Sie werden alt, Frau Meier, ihre biologische Uhr tickt....
Andreas Noll
Uhren sind etwas Besonderes, man kann heute viel Geld für Uhren ausgeben, auf denen man kaum noch die Uhrzeit erkennen kann. Uhren sind auch noch nicht so alt, erst seit wenigen hundert Jahren gehören sie zu unserem Alltag, als Kirchturm-, Taschen-, Armbanduhren. Bekanntermaßen gibt es ja auch den Unterschied zwischen der gefühlten und der gemessenen Zeit. Beide Varianten der Zeit können gewaltig terrorisieren: Gefühlte Zeit, wenn sie im Glückzustand rast oder aber bei Elend und Schmerz nicht vergehen will. Gemessene Zeit schränkt den Spielraum des Lebens ein und reduziert die Lebenszeit auf Minuten, Sekunden und Millisekunden, gibt dabei ein trügerisch sicheres Gefühl von Berechenbarkeit und somit Sicherheit. Aber – unser persönliches „Verfallsdatum“ wissen wir nicht, das Leben kann so unendlich viele Überraschungen positiver wie negativer Art für uns bereithalten.
WIn der Kinderwunschbehandlung kann jeder Therapeut – ob Schulmediziner oder reiner TCM-Therapeut – erleben, dass es diesen nicht-messbaren „Faktor X“ gibt. In der chinesischen Medizin versuchen wir durch Akupunktur, Kräuter, kurzum mittels Arbeiten mit dem – ebenfalls nicht messbaren – Qi diesen Faktor einzubeziehen. Die Schulmedizin versucht ihn messbar zu machen, mit Laborparametern, Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Statistiken. Das Vorhaben gelingt nicht selten, auch die Beherrschbarkeit mit „exogenen Faktoren“ wie verabreichten Hormonen kann erfolgreich sein.
In diesem Jahr beschäftigen wir uns auf den beiden „Infertilitäts-Thementagen“ mit dem großen Thema „Vorzeitige Ovarielle Insuffizienz“. Auch häufig „Vorzeitiges Klimakterium“ genannt, ein Begriff, mit dem die betroffenen Kinderwunschpatienten ganz besonders glücklich sind! Das heißt aus schulmedizinischer Sicht u.a., dass z.B. das follikelstimulierende Hormon FSH bei Frauen unter 35 stark angestiegen ist und das Estradiol 2 abfällt. Dabei kann es sich gelegentlich um eine nur vorübergehende Phase auch von klimakterischen Beschwerden und Menstruationsstörungen handeln, die wieder verschwinden.
In der Praxis erlebe ich häufig auch, dass Patientinnen – aus einem In-Vitro-Fertilisations (IVF)-Zentrum kommend – mit einem niedrigen Anti-Müller-Hormon (AMH) mit diesem „Stempel“ versehen werden, obwohl dieser Wert in erster Linie etwas aussagt über die Erfolgschancen bei künstlichen Befruchtungsversuchen mit Hormonstimulation. Generell erscheint mir immer häufiger, dass das Damoklesschwert der „biologischen Uhr“ stetig früher geschwungen wird, und nicht selten kommen Paare um die 30, denen die Panik angesichts schwindender Fruchtbarkeitschancen das Leben und auch eine lebendige Sexualität zur Qual macht. Wir werden in Rothenburg dieses Problem sowohl aus schulmedizinischer als auch aus Sicht der TCM beleuchten, werden dabei auch die psychologischen Aspekte thematisieren.
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Andreas A. Noll
Praxis für TCM München-Berlin
E-Mail: info@praxis-noll.de
Die Infertilitätstage finden auf dem TCM Kongress Rothenburg 2011 statt:
Dienstag 31.05.2011, 9.00 bis 12.30 Uhr und 15.00 bis 18:30 Uhr
Mittwoch 01.06.2011, 9.00 bis 12.30 Uhr und 15.00 bis 18:30 Uhr
Thementagsleitung: Andreas A. Noll
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Naturheilpraxis 4/2011