SPEZIAL

Naturheilkundliche Möglichkeiten zur Sterbebegleitung

Gudrun Zeuge-Germann

Sterben – in allen früheren Kulturen bildeten Geburt und Sterben eine zentrale Rolle des Daseins. Im Gegensatz zu heute wurden beide Vorgänge als natürliche Prozesse angesehen und sowohl in das tägliche Leben, als auch in die religiösen Abläufe integriert. Die früheren Rituale gaben den Menschen Halt. Von Generation zu Generation überliefert legten diese fest, wie mit einem Toten umzugehen war. So wurde der Verstorbene zum Beispiel drei Tage im Haus aufgebahrt und alle hatten Zeit, sich von ihm zu verabschieden. Zur Beerdigung hat man den Leichnam mit dem Gesicht zur Tür hinausgetragen, um den Blick auf den neuen Weg vorzubereiten. Denn wäre sein Antlitz dem Hause zugewandt gewesen, hätte er es womöglich nicht verlassen wollen und im Grab keine Ruhe gefunden.


„Ein schönes Sterben ehrt das ganze Leben“
(Franceso Petrarca, 1304 –1374)

Leider verlieren Sterbe- und Beerdigungsrituale in unserer Zeit an Bedeutung. Im zunehmenden industriellen Zeitalter, in dem die Technik immer mehr den Menschen bestimmt, wird das Sterben und die Auseinandersetzung damit immer mehr verdrängt. Seinen Höhepunkt erlangte dieser Prozess in unserer Gesellschaft vor zirka zwanzig bis dreißig Jahren. Patienten wurden zum Sterben ins Krankenhaus abgeschoben und selbst dort während des Sterbeprozesses beispielsweise ins Badezimmer abgestellt. Zum Glück sind aus dieser Not und Hilflosigkeit Sterbehospize entstanden, in die man heute seine Angehörigen bringen kann.

Sterben – für viele ein Mysterium, von dem landläufig gemeint wird, dass man sich erst damit auseinandersetzen muss, wenn es soweit ist. Doch – wann ist es so weit?

Sterben – ein Wort, was viele von uns verdrängen. Erst wenn wir in der Familie oder im Freundeskreis einen Menschen verlieren, sind wir gezwungen, uns Gedanken zu dem Thema Tod zu machen. Sind die ersten Tränen vertrocknet, ziehen wir schon wieder das Mäntelchen des „Vergessens“ darüber. Was wir nicht anfassen, in Worte fassen oder erklären können, macht uns unsicher. In einer Gesellschaft, in der Unsicherheit als Schwäche ausgelegt wird, wollen wir uns nicht als „Schwächlinge“ outen. Was wir nicht fassen können, macht uns aber auch Angst. Darauf programmiert und vorbereitet, dass unser Leben in einer gewissen Form zu verlaufen hat (Kindheit, Schule, Ausbildung, Beruf, Heirat, eigene Kinder, Rente), werden wir nicht auf den Tod vorbereitet.

Und so wird das Sterben aus dem Leben ausgegliedert und tabuisiert.

Was ist Sterben? Medizinisch gesehen, ein Versagen der lebenswichtigen Organe. Dies führt zu Herz- und Hirntod. Die Blut- und Sauerstoffversorgung im Gewebe fehlt und innerhalb von Stunden tritt die Leichenstarre aufgrund von fehlenden Stoffwechselvorgängen in den Muskelzellen ein. Danach ist augenscheinlich nichts mehr, nur noch tote Materie. Philosophisch gesehen ist der Tod der Übertritt in eine andere Dimension.

Leider finden sich wenig verständliche Hinweise auf den Tod und das Sein danach.

Im „Tibetischen Totenbuch“ werden das Sterben und der Übergang jedoch deutlicher beschrieben:
„Der Mensch empfindet seinen Körper schwerer als sonst; Nase und Mund fühlen sich trocken an; die Lebenswärme weicht aus dem Körper; der Geist verdunkelt sich immer mehr, bis er in Ohnmacht sinkt. Ist die Lebenswärme zurückgewichen, dann steigt dem Geist ein dämmriges weißliches Licht auf, das in etwa dem Himmel zu Beginn der Morgendämmerung vergleichbar ist, ehe noch die Sonne den Rand des Horizontes berührt hat. Dieses grauweiße Licht geht über in ein rötliches, das dem Himmel zur Zeit des Sonnenaufgangs gleicht. Danach umhüllt Dunkelheit den Geist und er versinkt in Ohnmacht. Wacht der Geist des Verstorbenen aus dieser Ohnmacht auf, dann erblickt er das hell strahlende Urlicht, das in der gleißenden Transparenz dem blanken Himmel vergleichbar ist.“

