FACHFORUM

Hypoglykämie-Syndrom – ein häufig unerkanntes Krankheitsbild

Fabian Müller

In der naturheilkundlichen Praxis begegnen uns oft Patienten mit unklaren Symptombildern, ohne feststellbaren organischen Befund. Viele dieser Patienten zeigen auch psychische Symptome, sodass sie von Seiten der Schulmedizin als rein psychosomatisch eingestuft werden. Gute naturheilkundliche Verfahren, wie die klassische Homöopathie, wirken nicht oder nur kurz. Hier kann eine Fehlsteuerung des Zuckerstoffwechsels vorliegen. Dies trifft auf Patienten mit Fibromyalgie, chronischen Kopfschmerzen, Hyperhidrose, Infektanfälligkeit, chronischen Infekten und Reizdarm zu.


Der Körper, vor allem das Nervengewebe, das Nierenmark und die Erythrozyten, ist zur Energiegewinnung auf einen konstanten Glukosespiegel angewiesen, der im Bereich 80-100 mg/dl (4,4-5,5 mmol/l) liegen sollte. Hierfür gibt es verschiedene Mechanismen zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels:

Eine ganze Reihe von Hormonen ist an der Regulation der Blutglukosekonzentration beteiligt.

Definition und Symptome der Hypoglykämie

Blutzuckerwerte unter 60 mg/dl (3,4 mmol/l) werden als pathologisch angesehen. Eine echte Hypoglykämie ist per Definition ein Blutzuckerspiegel unter 40 mg/dl (2,2 mmol/) oder das Vorliegen der Whipple-Trias (BZ unter 50 mg/dl / 2,8 mmol/l, hypoglykämische Symptome und Beendigung der Symptome durch Glucosezufuhr). Die Symptome werden in vegetative und neuroglykopenische (durch Glukosemangel im ZNS) unterschieden, wobei nicht alle Symptome vorhanden seien müssen.

Die Wissenschaft bezeichnet Zustände mit hypoglykämischen Symptomen ohne Vorliegen einer echten Hypoglykämie als Pseudohypoglykämie. Dies empfinden betroffene Patienten häufig als Stigmatisierung, und das sollte unterlassen werden. Hypoglykämische Symptome können auch bei normaler Blutzuckerkonzentration bestehen, wenn z.B. der Blutzuckerspiegel plötzlich stark absinkt ( > 1 mg/dl/min / 0,06 mmol/l/min).

Häufig findet man auch weitere Symptome bei Patienten mit Hypoglykämien bzw. Pseudohypoglykämien, die von der Wissenschaft nicht allgemein anerkannt sind:

Diagnostik der Hypoglykämie

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Oraler Glukosetoleranztest

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Postprandiale Hypoglykämie

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Differentialdiagnostik der postprandialen Hypoglykämie

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Therapie des idiopathischen postprandialen Syndroms

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Fälle aus der Praxis

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Zusammenfassung

Bei Patienten mit unklaren und psychischen Symptomen, bei denen naturheilkundliche Verfahren wie die klassische Homöopathie nicht oder nur kurz wirken, sowie bei Patienten mit Fibromyalgie, chronischen Kopfschmerzen, Hyperhidrose, Infektanfälligkeit, chronischen Infekten und Reizdarm kann ein chronischer Unterzucker (Hypoglykämie) die versteckte Ursache sein. Zur Diagnostik ist der orale Glukosetoleranztest über fünf Stunden anzuwenden. Folgende Kriterien sind bei der Interpretation des Tests zu berücksichtigen: Geschwindigkeit des Blutzuckerabfalls, Tiefe des Blutzuckers, Länge des tiefen Blutzuckerspiegels und der Zeitpunkt des Auftretens. Nicht nur der niedrigste Glukosewert ist von Bedeutung, sondern vor allem die Geschwindigkeit des Blutzuckerabfalls. So kann grob in Nüchternhypoglykämie und postprandiale Hypoglykämie unterteilt werden, welche unterschiedliche Differentialdiagnostik ermöglicht.

Die meisten Patienten bei denen ein physiologischer Nüchternblutzuckerwert (80-100 mg/dl) mit hypoglykämischen Werten oder schnellem Blutzuckerabfall nach der Einnahme der Glukoselösung vorliegt, haben einen chronischen Unterzucker. Dieser wird häufig auch als Hypoglykämiesyndrom, latente Hypoglykämie, idiopathisch postprandiales Syndrom (IPPS) oder adrenerges postprandiales Syndrom (APS) oder reaktive Unterzuckerung bezeichnet. Therapeutisch kommen folgende Möglichkeiten in Betracht: Ernährungsumstellung auf viele kleine Mahlzeiten mit niedrigem Glykämischen Index, Entspannungstechniken zur Stabilisierung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Nebenniere, Phytotherapie mit Mariendistel Curarina 3-mal täglich 20 Tropfen und Eleu Curarina 2-mal täglich 30 Tropfen oder Ginseng Curarina 2-mal täglich eine Kapsel, Orthomolekulare Therapie und Therapie mit Organpräparaten. Eine klassisch homöopathische Therapie wirkt stabilisierend. Es sollte aber erst nach der Ernährungsumstellung das Mittel gegeben werden, da durch häufige hypoglykämische Phasen das Mittel schnell antidotiert wird.

Literatur
Martin, M. Das Hypoglykämie-Syndrom, 3. Auflage, Ralf Reglin Verlag, Köln, 2001
Nawroth P. / Ziegler, R. Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel, Springer Verlag, Berlin, 2001
Niestroj, I. Praxis der orthomolekularen Medizin, 2. Auflage, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2001

Anschrift des Verfassers:
Fabian Müller
Heilpraktiker
Brudermühlstr. 36
81371 München

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Naturheilpraxis 4/2011