Nerven

Trauerarbeit unterstützen

Margret Rupprecht

Ein weltlicher Verlust wird oft zu einem himmlischen Gewinn, schrieb vor hundert Jahren der indische Sufi-Meister Hazrat Khan. Als profunder Kenner der islamischen Mystik wird ihm bewusst gewesen sein, dass er mit diesem nicht einmal zehn Worte umfassenden Satz das Ziel jeder Trauerarbeit auf den Punkt brachte. In unserer eigenen Kultur formulierte Hermann Hesse denselben Gedanken in seinem berühmten Gedicht Stufen, in dem er das Abschiednehmen als wesentliche Voraussetzung für den Prozess der Gesundung beschrieb.


Zur naturheilkundlichen Begleittherapie von Verlusterfahrungen und seelischem Leid

Einen Menschen, der in seiner Trauer gefangen ist, werden diese Sätze nur schwer erreichen. Die psychosomatische Medizin nennt den Zustand nach einem schweren Verlusterlebnis „reaktive Depression“ und versteht ihn als eine Adaptionsstörung.

Da ist etwas passiert, das die seelischen Fähigkeiten des Betroffenen derart überfordert, dass er sich an die veränderte Lebenssituation nicht mehr anpassen kann: Verlust des Partners durch Trennung oder Tod, Verlust eines Kindes oder Elternteils, von Arbeitsplatz oder Vermögen, ferner Kränkungen und Gewalterfahrungen im beruflichen oder privaten Umfeld ... es gibt vieles, das die menschliche Psyche existentiell überfordert.

Nun ist Trauer zunächst ein natürliches Gefühl und eine gesunde Reaktion. Zum Problem wird sie erst, wenn der Betroffene über Monate und Jahre nicht mehr aus ihr herauskommt und sie sich zu einer manifesten Depression im Sinne einer Reaktionsstarre entwickelt. Psychologen sprechen dann von Belastungsdepression, depressiver Erlebnisreaktion oder psychoreaktiver Depression. Eine heftig und tief empfundene Trauer ist heilsam, ein nicht endendes Traurigsein, dem die Intensität fehlt, blockiert. Manchmal sogar für Jahre. Mit einer chronischen reaktiven Depression verhält es sich ähnlich wie mit einer nicht ausheilenden Entzündung: beide sind Prozesse von Energiemangel, die in ein Akutstadium und in eine Krisis geführt werden müssen, damit der Umschlag in die Ausheilungsphase stattfinden kann. Eine ganzheitliche Therapie der reaktiven Depression gelingt deshalb am besten mit Behandlungshandlungsformen, die Licht und Wärme vermitteln. Dies geschieht durch die Empathie eines Therapeuten, der in eigener Trauerarbeit selbst nicht unerfahrenen ist, – und mithilfe von Heilpflanzen und Verfahren, die über die Fähigkeit verfügen, auf leiblich-seelisch-geistiger Ebene Energie zu vermitteln. Erst diese setzt den Patienten in die Lage, eine Entdeckung zu machen: dass sein Leben nach einem existentiellen Verlust an Freude, Glück und Intensität gewinnen kann. Was zunächst nach einem Ende aussieht, muss noch lange kein Ende sein. Ganz im Gegenteil.

Maßnahmen der Naturmedizin: Licht ins Dunkel bringen

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Literatur
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol – Ein Handbuch der Psychosomatik. Bertelsmann Verlag, München 2007
Otto Gillert, Walther Rulffs: Hydrotherapie und Balneotherapie. Pflaum Verlag, München 1990
Hermann Hesse: Gesammelte Werke. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1987
Friedrich Hölderlin: Hyperion oder der Eremit in Griechenland. Hrsg. von Jochen Schmidt, Insel Verlag, Frankfurt 1979
Christine Hoffmann, Bärbel Tschech, Gabriele Weiß: Pflanzliche Dreierkombination: Psychoaktiv, komplex, synergistisch. Zeitschrift für Phytotherapie 2011; 32: 156 – 160
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Rudolf Klußmann: Psychosomatische Medizin. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 1998
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002

Anschrift des Verfasserin:
Margret Rupprecht
Hohensalzaer Straße 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 12/2011