Übertragen auf die christliche Mythologie hat es Franz von Sales so ausgedrückt:

„Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben.
Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod.
Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit.“

Erkennt der Sterbende dieses Licht, dann ist er vom Tode befreit. Erkennt er es jedoch nicht, dann tritt er in den Zwischenzustand ein. Damit kann die Vorbereitung auf die nächste Wiedergeburt gemeint sein oder das Verharren in diesem Zwischenstadium, oftmals als Geist oder Spukgestalt in Horrorfilmen dargestellt.

Viele Menschen, die eine Nah-Tod-Erfahrungen erlebt haben und sich an diese Situation erinnern können, berichten von einem wunderschönen, samtweichen Gefühl oder unendlich empfundener Liebe. In dem „Tibetischen Totenbuch“ wird der Vorgang des Sterbens als ein Akt der Befreiung beschrieben. Im Sterben würden wir die gleichen Stufen durchlaufen, die wir in Stadien fortgeschrittener Meditation durchleben. Durch die Ausschaltung der Körperlichkeit und somit unseres Egos, des Oberflächenbewusstseins, gibt uns das Sterben augenscheinlich eine außergewöhnliche Gelegenheit, uns von der Herrschaft unserer dunklen Seelenanteile zu befreien und in das erlösende Licht zu blicken. Wer sich diese Erkenntnishöhe erhalten kann, würde der Befreiung teilhaftig. Ein Absinken von diesem Niveau bedeutet einen Rückfall in die Schleife der Wiedergeburt. Daher ist es notwendig, den Tod in das tägliche Leben mit einzubeziehen; nicht, um in uns die Ablehnung gegen das Leben zu erzeugen, sondern um ihn als notwendigen Bestandteil des Lebens zu erkennen. Uns sollte bewusst werden, dass das Sterben kein Ereignis darstellt, das auf einen Zeitpunkt beschränkt ist, sondern einen Prozess, der sich oft lange hinzieht.

Sterben – ein Vorgang, der heute für Angehörige von der Ungewissheit und Angst, dem schlechten Gewissen, nichts unternommen zu haben, des Verdrängens und der Unsicherheit, Schwäche zeigen zu können, geprägt wird.

Auch der Geruch des Todes spielt vermutlich eine Rolle, warum Sterbende gemieden werden. Doch ein bewusster Abschied erleichtert die anschließende Trauerbewältigung; wir müssen nur wieder lernen, damit umzugehen.

Ich stelle immer wieder fest, dass die Menschen der heutigen Zeit schon bereit sind, sich dieses Themas anzunehmen, wenn ihnen fachkundiger Beistand und Hilfsmittel an die Hand gegeben werden. Dabei ist es wichtig, ihnen deutlich zu machen, dass sie mit Sterbenden vor Worten und Gesprächen keine Angst zu haben brauchen, auch wenn der Sterbende scheinbar nicht ansprechbar ist. Wichtig sind Berührungen, zum Beispiel mit einer kleinen Handmassage, bei der sich der Scheidende nicht allein gelassen fühlt.

Es ist einfach notwendig, dass wir den Tod in unser tägliches Leben mit einbeziehen; nicht, um in uns die Ablehnung gegen das Leben zu erzeugen, sondern um ihn als notwendigen Bestandteil des Lebens zu erkennen. Uns sollte bewusst werden, dass Sterben kein Ereignis darstellt, welches auf einen Zeitpunkt beschränkt ist, sondern einen Prozess, der sich oftmals über einen längeren Zeitraum hinzieht.

Die Sterbephasen

...

Für die Phasen der Unsicherheit kommen folgende Blüten infrage:

...

Aromatherapie

...

Nachfolgend ist eine Auswahl von möglichen Ölen aufgeführt.

...

Hinweis: Aufgrund ihres intensiven Duftes sollten Angelikaöl, Rosenöl, Immortellenöl nur sehr sparsam dosiert werden.

...

Anschrift der Verfasserin:
Gudrun Zeuge-Germann
Heimische Ethnomedizin
PhytAro Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund
www.phytaro.de
www.aromatherapieausbildung.de

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 6/2011