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Leserbrief

Leserbrief zu Artikel „Therapeutische Strategien bei Harnwegsinfektionen“ von Ursula Erbacher in „Naturheilpraxis“ 11/2010

Ursula Erbacher empfielt in Ihrem Artikel „Therapeutische Strategien bei Harnwegsinfektionen“ unter der Überschrift „Therapeutische Strategien Abschnitt Allgemein“ unter anderem: Trinken, als Durchspülungstherapie, beispielsweise mit Blasen- und Nierentee wie Bärentraubenblättertee.

Dagegen schreibt Dr. med. Rudolf Fritz Weiß zum Thema Zystitis in seinem „Lehrbuch der Phytotherapie“ sechste Ausgabe: „Eine Durchspülung der Harnwege ist bei der akuten Zystitis überhaupt nicht angebracht; sie vermehrt nur den Reizzustand, da sie die notwendige Ruhigstellung der Blase hemmt. Nur bei chronischen Katarrhen der Harnwege wird man die Durchspülung nicht umgehen können, und hier ist sie am Platz und wirksam.“

Daraus ergeben sich für mich folgende Überlegungen: Die durch Bakterienbefall entzündete innere Schleimhaut der Harnblase reagiert auf ihre Dehnung durch ihre Füllung mit Urin mit Schmerzen und heftigem Harndrang. Häufig führt diese Dehnung zum verstärkten Auftreten von Schleimhautblutungen, die den Urin entsprechend färben oder gar einem Nachbluten aus der Harnröhre nach der Blasenentleerung zeigt. Eine Durchspülungstherapie würden diese schmerzhaften Blasenentleerungen nur vermehren. Zudem sitzen die Bakterien tief in der entzündeten Schleimhaut, so daß die Vorstellung, man könnte die Bakterien heraus spülen eher nicht greift. Hinzu kommt das Problem, daß die Bärentraube vom Magen schlecht vertragen wird und auch von dieser Seite her, die Verabreichung großer Teemengen Schwierigkeiten machen kann. Hinzu brauchen die medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe der Bärentraube eine möglichst lange Kontaktzeit, d.h. Verweildauer in der Blase. Dies wird jedoch unterlaufen, wenn die Inhaltsstoffe ständig wieder mit heraus gespült werden.

Später schreibt Ursula Erbacher unter der Überschrift „Therapeutische Strategien Abschnitt Phytotherapeutisch“ unter anderem: „Bakterien können in saurem Milieu nicht wachsen. Daher ist es sinnvoll, vor einer antibakteriellen Therapie den Harm anzusäuern.“

Dieses Vorgehen wäre beim Einsatz von Bärentraubenblättern fatal. Im „Lehrbuch der Phytotherapie“ von R.F. Weiß – V. Fintelmann neunte Auflage wird zur Anwendung der Bärentraube folgendes berichtet: Als wesentliches Wirkprinzip für die Harndesinfektion wird Arbutin angesehen. Dieses genuin in der Droge vorkommende Hydrochinon-Glykosid ist nicht direkt wirksam, sondern erst nach metabolischer Konjugationen mit Glukuronsäure und Schwefelsäure. Dieser Stoffwechselvorgang setzt einen alkalischen Harn (pH 8,0) voraus. Erst hier wird das durch erneute Spaltung entstehende Hydrochinon antibakteriell wirksam.

Speziell bei der „echten“ bakteriellen akuten Zystitis lohnt sich der Einsatz der Bärentraube ungemein. Ich bevorzuge die Anwendung von Konzentraten wie z. B. Uvalysat 40-50 Tropfen in einer Tasse mit lauwarmen Kamillentee. Bei der Beachtung der korrekten Anwendungsempfehlungen habe ich bis jetzt in meiner Praxis noch keine Enttäuschungen erlebt. Manche Therapieversager bei der Anwendung der Bärentraube mag oft darauf zurückgeführt werden können, daß man die Voraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung nicht mit der notwendigen Sorgfalt beachtet hat.

Ich weiß, dass bei so einem komplexen Thema, wie dieses welches von Frau Ursula Erbacher dankenswerter Weise aufgegriffen wurde, nicht alle Teilaspekte angeführt werden können. Um diese Teilaspekte für die Anwendung der Bärentraube in der Praxis nachzutragen, habe ich mir erlaubt, diese Hinweise nachzutragen.

Herbert Hollitzer
Verdistr. 76
81247 München
089-369895

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Naturheilpraxis 4/2011