SPEZIAL

„...verhindern Sie, dass die Frauen empfangen!“

Kleine Geschichte der Verhütungsmittel

Ernst-Albert Meyer

Zu allen Zeiten spielten Empfängnis und Empfängnisverhütung eine große Rolle im Leben der Frau. Seit altersher versuchte man – oft mit zweifelhaften oder sogar lebensgefährlichen Mitteln – die weibliche Fruchtbarkeit zu beeinflussen.


Was der Arzt Soranos von Ephesos berichtet

Bei der Suche nach den ersten Angaben über Methoden und Mittel zur Schwangerschaftsverhütung stößt man auf 4000 Jahre alte ägyptische Papyri. Hier werden Tampons und Scheidenzäpfchen aus Baumwolle, zerriebenen Feigen, Akazienharz und Honig beschrieben. Aber auch Räucherungen und ein „Pessar“ aus Krokodilkot und Honig wurden im alten Ägypten häufig benutzt. Ausführliche Informationen zur Empfängnisverhütung gibt uns der griechische Arzt Soranos von Ephesos, der von 98 bis 138 n.Chr. in Rom tätig war. Hier hatte Soranos den Ruf eines berühmten Gynäkologen und Geburtshelfers. Von seinen zahlreichen Werken sind besonders die „Vier Bücher über Frauenleiden“ bekannt geworden. Sie galten bis ins Mittelalter als Standard-Lehrbuch der Gynäkologie. Soranos verurteilt die für Frauen generell gefährlichen Abortiva, spricht sich aber für eine Empfängnisverhütung aus: „Gerade weil es ungefährlicher ist, die Befruchtung zu verhindern als abzutreiben, werden wir dieses nun zuerst darlegen.“ Und dann folgt eine Vielzahl praktischer Empfehlungen: „Die Frau soll in dem Augenblick des Koitus, da der Mann seinen Samen ausstößt, den Atem anhalten und ihren Körper zurückziehen, so dass der Samen nicht in den „Os uteri“ eindringen kann; dann soll sie aufstehen, eine hockende Stellung einnehmen und sich zwingen, zu niesen.“ Weiterhin rät er den Frauen als Schwangerschaftsschutz Enthaltsamkeit, vor allem während der damals als besonders fruchtbar eingeschätzten Tage vor und nach der Menstruation. Außerdem sollten die Frauen – so Solanos – weiche Wolle vor den Muttermund legen oder ihn mit Honig, Öl oder Harz unter Zusatz von Bleiweiß (basisches Bleicarbonat) oder Alaun einreiben. Weitere Ausführungen beziehen sich auf adstringierende bzw. verschließende „Mutterzäpfchen“. Sie werden aus zerkleinerter Fichtenrinde, Granat- und Galläpfeln sowie aus Ingwer, Wein, Feigen und Rosenöl hergestellt. Die hier enthaltenen Gerbstoffe sollen einen adstringierenden Effekt auf den Muttermund auslösen und den Säuregehalt der Vagina erhöhen. Sie wirken damit spermizid und erschweren so den Spermien auf dem Weg zur Eizelle das Überleben.

Mittel zur „Loslösung“ des männlichen Samens

Damals wurden Empfängnis und Zeugung als zeitlich auseinander liegende Prozesse betrachtet. So war man der Meinung, dass noch bis zu 30 Tage nach dem Geschlechtsakt eine „Loslösung“ des männlichen Samens aus dem Körper der Frau möglich sei. Soranos empfiehlt zur Entfernung des männlichen Samens „indem die Frau zum Ablösen der Frucht angestrengt umhergeht und sich von Fuhrwerken durchschütteln lässt; angestrengt zu springen, Lasten zu heben, die über ihre Kraft gehen, mit urintreibenden Abkochungen zu therapieren…“ Weitere Rezepte sind Abführmittel, „schärfere Klistiere“, Unterleibswaschungen, heiße Bäder und scharf gewürzte Speisen.

Spermizide als Verhütungsmittel

Laut Springer „Klinisches Wörterbuch“ ist ein Diaphragmapessar „eine Gummikappe, die als mechanisches Verhütungsmittel den Muttermund bedeckt; wird zur Erhöhung der kontrazeptiven Wirkung mit einem spermiziden Gel bestrichen...“ Aufgrund ihres Gerbstoffgehaltes besaßen die oben genannten Antikonzeptiva der Ägypter auch schon einen spermienabtötenden Effekt. Giacomo Casanova (1725-1798) beschreibt in der „Geschichte meines Lebens“ die Verwendung von Zitronen. Er zerschneidet eine Zitrone, presst den Saft heraus und gibt sie seiner Geliebten zur Benutzung als Diaphragma.

Der griechische Philosoph und Gelehrte Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) hat wohl als erster Autor ausführlich über den Einsatz chemischer Mittel zur Schwangerschaftsverhütung geschrieben. So soll die Frau als Antikonzeptivum, „jenen Teil der Gebärmutter, auf den der Samen fällt, mit Zedernöl einreiben, oder mit Bleiweiß oder mit in Öl aufgelöstem Weihrauch.“

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Anschrift des Verfassers:
Hans-Josef Fritschi
Karl-Bromberger-Str. 5
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Naturheilpraxis 10/2011