Schmerzen

„Kontextbezogene kognitiv-verhaltensorientierte Schmerztherapie“ bei schwer- und schwerst-beeinträchtigten Patienten mit chronischen Schmerzen

Bernhard Klasen

Wie in vergleichbaren anderen Einrichtungen auch, richtet sich das Therapieangebot eines interdisziplinären Zentrums für Schmerztherapie an weitestgehend selbständige, d.h. mobile und nicht zu schwer beeinträchtigte Patienten. Neben diesen eher praktischen Ursachen für einen fehlenden Zugang zu entsprechenden (stationären) Behandlungsangeboten, ist die durch die Behandelnden beurteilte fehlende Aussicht auf eine erfolgreiche Behandlung eine weitere Ursache dafür, dass schwer bzw. schwerst beeinträchtigte Patienten mit chronischen Schmerzen kaum Zugang zu interdisziplinären Behandlungen erhält (Freeny et al. 1999). Ferner werden einige der am stärksten beeinträchtigsten Patienten aufgrund fehlender Motivation o.ä. von der Teilnahme an solchen multimodalen Programmen ausgeschlossen (Kole-Snijders et al. 1999).


Jüngste Entwicklungen der kognitiven Verhaltenstherapie führten zu der Entwicklung einer „Kontextbezogenen kognitiv-verhaltensorientierten Schmerztherapie“ – KKVS(„Contextual cognitive-behavioral therapy“ – CCBT), die sich ersten Untersuchungen zufolge als höchst effektive Behandlungsmethode für schwer beeinträchtigte und am stärksten chronifizierte Schmerzpatienten erwiesen hat (McCracken et al. 2005, 2006, 2008, Vowels et al. 2008) und insbesondere für multimorbide, änderungsresistente Verläufe geeignet erscheint. Die KKVS versteht sich als natürliche Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie – KVT und vereint Ansätze aus der Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT, Hayes et al. 1999) und der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie (z.B. Heidenreich & Michalak 2006).

Das ACT-Modell der Entstehung psychischer Störungen

Die kognitive Fusion von Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft übernimt die Kontrolle über die Wahrnehmung des Augenblicks und führen so zu einer Verstärkung und weiteren Zementierung psychischen Leidens.

Zentrale therapeutische Prozesse der ACT
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Literatur

Freeney M, Cook R, Hale B, Duckworth S. ‘Working in partnership to implement section 21 of the DDA 1995, across the NHS’. NHS Executive Research; 1999.
Hayes SC, Strohsal K, Wilson KG. Acceptance and Commitment therapy: an experiental approach to behaviour change. New York: Guilford Press; 1999.
Heidenreich T & Michalak J (Hrsg.). Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Tübingen: DGVT-Verlag; 2006.
Kole-Snijders AMJ, Vlaeyen JWS, Goossens MEJB, Rutten-van-Molken MPMH, Heuts PHTG, van Reukelen G, et al. Chronic low back pain: what does cognitive coping skills training add to operant behavioural treatment? Results of a randomized clinical trial. J Consult Clin Psychol 1999; 67:931-44.
Luoma JB, Hayes SC, Walser, RD. ACT-Training. Paderborn: Junfermann Verlag; 2009.
McCracken LM, Vowles KE, Eccleston C. Acceptance-based treatment for persons with complex, long standing chronic pain: a preliminary analysis of treatment outcome in comparison to a waiting phase. Behav Res Ther: 2005;43(10):1335-46.
McCracken LM, Mackichan F, Eccleston C. Contextual cognitive-behavioral therapy for severely disabled chronic pain sufferers: Effectiveness and clinically significant change. Eur J Pain: 2006.
Wilson KG & Murrell A (2004). Values work in acceptance and commitment therapy: Setting a course for behavioral treatment. In S.C. Hayes, V.M. Follette & M.M. Linehan (Eds.), Mindfulness and acceptance: Expanding the cognitve-behavioral tradition. (pp. 120-151). New York: Guilford press.

Anschrift des Verfassers:
Dr. phil. Dipl.-Psych, Bernhard Klasen
MVZ-Algesiologikum
Heßstr. 22
80799 München
mail: klasen@algesiologikum.de




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Naturheilpraxis 5/2011