Frauenheilkunde

Klimakterium: Die Sache mit den Hormonen – gut oder schlecht?

Peter Lackner

In der Naturheilpraxis gelten „die Hormone“ primär eher als bedenklich. Während Schilddrüsenhormone nicht ganz so kritisch gesehen werden, haben Nebennierenhormone und auch Geschlechtshormone in der Naturheilpraxis einen schweren Stand. Das ist teilweise auch berechtigt. Das Cortisol der Nebennieren wurde in Cortisonen und Prednisonen nachgebaut und – nicht nur von den Hautärzten – sogleich im Übermaß angewandt. Diese unkritische Verwendung hat zu schlimmen Nebenwirkungen geführt, die dann meist in Naturheilpraxen wieder in Ordnung gebracht werden mussten.


Ähnliches haben wir mit den Sexualhormonen erleben müssen. In dem Maß, in dem es der Pharmaindustrie gelang, neue und neueste Rezepturen unter das Volk zu bringen, erweiterten sich die angeblichen Einsatzmöglichkeiten scheinbar logarithmisch. Die meist unkritischen – oft pauschalen – Anwendungen haben schlimme unerwünschte Wirkungen gehabt. Geschlechtshormone müssen in jedem Fall so individuell wie möglich sorgfältig verwendet werden, die Indikation und die Dosierung können sich recht kurzfristig ändern.

Das liest sich nun eher wie eine Warnung vor der Gefährlichkeit der Therapie mit Sexual – und Nebennierenhormonen. Und tatsächlich könnten wir mit unkritischer pauschaler Anwendung viel Unsinn anrichten. Es gibt aber schöne Anwendungen, die vergleichsweise absolut ungefährlich und doch sehr hilfreich sind. Und hier können wir sogar mehr oder minder „pauschale“ Therapieempfehlungen geben.

Ich werde in meinem Beitrag die ungefährlichen und doch hilfreichen Anwendungen darlegen. Dies soll aber keine „Kleine Endokrinologie“ sein, dazu ist der Ausschnitt zu speziell. Die alternativen, komplementären „hormonfreien“ Anwendungen werden in anderen Beiträgen dargelegt. Hier soll herausgearbeitet werden, ob die vor uns sitzende Patientin von „Hormonen“ profitieren wird oder nicht, und ob es sich um einen Fall handelt, bei dem wir praktisch risikofrei behandeln können und sollten.
Das Klimakterium (klimakter = Stufenleiter) bezeichnet naturwissenschaftlich gesehen wertfrei die „nächste Stufe auf der Leiter“, von der reproduktiven zur
(post-)menopausalen Phase der Frau. Im Allgemeinen wird es sich um ein natürliches Geschehen handeln, das primär gar nicht behandlungspflichtig scheint. Die Mehrzahl der Frauen erlebt die Stufe auf der Leiter beschwerdearm und eher kurzzeitig belastend. Ein Teil der Frauen aber muss den Übergang körperlich und seelisch so belastend ertragen, dass es sich um „Beschwerden mit Krankheitswert“ handelt.

Die psychischen Veränderungen können je nach vorausgegangenen Erfahrungen, gegenwärtigem Erleben, der Umgebung, sowie zukünftigen Erwartungen zwischen stark negativ und positiv schwanken. Das veränderte Körperbild, die „Body composition“, führt nicht selten zu einem Selbstwertverlust, besonders wenn sich die Frau über ihren Körper definiert hatte. Es entstehen Ängste, Depressionen, Schulderleben usw. Zusätzlich erlebt und reagiert der veränderte Körper anders (z.B. Wechsel vom klitoralen zum vaginalen oder analen Orgasmus). Die unmittelbare Umgebung kann stark belasten, wenn nicht nur die Kinder aus dem Haus gehen oder der Ehemann entfremdet ist, sondern besonders, wenn die Frau ihre Eltern pflegen oder sogar deren Sterben erleben muss. Am Arbeitsplatz werden jüngere Frauen auch mit weniger Erfahrung bevorzugt. Die unmittelbare Umgebung kann aber ebenso positiv wirksam sein und die Frau unterstützen, neue Ziele zu finden, „neue Kinder auszutragen und zu gebären“ und zur „weisen alten Frau“ zu werden.

Ein weiterer noch wichtigerer Aspekt, den ich hier ansprechen möchte, betrifft den vorsorglichen Schutz vor zu erwartenden oder zu befürchtenden Erkrankungen durch die natürlich ablaufenden hormonellen Veränderungen. Diese durchaus verschiedenen Aspekte des Geschehens gestatten deshalb keine einfache Faustregel, was wann richtig oder falsch oder gut oder nachhaltig ist. Dazu kommen noch zwei Aspekte: Nicht wenige Patienten kommen in die Naturheilpraxis, weil sie vom Therapeuten eine „hormonfreie Lösung“ erwarten. Der Behandelnde selbst ist ebenfalls nicht frei von Einschätzungen in Bezug auf Hormone, die seine Behandlungsempfehlung beeinflussen können.

Wenn wir pauschal von „den Hormonen“ sprechen, ist das natürlich viel zu undifferenziert, obwohl wir uns mit großen amerikanischen Studien und deutschen Hochschulprofessoren auf der scheinbar sicheren Seite befinden. Wir haben als komplementäre Ärzte aber den Anspruch, möglichst frei von Vorurteilen zu einer fundierten Meinung zu gelangen.

Das Klimakterium ist sowohl ein mehr oder minder natürlich ablaufender Prozess, als auch eine Phase relativ großer Gefahren für die Gesundheit der Frau. Bekannt ist die Osteoporose als typische Östrogenmangelfolge. Von allen unerwünschten Ereignissen durch das Absinken der Östrogene ist ausgerechnet die mögliche Osteoporose sehr gut alternativ zu behandeln. (Vitamin D3, natürliches Progesteron, Calcium – wenn möglich nicht aus Kuhmilch-Käse – und sinnvolles mildes aber zeitintensives Training können hier erfolgreich sein, wenn nur eine minimale Östrogenmenge noch hergestellt wird. Durch den Abfall der Östrogene kommt es zu Veränderungen der arteriellen Blutgefäße (Koronare Herzkrankheit, Hochdruck), der Darmschleimhaut bzw. deren Schleimbildung, (Leaky Gut Syndrome), zu Veränderungen der Gelenkknorpel, der Zwischenwirbelscheiben, des Hörvermögens (Luft-Leitungs-Schwelle über 20dB), der abdominalen Fettverteilung (Apfelform), und der diabetischen Stoffwechselreaktion mit hohen LDL–Werten. Dazu kommt oft eine eingeschränkte Hirnleistung mit Abfall der Merkfähigkeit (Kurzzeitgedächtnis).

Warum ist diese Information so wichtig?

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Wie können wir diesen Frauen am besten rechtzeitig helfen?

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Was erregt unseren Verdacht?

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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Peter Lackner
Frauenarzt
Gartenstraße 22
80809 München

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Naturheilpraxis 4/2011