FACHFORUM

Rheumatischer Formenkreis – vielschichtiger, als häufig angenommen

Peter Germann

Da die rheumatischen Erkrankungen aufzufassen sind als Allgemeinschädigungen, die im resistenzgeschwächten Organismus durch Ausschwemmung von Bakterientoxinen auftreten, steht im Vordergrund die Suche nach dem chronischen Infektionsherd und dessen Beseitigung, schrieb Gerhardt Madaus 1941. Der eingangs beschriebene Fokalprozess ist ein großer Baustein für den rheumatischen Formenkreis. Hier haben wir den Erreger in seiner chronifizierten Form, nicht im Sinne eines akuten Infektes. Dieser Ansatz ist sehr interessant für Diagnose und Therapie, wobei nach akademischer Auffassung eine Mikrobe erst dann interessant wird, wenn die Populationsgröße so hoch ist, dass der benennbare Infekt ausgelöst wird. Die Naturheilkunde hat hier eine weitaus umfassendere Vorstellung von Krankheit und Gesundheit.


Die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind nicht exakt umrissen. Sie werden eingeteilt in entzündliche Prozesse, degenerative Erkrankungen und extraarikuläre Formen. Die klinischen Erscheinungsbilder sind also außerordentlich vielfältig, und eine definierte Diagnose ist nicht selten erst anhand des Krankheitsverlaufes möglich.

Auch die psychische Grundeinstellung gibt einen Baustein zu dem rheumatischen Symptomenkomplex. Thorwald Dethlefsen und Rüdiger Dahlke beschreiben eine auch häufig parallel auftretende Unbeweglichkeit im Bewusstsein. Schon das Wort „starr“ ist eng verwandt mit „stur“, „Stursinn“, „steif“ und „störrisch“. Sie beschreiben weiterhin kristalline Prozesse, zu denen auch die Gallensteine gehören, als „kristalline Wut“. Es ist der Typus, der in sich „rein frisst“, dem Vieles nicht passt, aber nicht wie ein Choleriker explodieren kann. So wird er zum wandelnden Dampfkochtopf mit der Neigung zum Jähzorn.

Auch Hildegard von Bingen beschreibt ähnliche psychische Muster beim rheumatischen Formenkreis: „Ein vergichteter Mensch (quem paralysis fatigat), der infolgedessen jähzornig ist – weil Rheuma immer beim Zorn dabei ist –, der koche die Blätter, Fruchthülsen und die Kastanien selbst vom Edelkastanienbaum in Wasser, und aus diesem Wasser bereite er ein Dampfbad (Sauna) und mache das oft, und das Rheuma in ihm wird vergehen und er eine friedliche Gesinnung erhalten.“ Dieser psychische Ansatz bringt ganz andere Aspekte in die Therapie eines Rheumatikers, als der langläufig nur körperliche Gesichtspunkt.

Eins ist jetzt schon erkennbar, die Rheumatherapie ist sehr vielschichtig und umfassend und sicherlich nicht nur mit der Verordnung eines Präparates zu bewältigen. Änderungen in der Diätetik, andere Lebensauffassung und Wertschätzung der eigenen Person haben den gleichen Stellewert wie Entsäuerung, Entgiftung, Ausleitung und das Angehen und Ausräumen von entzündlichen Prozessen.

Aus naturheilkundlicher Sicht gibt es verschiedene Möglichkeiten mit unterschiedlichen Ansätzen, um chronische Entzündungen zu diagnostizieren:

Die Spengleran Kolloide D und Dx geben Hinweise auf so genannte Kopfherde, also Fokalgeschehen im Bereich von Zähnen, Kiefer, Mandeln und Nasennebenhöhlen. Auf Grund der Keimblattverwandtschaft sollte auch der Darm erfasst werden.

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Peter Germann
Gesundheitshaus Viriditas
Phytaro Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 4/2011