Gesundes Altern

Gibt es einen kausalen Zusammenhang im Alter?

Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Verlust von Nierenfunktion, Knochen- und Muskelmasse

Ludwig Manfred Jacob

Sie sind schlank, vital und gegen Zivilisationskrankheiten gefeit: Die Yanomami-Indianer aus dem Norden Brasiliens wecken nicht nur das Interesse von Ethnologen, sondern auch das von Medizinern. Denn die größte indigene Volksgruppe im Amazonas-Gebiet ist so gesund wie kaum ein anderes Volk auf der Welt. Während in Deutschland Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache sind, können Schlaganfall, Herzinfarkt & Co den Indianern nichts anhaben. Dafür sprechen zumindest die Studienergebnisse eines brasilianischen Forscherteams (Mancilha-Carvalho und Souza e Silva, 2003).


Wie eine natürliche Ernährung vor Krankheiten schützt

Die Wissenschaftler prüften über 10.000 Angehörige von insgesamt 52 unterschiedlichen Völkern aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika zwischen 20 und 59 Jahren auf Herz und Nieren. Sie wollten herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Blutdruck und aufgenommener Mineralstoffmenge gibt. Ergebnis der Studie: Je mehr Natrium sich im Harn der Probanden befand, desto höher war ihr Blutdruck. Dieser Effekt verstärkte sich mit zunehmendem Alter. Genau andersherum verhielt es sich dagegen mit Kalium: Je weniger Kalium die Menschen zu sich nahmen, desto höher war ihr Blutdruck.

Der Blutdruck der Yanomami-Indianer war so normal wie der eines Musterpatienten – egal ob die Probanden jung oder alt waren. Der Grund: Die Menge an Natrium im Harn der Yanomami war so gering wie bei keiner anderen Ethnie. Der Kaliumwert hingegen lag bei ihnen deutlich höher als bei den meisten Völkergruppen. Die Teilnehmer aus den Industrienationen nahmen im Gegensatz dazu besonders viel Natrium, allerdings viel weniger Kalium zu sich. Dementsprechend hoch war der Blutdruck dieser Probanden.

Von der Mineralstoffversorgung hängt allerdings nicht nur der Blutdruck, sondern auch die Nierenfunktion ab: In Schwellenländern wie Brasilien, aber auch in hoch entwickelten Industrienationen wie Deutschland nimmt die Zahl der Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz von Jahr zu Jahr schwindelerregend stark zu – unter den Yanomami sind Nierenprobleme jedoch unbekannt (Oliveira et. al., 2005).

Das Geheimnis der Indianer liegt in ihrer urtümlichen Lebensweise und Ernährung. Die Yanomami bewegen sich viel mehr als ein durchschnittlicher Mensch der modernen Gesellschaft und ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Blattgemüse, Wurzeln und Knollen. Speisesalz ist den Yanomami hingegen völlig unbekannt – so nehmen sie extrem viel Kalium und viel Magnesium und wenig Natrium auf. Das hält nicht nur den Blutdruck auf einem gesunden Pegel, sondern schützt auch Knochen und Nieren.

Obst und Gemüse sind gesund, aber „5 am Tag“ schaffen nur 10%

Obst und Gemüse enthalten Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe sowie einen hohen Gehalt an optimal zusammengesetzten Mineralstoffen und Wasser. Damit tragen sie nicht nur zur Optimierung der Energie- und Nährstoffbilanz bei, sondern beugen auch chronischen Erkrankungen vor: Der Konsum von Obst und Gemüse beeinflusst physiologische Prozesse, die Risikofaktoren verschiedenster chronischer Erkrankungen reduzieren können. So verbessert pflanzliche Nahrung das Lipoproteinprofil, senkt den Homocystein-Spiegel und sie reduziert Hypertonie und Arteriosklerose. Außerdem belegen überzeugende Evidenzen, dass ein hoher Obst- und Gemüseverzehr das Risiko für Koronare Herzkrankheit und Schlaganfall verringert (He et al., 2006; Bazzano et al., 2003).

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher täglich mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Das entspricht etwa 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst (DGE 2010). Trotzdem liegt der Obst- und Gemüsekonsum der deutschen Bevölkerung weit unter dieser Empfehlung: Weniger als 10% der Erwachsenen verzehren täglich fünf Portionen Obst und Gemüse, wie das Robert-Koch-Institut berichtet (RKI 2011). Damit liegen die Deutschen unter dem europäischen Durchschnitt (OECD 2010).

Unser Körper ist nicht für Industrienahrung und Fast Food geschaffen

Das Erbgut des modernen Menschen unterscheidet sich nicht wesentlich von dem seiner Vorfahren vor wenigen tausend Jahren. Demzufolge ist der Stoffwechsel des Jetztmenschen auf die Ernährung von damals geeicht. Daher kann unser Stoffwechsel mit den seit etwa zwei Generationen vorherrschenden industriell gefertigten Lebensmitteln nur schwer umgehen. Evolutionsbiologisch ist er nicht auf die moderne kaliumarme und natrium- und proteinreiche Ernährung eingestellt und übersäuert schleichend (Sebastian et al., 2002). Die Folge: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Niereninsuffizienz und Osteoporose treffen auf fruchtbaren Boden. Diese Zivilisationskrankheiten verdeutlichen, was passiert, wenn die Gene der Vorzeit auf moderne Lebensgewohnheiten treffen. Hinzu kommt, dass wir uns immer weniger bewegen und meist zu wenig hochwertige Mineralien und Vitamine zu uns nehmen, die die Auswirkungen der Übersäuerung reduzieren können. Besonders bei Sport, Diabetes, Dauerstress, Diäten, Fastenkuren sowie Schwangeren und Stillenden werden die Mikronährstoffe besonders benötigt. Der Begriff „Übersäuerung“ im Rahmen dieses Artikels beschreibt das vermehrte Vorhandensein von Säure in und zwischen den Zellen.

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Fazit:

Die Kombination aus Milchsäure-Präbiotikum und Citrat-Basenmittel ist eine Säure-Basen-Kur nach Vorbild von Obst und Gemüse. Sie unterstützt die natürliche Säure-Basen-Balance und entlastet gleichzeitig Darm und Leberstoffwechsel. Die dauerhafte Basis einer gesunden Lebensweise bilden reichlich Gemüse und Obst (niedrige Nährstoff- und hohe Vitalstoffdichte, viele Ballaststoffe), reichlich Flüssigkeit (mindestens 2 l Wasser oder Kräutertee), wenig Zucker, Weißmehl und Fleisch sowie regelmäßige Bewegung und Entspannung.

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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Ludwig Manfred Jacob
Dr. Jacob´s Institut
Richard-Trunk Str. 3
97941 Tauberbischofsheim
E-Mail: info@drjacobsinstitut.de

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Naturheilpraxis 01/2012