Gesundes Altern

Mehr als Müsli

Bircher-Benner und seine Ordnungsgesetze

Matthias Engel

Der Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner (geb. am 22.8.1867 in Aarau, gest. am 24.1.1939 in Zürich) ist der Mehrheit der Bevölkerung, aufgrund des nach ihm benannten Müslis, überwiegend als Wegbereiter einer gesunden Ernährungslehre bekannt. Doch weit mehr Bedeutung als der vegetarischen Ernährung ist der Ordnungs- bzw. Ganztherapie des Schweizer Arztes beizumessen, die er in Form von Ordnungsgesetzen formulierte.


Die Ordnungstherapie sollte demnach als Grundlage jeder Therapie dienen, und es gilt den Patienten zu ermutigen und zu helfen, die neun Gesetze einzuhalten. Die Verdeutlichung der Wichtigkeit jedes einzelnen Gesetzes für den Patienten ist laut Bircher-Benner eine „Herkulesaufgabe“ (Bircher 1989, S. 144) für den Therapeuten, aber notwendig, denn: „Die Gesundheit kennt keine Kompromisse!“ (Bircher, 1989, S. 129). Der Therapeut benötigt demzufolge neben der fachlichen Qualifikation eine persönliche Reife und pädagogische Kenntnisse, damit er im Stande ist, das Selbstwertgefühl und Umweltbewusstsein des Patienten zu stärken.

Allerdings war Bircher-Benner nicht der erste, dem eine natürliche Lebensweise als Voraussetzung für ein gesundes Leben unabdingbar schien. Kein geringer als der Vater der Medizin, Hippokrates von Kos, prägte den Begriff Diät (Lebensweise). Er meinte damit die Regelung der Lebensordnung unter Beachtung der Grundbedürfnisse des Menschen. Laut dem „Corpus Hippocraticum“ sind folgende elementaren Lebensbedingungen zu beachten: 1. Licht und Luft, 2. Speise und Trank, 3. Arbeit und Ruhe, 4. Schlaf und Wachen, 5. Ausscheidungen und Absonderungen, 6. Anregung des Gemütes bzw. psychisches Gleichgewicht.

Das Ziel Bircher-Benners war die Schaffung einer Heilkunde der Zukunft, bei der „die Mehrung der Lebensfülle im weitesten Sinne als Inbegriff der Gesundheit der Bekämpfung von Krankheit grundsätzlich übergeordnet war“ (Bircher 1989, S. 106). Er erkannte, „dass Gesundheit ein wohlgeordnetes Leben voraussetzt, dass jegliche Unordnung zu Gesundheitsstörungen und Krankheiten führen muß, und dass der Kranke, um die Gesundheit wieder zu finden, sein Leben in allererster Linie neu ordnen muß.“ (Bircher 1989, S. 26) und fasst seine Lehre in den „Ordnungsgesetzen des Lebens“ zusammen, die er erstmals in den Londoner Vorträgen im November 1937 veröffentlichte.

Seine Ganztherapie und Ordnungsgesetze basieren auf folgenden Gedanken: „Eine solche Krankheitserkennung macht es klar, dass es keine Organkrankheit für sich gibt, sondern nur Menschen mit einer Ganzkrankheit, die an diesem oder jenem Organ greifbar wird, und daß zum Wesen dieser Ganzkrankheit untrennbar ein bestimmtes Maß von Unordnungen in der Lebensweise, insbesondere auch in der Ernährung, gehört, das aus bestimmten Gründen individuell verscheiden ist, aber anhand der Ordnungsgesetze des Lebens erkannt werden kann.“ (Bircher 1989, S. 124). Wie vor über 70 Jahren haben die Ordnungsgesetze weder an Aktualität noch Brisanz verloren.

Im Einzelnen lauten sie jeweils kurz zusammengefasst wie folgt:

1. Organisationsgesetz der Nahrung

...

2. Gleichgewichtsgesetz der Nahrung

...

3. Das Ökonomie-Gesetz der Ernährung

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4. Mundgesetz

...

5. Ordnungsgesetz des Hautorgans

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6. Das Ordnungsgesetz der Atmung

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7. Ordnungsgesetz der Beziehung zur Schwerkraft

...

8. Ordnungsgesetz des Lebensrhythmus

...

9. Ordnungsgesetz des Seelenlebens

...

Literatur
Bircher- Benner, M.: Ordnungsgesetze des Lebens als Wegweiser zur echten Gesundheit. Wendepunkte- Verlag. Zürich 1938
Bircher, R.: Bircher-Benner. Leben und Lebenswerk. Bircher-Benner Verlag. Bad Homburg v.d.H. 1989
Hollmann W.: Freizeitsport, Fitnesstraining, Entspannung. In: Ritzdorf W, Bewegung, Gesund in die Zukunft, 16. Aufl. Techniker Krankenkasse 2002
Melchart, D./ Wagner, H.: Naturheilverfahren. Grundlagen einer autoregulativen Medizin. Schattauer. Stuttgart 1993
Melzer, J.: Vollwerternährung. Franz Steiner Verlag. Stuttgart 2003
Merta, S.: Wege und Irrwege zum modernen Schlankheitskult. Franz Steiner Verlag. Stuttgart 2003
Pfeifer, W.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Aufl. dtv. München 2005
Schilling, J.: Kau dich gesund! Schlank und vital ohne Diät. 5. Aufl. Trias. Stuttgart 2003
Schimmel, K.-C. (Hrsg.): Lehrbuch der Naturheilverfahren. Band 1. Hippokrates. Stuttgart 1986
Worm, N.: Heilkraft D. 3. Aufl. Systemed. Lünen 2011

Anschrift des Verfassers:
Matthias Engel
M.Sc., Heilpraktiker, Sportwissenschaftler
Gesundheitszentrum und Naturheilpraxis
Asbacher Str. 17c
98574 Schmalkalden

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Naturheilpraxis 01/2012