Akupunktur/TCM

Wahre Heilung im Frühen Mittelalterlichen China

Sabine Wilms

Wie die internationale alternative Medizin, steht auch die chinesische Medizin an einer wichtigen Weggabelung – sowohl im Westen als auch in Asien. Es hat mich deshalb sehr erfreut, als ich die auf der Kongress-Website vorgestellten Fragen las: „Was ist das Ziel von TCM? Heilung ist die Absicht unserer (traditionellen) Medizin, aber was bedeutet Heilung in der chinesischen Medizin?


Sun Simiao über Heilung ohne Medikamente, Wandlung des Körpers, Gefühle und Kultivieren des Lebens

(verfasst für das Handbuch des zweiten skandinavischen TCM Kongress über „Klassische chinesische Medizin: Gefühle, Spiritualität und Alchimie“)

Um was geht es eigentlich?“ Dies sind Fragen, die von allen und jedem Lehrer, Praktizierendem, Studenten und Patienten immer und immer wieder gestellt werden sollten. Unsere Antworten werden außerordentlich variieren, abhängig von unserer finanziellen Lage, dem Niveau unserer Ausbildung, der persönlichen Lebensgeschichte, den Bedürfnissen von Patienten und unserer täglichen Stimmung. Als eine Historikerin der chinesischen Medizin, medizinischer Anthropologin, Autorin und Übersetzerin, Vortragende und Pädagogin (sowohl auf dem Gebiet der TCM, als auch auf dem der nachhaltigen regionalen Landwirtschaft), Mutter, Patientin und biodynamischer Ziegen-Bäuerin, die für das Wohlergehen und Zusammenleben von mindestens zehn Arten, dem Essen, der Fütterung, dem Leben und Sterben verantwortlich ist, sind dies Fragen, die ich mir selbst ständig im Lauf der vergangenen Jahre stellte.

Die folgenden Absätze bieten sehr kurze Beispiele aus einem der wichtigsten Klassiker in der chinesischen Medizin, einer enormen und umfassenden Enzyklopädie mit dem Titel: Bei ji qian jin yao fang (Grundlegende Vorschriften für jeden Notfall, so wertvoll wie eintausend in Gold), der durch Sun Simiao in ca. 652 n.u.Z. vollendet wurde. Ich habe drei spezifische Beispiele ausgewählt, um zu erläutern was Sun Simiao meinte, wenn er vom „großen Arzt“ und vom „Nähren des Lebens“ (yang sheng ) schrieb oder mit anderen Worten, von seinem Verständnis wahrer Praxis in der chinesischen Medizin.

Lassen Sie mich zuerst auf das Verständnis der medizinischen Praxis bei Sun Simiao schauen, das sich im Inhalt des Bei ji qian jin yao fang widerspiegelt: Die überwältigende Mehrheit der medizinischen Ratschläge in diesem Text besteht aus komplizierten medizinischen Formeln, die durch einige Anleitungen für Akupunktur und Moxibustion, exorzistischen und anderen religiöse Methoden, einfachen Haushaltsrezepten und physischen Manipulationen ergänzt sind. Des weiteren finden sich im Text Anleitungen, die wir jetzt als magische Heilmittel einordnen würden, wie eine Schriftrolle über Pulse (in erster Linie als ein diagnostisches Werkzeug um den Körper „zu lesen“), eine Schriftrolle über Diätetik und eine über das „Ernähren des Körpers“ (yang xing ), im Sinne des physischen Körpers, der anderswo dem shen „Geist“ gegenüber gestellt ist). Von den übermittelten Quellen und der Biographie von Sun Simiao in der dynastischen Geschichte wissen wir sehr wenig über das Leben des Autors, außer, dass er wegen seines durchdringenden Verständnisses von Philosophie, religiösen Schriften und Kosmologie berühmt war. Er hatte einflussreiche Freunde in der Highsociety der Tang-Dynastie, wurde wiederholt gebeten, Berater des Kaisers zu sein, weigerte sich aber unter unmoralischen Herrschern zu dienen und verbrachte den späteren Teil seines Lebens als Asket in den Bergen und strebte Langlebigkeit an. Gefeiert und vergöttert in China als ein unsterblicher Daoist und als „König der Medizin“ (yao wang ) veranschaulicht er die Verschmelzung von Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus, die im frühen mittelalterlichen China üblich war. Die Auswahl an Verordnungen in seiner Enzyklopädie ist von demselben Geist durchdrungen. Motiviert durch das konfuzianische Anliegen sich um die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft zu kümmern und die Familienlinie fortzusetzen, erweiterte er die Praxis vom „Nähren des Lebens“, um Gynäkologie, Kinderheilkunde und schloss auch Geriatrie mit ein. Seine komplizierten medizinischen Formeln, die heute noch immer Verwendung finden, widerspiegeln die hoch entwickelten Kenntnisse des literarisch gebildeten Praktikers mit Zugang zur Fachliteratur. In seiner eigenen Praxis und in den wenigen Aufsätzen, die überall im Qian jin fang eingestreut sind, finden wir deutlich ein Verstehen der Medizin als Gesamtheit von Kenntnissen im Kultivieren des sterblichen Körpers als einem Mikrokosmos in harmonischem Zusammenspiel mit dem Makrokosmos. Und dies basierend auf einem System korrelativen Denkens mit dem Ideal, den Körper als Mikrokosmos in Harmonie mit dem Makrokosmos aufzustellen und das Leben zu verlängern, indem Qi und Blut bewegt werden, um einerseits Überforderungen des Körpers zu vermeiden und gleichzeitig dem Entstehen von Krankheiten Vorsorge zu tragen.

...

Dr. Sabine Wilms

TCM-Sozialforum
Das TCM-Sozialforum unterstützt auf ihrer Plattform weltweite Hilfsprojekte wie u.a. Moxafrica, eine gemeinnützige Organisation in Großbritannien.
Moxafrica untersucht die Anwendung von Moxibustion für die adjuvante Behandlung von Tuberkulose, darunter resistente Stämme mit HIV/AIDS-Koinfektion. In der Vergangenheit zeigten sich bereits gute Ergebnisse. So wurde das Interesse der Makere University in Uganda geweckt Dies plant eine Studie diesbezüglich.
Für die Phase II Randomisierte Control Trial sind für die Finanzierung 45.000 $ dringend erforderlich.
Die BIGGIVE Organisation verdoppelt alle Online-Spenden getätigt durch Links der Website von Moxafrica in der Zeit vom 05.12 bis 11.12. 2011.
Bitte helfen Sie die Spenden online zu maximieren – die erfolgreichen Forschungsergebnisse könnten helfen, Millionen von Menschenleben zu retten!
Kontakt info@moxafrica.org, für weitere Details dieser außergewöhnlichen Chance für die traditionelle ostasiatische Medizin und die Verdoppelung ihrer Spende besuchen sie www.moxafrica.org.



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 12/2011