Ernährung

Glutenunverträglichkeit

Maria Schuller

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind nicht immer einfach zu ermitteln. Besonders bei kleinen Kindern, die noch nicht angeben können, worauf sie reagieren, gelingt es meist nur mit aufwendigen Untersuchungen herauszufinden, welche Substanzen nicht vertragen werden. Eine Gewebeprobe, die im Rahmen einer Darmspiegelung entnommen wird und Blutproben mit dem Nachweis von Antikörpern können die Diagnose Zoeliakie (= Glutenunverträglichkeit, zum Teil genetisch determiniert) sichern.


Gluten (= Klebereiweiß) ist ein Bestandteil vieler Getreidesorten und ist beispielsweise in Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Grünkern enthalten. Bei einer Unverträglichkeit müssen diese Nahrungsmittel lebenslang gemieden werden. Ausweichen kann man dann z. B. auf Maismehl, Hirse, Reis und Kartoffeln. Das Gluten in der Nahrung führt zu Entzündung und über längere Zeit auch zu Schädigung der Dünndarmschleimhaut und der Dünndarmzotten. Als Folge können bestimmte Nahrungsbestandteile von der Darmwand nicht mehr aufgenommen werden. Sie führen zusammen mit der entzündlichen Darmreizung zu Beschwerden wie Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen (chronischer Durchfall – oft mit fettigen Stühlen, Blähungen, Erbrechen, Appetitlosigkeit). Durch die schlechte Absorption im Darm sind diese Kinder dann chronisch mangelernährt. Sie sind immer müde und nehmen an Gewicht ab bzw. sie nehmen nicht mehr zu und sie gedeihen einfach nicht. Ihre Ärmchen sind oft dünn, die Kinder blass und übel gelaunt, der Bauch aufgetrieben. Die Schwere der Störung kann allerdings sehr unterschiedlich sein. Schulmedizinisch gibt es derzeit keine Heilungsmöglichkeit, sondern nur die Option glutenhaltige Lebensmittel lebenslang strikt zu meiden.

Mit einer homöopathischen Behandlung stehen die Heilungschancen besser. Dabei ist es entscheidend, die Arzneiwahl nicht allein auf die aktuelle Symptomatik zu beschränken. Wichtig ist bei der homöopathischen Kur, die den Beschwerden zugrunde liegende chronische Störung der Lebenskraft zu heilen. Die gewählten Arzneien müssen eine ausreichende Wirktiefe besitzen, um das chronische Miasma Richtung Heilung bringen zu können. Als Beispiel möchte ich einen Fall aus meiner Praxis schildern:

Mädchen Sabine, ein Jahr zehn Monate, Glutenunverträglichkeit

Therapieverlauf:

Ich riet der Mutter, vorerst weiterhin Gluten und Kuhmilch wegzulassen. Anfang August 96 verordnete ich Sabine Calcium carbonicum C 30. Es ging ihr sehr gut in der Folge und bei nachlassender Wirkung von Calc-c begann Sabine erneut härteren Stuhl und Blähungen zu entwickeln. Ich wiederholte Anfang September Calc-c C 30. Die Mutter begann ohne mein Wissen ab Ende September wieder glutenhaltige Nahrung zu geben (das erzählte sie mir aber erst Monate später), die Sabine nun gut vertrug. Anfang Oktober wurde Calc-c C 30 noch einmal wiederholt, Anfang November Calc-c C 200 gegeben. Mitte Dezember erkrankte Sabine an einem grippalen Infekt mit Ohrenschmerzen und Husten, Pulsatilla C 30 in Auflösung wiederholt gegeben, heilte schnell. Mitte Dezember erhielt sie noch einmal Calc-c C 200, ebenso Mitte Februar 97, in großen Abständen dann C 1000 und schließlich C 10.000. Ihre Verdauungsstörungen durch glutenhaltige Nahrung und Milch blieben seit Ende 1996 komplett verschwunden.

Sabine ist mittlerweile 16 Jahre alt und nach wie vor bei bester Gesundheit. Sie liebt Brot und trinkt gerne Milch. Beides verträgt sie ohne Probleme. Ihre Verdauung ist optimal und beschwerdefrei. Sie entwickelte sich prächtig, macht viel Sport und ist von stabiler Gesundheit.

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Quellen:
- Böricke, W.: Handbuch der homöopathischen Materia Medica, Haug Verlag Heidelberg 1992
- Grudzinski, Th. von/Vint, P.: Der Neue Clarke, Band 2, Velag Stefanovic Bielefeld 1991
- Vermeulen, F.: Konkordanz der Materia Medica, Emryss bv Publishers 2000
- Zoeliakie (Definition, Symptomatik, Diagnose, Therapie): http://de.wikipedia.org/wiki/Zöliakie

Anschrift der Verfasserin:
Maria Schuller
Akademieleiterin und Dozentin der Clemens von Bönninghausen-Akademie
Hauptstraße 1
82229 Hechendorf
Tel.: 0 81 52 – 7 93 30
E-Mail: info@maria-schuller.de

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Naturheilpraxis 6/2011