FACHFORUM

Das Alter und die Feuchte

Arnold Mayer

Das Leben entstammt dem Urmeer dieser Erde, es ist ein Kind des Wassers. Dieser vitale Grundaspekt des Lebendigen schwindet mit zunehmendem Alter. Für die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) stellt die Alterung einen Prozess des fortschreitenden Verlustes der Faktoren Feuchte und Wärme dar. Dabei wird vor allem die Feuchte in ihrer Quantität und Funktionalität beschädigt. Dadurch werden Stoffwechsel und Lebenstätigkeiten in ihren Grundlagen geschädigt.


Bedeutung der Feuchte

Flüssigkeit ist eine Grundvoraussetzung und zugleich ein tragendes Funktionselement für nahezu alle Vorgänge im Organismus. Der arabische Arzt Ibn Sina Avicenna
(980 – 1037) formulierte diese umfassende Bedeutung des Wassers für den Organismus in einem prägnanten Satz mit vielschichtiger Bedeutung: „Wasser ist das Fahrzeug der Nahrung, vom Anfang bis zum Ende!“

Dieser lapidare Satz ist die Kondensation eines Sinngehaltes, der eine umfangreiche Publikation füllen könnte. Die Kernstücke dieses Lehrsatzes der TEM und dessen erweiterte Bedeutungen sollen in kurzen Schlaglichtern dargestellt werden.
(Abb. 1)

Wasser ist notwendig für:

1) die Auflösung der Speisen im Verdauungstrakt zu einem resorbierbaren Lysat.

2) die Gastauschprozesse in der Lunge (Verdauung und Resorption der Luftnahrung).

3) Resorption von Sinnesreizen (Augen, Ohren, Nase, Geschmackssinn etc.). Die sensorischen Reize stellen einen wichtigen Teil der Lebensreize dar und sind damit, im Sinne der TEM, eine „nutritive“ Größe. Wasser ist die Grundvoraussetzung für die Sensibilität, die Reizwahrnehmungsfähigkeit.
4) biochemische Reaktionen und Umwandlungen im Stoffwechsel. Alle biochemischen Reaktionen im Organismus verlaufen nur im wässrigen Milieu, ohne Wasser als Reaktionsmedium ist keine biologisch-chemische Reaktion möglich. Jede biochemische Umwandlung erzeugt Wärme als Nebenprodukt. Da diese biochemischen Reaktionen an die Anwesenheit von Wasser gebunden sind, stellt die Feuchte im Organismus auch die Grundvoraussetzung für die Wärmebildung und die Aufrechterhaltung der Stoffwechselgrundwärme dar.

5) Transport und Verbreitung im Organismus. Als Träger und Vermittler dient die Flüssigkeit dabei nicht nur den Nähr- und Funktionsstoffen des Körpers, sondern auch für die Produkte der Gewebe, die aus den vermittelten Substraten von den Zellen und Organen gebildet wurden. Dabei dient die Feuchte auch als Transport- und Vermittlungsmedium für Informationen (Hormone, Neurotransmitter etc.).

6) die Aufrechterhaltung der physiologischen „Schärfe“ der Körperflüssigkeiten. Der Grad der Feuchte ist ausschlaggebend für die reizende Wirkung der Körperflüssigkeiten. Ohne ein ausreichendes Maß an Verdünnungsmedium steigt die reizende bis gewebeschädigende Schärfe der Körperfeuchte.

7) die Grundfeuchte der Gewebe. Die Grundfeuchte dient einerseits der Aufrechterhaltung des Grundstoffwechsels des Gewebes, andererseits der Aufrecht

Alterung bedeutet Trocknung und Abkühlung

Das Lebensprinzip wird in der TEM als warm und feucht (Sanguis) qualifiziert, wobei dieses vitale Grundprinzip mehr feucht als warm ist. Hier kommt deutlich die Gewichtung der Feuchte für das Leben zum Ausdruck.

Der alternde Mensch entwickelt sich von diesem vitalen Optimum immer weiter weg, er wird zunehmend kalt und trocken (Melanchole). Das lebenswidrige Prinzip der Melanchole ist insbesondere von der Trockenheit geprägt. Alterung ist also geprägt vom Verlust an vitaler Feuchte und Energie, wobei die Minderung der Energie zu einem großen Teil letztlich aus der fortschreitenden Trocknung resultiert.

Die physiologische Krankheit
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Funktionselemente für den Flüssigkeitshaushalt
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Literatur:
Broy J., Die Biochemie nach Dr. Schüssler – Foitzick Verlag, Augsburg, 1993
Broy J., Ergänzungsmittel zur Mineralstofftherapie nach Dr. Schüßler – Foitzick Verlag, Augsburg, 2000
Rilling S., Kompendium der Mineralstoffe und Spurenelemente – Haug Verlag, Heidelberg, 1993
Deters H., Handbuch der Dr. Schüßlerschen Biochemie – Verlag Dr. Madaus, Dresden, 1926
Hemm W./ Mair S., Praktische Biochemie nach Dr. Schüßler – Foitzick Verlag, Augsburg, 2003
Feichtinger P. sen., Handbuch und Leitfaden der Biochemie – Verlag Dr. Willmar Schwabe, Leipzig 1926
Sundelin C., Handbuch der speciellen Heilmittellehre, Ensslinsche Buchhandlung, Reutlingen, 1832
Stübler M. / Krug E., Leesers Lehrbuch der Homöopathie – Band 2 Mineralische Arzneistoffe – Haug Verlag, Heidelberg, 1988

Anschrift des Verfassers:
Arnold Mayer
Heilpraktiker
Meilerstraße 1
88477 Schwendi
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Naturheilpraxis 5/2011