SPEZIAL

Hexensalben „Flugsalben“ – das Rauschgift des Mittelalters

Ernst-Albert Meyer

Wie die Protokolle der Inquisitionstribunale seit dem Mittelalter belegen, war der Gebrauch von „Flugsalben“ (Hexensalben) durch die vermeintlichen Hexen ein Schwerpunkt in den „hochnotpeinlichen“ Verhören. Auch in den anschließenden Hexenprozessen gingen die Richter immer wieder auf dieses Thema ein.Damit drängt sich die Frage auf: Gab es diese „Flugsalben“ wirklich? Warum wurden sie angewendet, was enthielten sie und wie wirkten sie? Oder waren diese Salben nur ein Fantasieprodukt der Inquisitoren und Hexenrichter?


Sündenbock Hexe

Seit dem 13. Jahrhundert loderten überall in den katholischen Ländern Europas die „reinigenden“ Feuer: Ketzer verbrannten in den Flammen, weil sie die offiziellen kirchlichen Lehren (Dogmen) ablehnten oder von ihnen abwichen, neue Glaubensinhalte verkündeten, kirchliche Missstände kritisierten oder offene Kirchenfeindschaft zeigten. Die Kirche sah in diesen Menschen eine Bedrohung ihrer Macht und ging mit brutaler Härte gegen sie vor. Offiziell wurden die Ketzer zu „Dienern des Teufels“ erklärt, um sie zu diskriminieren.

Da die Kirchenvertreter tagtäglich vom Teufel und seiner großer Macht predigten, war damals nicht nur das einfache Volk – der „gemeine Mann“ – sondern auch der Adel und die Geistlichkeit von der leibhaftigen Existenz des Teufels überzeugt. Doch man ging noch einen Schritt weiter! Der Teufel hätte eine Vielzahl von Mitarbeitern auf Erden: Hexen und Zauberer, so wurde immer wieder verkündet.

Auf diese „Diener des Satans“ wurde jetzt der Volkszorn gelenkt. Sie konnte man für alle Missstände verantwortlich machen: für Unwetter, Brände, Krankheiten, Pestepidemien, Missernten, Hungersnöte, Unfruchtbarkeit, Impotenz, Missgeburten, Viehsterben und ungeklärte Verbrechen. Auf Befehl des Teufels, erklärte die Kirche, hätten Zauberer und Hexen die „Synagoge des Satans“ gegründet. Diese Hexensekte habe nur ein Ziel. Sie wolle die Kirche, ja die ganze christliche Welt vernichten.

Die Hexenjagd beginnt!

Nach dieser geistigen Vorbereitung erließ Papst Innozenz VIII. im Jahr 1484 die berüchtigte „Hexenbulle“. Sie beauftragte die Inquisition, ihre bis dahin nur auf Ketzer beschränkte Tätigkeit, auch auf Hexen und Zauberer auszudehnen. Damit war faktisch über Jahrhunderte hinweg das Todesurteil für Hunderttausende unschuldiger Menschen, meist Mädchen und Frauen, gesprochen. Sie wurden, als Hexen abgestempelt, von ihren Richtern zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Grundlage der Tätigkeit der Inquisitionstribunale war der von den Inquisitoren und Dominikanermönchen Jacob Sprenger und Heinrich Institoris 1487 geschriebene „Hexenhammer“ (Malleus maleficarum“), eine Anleitung für die Inquisitoren und Hexenrichter für die Jagd auf Hexen. Der Papst empfahl den „Hexenhammer“ als „Arbeitsgrundlage“ für die Hexenverfolgungen.

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Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizin-Journalist
Oldendorfer Str. 4431840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 4/2011