Augendiagnose

Betrifft nicht nur den Atemtrakt: Die tuberkuline Disposition

Sr. Petra Kropf

Bei den Begriffen tuberkulin und Tuberkulose taucht schnell die Assoziation Lungenkrankheit auf. Wir denken an die Schwindsüchtigen, die in der reinen Bergluft von Davos ihre Beschwerden kurierten, die an Atemnot und chronischem Husten litten. Der Zauberberg von Thomas Mann bietet eine unübertreffliche Schilderung dieses Milieus. Haben wir nun in der Praxis einen Patienten vor uns sitzen, bei dem wir eine tuberkuline Disposition feststellen und fragen nach Anfälligkeit des Atemtrakts, so werden wir häufig enttäuscht. Worauf sollten wir bei der Anamnese noch achten bzw. welche Beschwerden können wir erwarten?


Kennzeichen der tuberkulinen Disposition

Josef Angerer beschreibt in seinem Handbuch der Augendiagnose detailliert die Zeichensetzung der tuberkulinen Disposition. So erwähnt er unter anderem elf Lumenphänomene, darunter das flottierende Seil (auch Koch´scher Faden genannt) und die Fadennetze, jeweils mit und ohne Cocon, des Weiteren auch den Drüsenballon und das Schneebrett. Entstanden sind diese Erscheinungen durch eine mangelhafte Rückbildung der Pupillarmembran, die beim Fetus die Pupille bedeckt. Abb. 1 zeigt ein flottierendes Seil mit Cocon, das in die Pupille hineinragt. Als Tipp für die Anfänger der Augendiagnose: Man muss am Irismikroskop mit der Tiefenschärfe spielen, um die Lumenphänomene zu entdecken. Ein weiteres Zeichen der tuberkulinen Belastung ist die Schnurkrause, die aussieht wie ein dicker Wollfaden (Abb. 2). Hebt sie sich vom Untergrund ab, nennen wir dieses Phänomen Torbogen. Die Nomenklatur bedient sich hier einer sehr bildhaften, aber gut vorstellbaren Sprache. Maubach hat als erster das gekämmte Haar beschrieben, eine Bündelung mehrerer wellenförmig verlaufender Irisfasern, die an eine mit Pomade in Form gebrachte Haartolle erinnern. Häufig in Kombination mit der tuberkulinen Disposition finden wir die allergische Diathese, die gekennzeichnet ist durch die lang gestreckten Allergiegefäße und die so genannte Dornenkrone, ein Gefäßnetz am Limbus. Senkrecht übereinander verlaufende Tophi im pulmonalen Sektor sind ebenfalls dem tuberkulinen Erbgut zuzuweisen.

Tuberkuline Disposition und Allergiebereitschaft

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Achterbahn der Gefühle

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Abbildungen siehe Naturheilpraxis 7/2011

Literatur:
Angerer, J.: Handbuch der Augendiagnostik, Verlag Tibor Marczell 1984
Coulter, C.: Portraits homöopathischer Arzneimittel, Haug Verlag, 1995
Hauser, W., Karl, J., Stolz, R.: Informationen aus Struktur und Farbe, Felke Institut 2004

Anschrift der Verfasserin:
Sr. Petra Kropf
Augustinerstr. 1
83536 Gars am Inn

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Naturheilpraxis 7/2011