendung

Margret Rupprecht

Was Rosmarin für den Geist, ist Lavendel für die Seele, sagt ein altes Sprichwort. In der Pflanzensymbolik steht Lavandula angustifolia für Reinheit und Klarheit. Der botanische Name Lavandula leitet sich vom lateinischen lavare – waschen ab. Dahinter verbirgt sich eine ganz eigene Geschichte: Im alten Rom gab es für u und v nur einen einzigen Buchstaben. Das Wort lavare sprach man ähnlich wie lauare aus. Es steht in engem etymologischen Zusammenhang mit dem Adjektiv lautus, das übersetzt sauber, nett, anständig, sorgfältig und von feinem Ton bedeutet.


„Lauterkeit“ beschreibt das Heilpflanzenwesen des Lavendels sehr treffend, denn die Pflanze wirkt gleichermaßen reinigend auf die innere wie auf die äußere Welt: seit der Antike setzt man das aromatische Kraut gerne dem Waschwasser und den Bädern zu. In arzneilicher Verwendung entfaltet Lavendel seine reinigende Wirkung auch auf die Psyche, wo es die Verarbeitung von emotionalen Erlebnissen unterstützt.

Dass man bis heute den Lavendel mit Reinheit assoziiert, beruht nicht zuletzt auf seinem zugleich blumig-lieblichen und strengen Duft, der über die Fähigkeit verfügt, gleichzeitig zu entspannen und anzuregen. Ätherisches Lavendelöl wirkt deshalb besonders gut bei depressiven Verstimmungen, Ein- und Durchschlafstörungen, nervöser Erschöpfung und emotionaler Übererregung. Es kann innere Verkrampfungen, seelischen Schmerz, Kummer und innere Unruhe auflösen. Wer über längere Zeit ein Lavendelpräparat einnimmt, wird auch die Erfahrung machen, dass die Pflanze ihm Entscheidungen erleichtert. In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Psychosomatik erhellend: Muskuläre, aber auch psychische Verkrampfungen sind unproduktive Spannungszustände, Anstrengungen ohne Sinn und Ziel, die darüber hinaus auch noch Schmerzen bereiten. Im übertragenen Sinne hält man an Situationen fest, zu denen man längst nicht mehr steht. Dann ist es wohltuend, wenn sich die Spannung entladen kann und in Wachheit und Achtsamkeit wandelt. Auf diesem Weg hilft Lavendel, indem er psychische und muskuläre Blockaden löst und in einen Entspannungszustand überführt, weshalb er sich seit langem auch als vorzügliche Heilpflanze für die Sterbebegleitung erwiesen hat.

Lavendel ist ein kleiner Halbstrauch von 20 – 60 cm Höhe mit stark verzweigten Ästen und schmal-lanzettlichen Laubblättern. Seine etwa sechs- bis zehnblütigen blauvioletten Scheinquirle sind zu ährigen Blütenständen vereinigt. Heimat des Echten Lavendels sind die trockenen, warmen Hänge des Mittelmeergebietes. Die Pflanze lässt sich noch bis Norwegen hinauf kultivieren, bildet im skandinavischen Raum jedoch keine Samen mehr aus. Sie blüht von Juli bis September.

Signaturenlehre und Anthroposophische Medizin

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Geschichte und Mythologie

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Pharmakologie

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Literatur
Marianne Beuchert: Symbolik der Pflanzen. Insel Verlag, Frankfurt 2004
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Sonntag Verlag, Stuttgart 2005
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol. Bertelsmann Verlag, München 2007
Volker Fintelmann: Intuitive Medizin – Anthroposophische Medizin in der Praxis. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2007
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie. Pflaum Verlag, München 2000
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Rudolf Klußmann: Psychosomatische Medizin. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 1998
Edeltraud Lubinic: Handbuch Aromatherapie. Haug Verlag in Medizinverlage Stuttgart, 2004
Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Band 8. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Hermann Menge: Langenscheidts Großwörterbuch Lateinisch – Deutsch. Unter Berücksichtigung der Etymologie. Langenscheidt Verlag, Berlin und München 1979
Mannfried Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Gräfe und Unzer Verlag, München 1993
Wilhelm Pelikan: Heilpflanzenkunde. Band I, Verlag am Goetheanum, Dornach 1999
Henning Schramm: Heilmittel der Anthroposophischen Medizin. Urban & Fischer bei Elsevier GmbH, München 2009
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phythotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathica. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Rudolf Fritz Weiß: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1991
Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 02/2012