Komplexhomöopathie

Kombinationspräparate in der Tradition des Paracelsus

am Beispiel spagirischer Arzneien der Firma Soluna

Olaf Rippe

Die Verwendung von Arzneisubstanzen in Mischungen ist eine jahrtausendealte Tradition. Nur sehr selten findet man in der Medizingeschichte Beispiele, bei denen die Verwendung von Einzelstoffen propagiert wurde. Diese Idee hat sich jedoch heute allgemein durchgesetzt und findet ihre Anhänger einerseits unter den Vertretern einer rein pharmakologisch orientierten Medizin und andererseits bei den Adepten der „klassischen Homöopathie“. Letztere bilden unter den Verwendern homöopathischer Arzneien eine Minderheit von ca. 5%, die Mehrheit verwendet wie in der Tradition üblich, weiterhin Kombinationspräparate.


„Wer Natur in ihrem Innern
Zu ergründen sich vermisst,
Muss sich erst daran erinnern,
Was des Menschen Ursprung ist.“
Alexander von Bernus

Die Kunst der Mischung

Die ältesten uns bekannten Rezeptbücher sind einige tausend Jahre alt, z.B. der Papyrus Ebers. Nicht wenige der dort erwähnten Rezepte könnte man ohne Weiteres noch heute mit Erfolg verwenden. Wesentlich bedeutender zum Verständnis moderner Kombinationspräparate sind jedoch die Schriften der hippokratischen Schule sowie der antiken Autoren Theophrast, Dioskurides und Galen sowie die darauf aufbauenden Lehren der persischen Heilkunde, z.B. von Avicenna oder Geber. Sie setzten Maßstäbe für die Rezeptierkunst bis in die Neuzeit.

Grundlage der Rezepte waren die Vorstellungen der antiken Humoralmedizin. Die verwendeten Substanzen waren zur Hauptsache Pflanzen, meistens Wurzeldrogen und wenige tierische oder mineralische Bestandteile. Typisch waren Mischungen aus 3 bis 10 und manchmal auch wesentlich mehr Ingredienzien – Monopräparate waren unbekannt.
Betrachtet man die Lieferlisten diverser phytotherapeutischer oder homöopathischer Firmen von heute, so kann man feststellen, dass viele Kombinationspräparate noch immer auf den alten Vorstellungen der Humoralmedizin beruhen. Sie sollen einerseits die Ausscheidung verstärken, andererseits aber auch auf organotroper Ebene regenerieren und auf funktiotroper Ebene die Logistik von Stoffwechselprozessen verbessern. Krankheiten lassen sich aus Sicht der Humoralmedizin zu Konstitutionen und Diathesen mit typischen Dispositionen zusammenfassen. Konsequent angewendet, kann eine humoral ausgerichtete Therapie eine Umstimmung der Konstitution erzeugen (siehe hierzu die Schriften von Bernhard Aschner und Heinrich Honegger).

Auch wenn sie den humoralpathologischen Ansatz nicht kennt, versucht die Einzelmittel-Homöopathie etwas Ähnliches, wenn sie zeitversetzt mit unterschiedlichen Potenzstufen oder mit dem Wechsel der Arznei arbeitet, um dadurch das Krankheitsgeschehen von innen nach außen zu lenken. Es ist jedoch die Frage, ob man von einem Einzelstoff erwarten kann, dass er alle notwendigen Körperfunktionen gleichermaßen anspricht und alle wesentlichen Wirkprofile entfaltet.

In der modernen Phytotherapie ist die Therapie mit Monosubstanzen ebenfalls üblich geworden. Dies liegt vor allem an den heutigen wissenschaftlichen Standards, die randomisierte Doppelblindstudien und eine exakte Struktur-Wirkungsanalyse verlangen, was bei Mischrezepten eine praktisch unlösbare Aufgabe darstellt (3-Körperproblem). Schon eine Einzelpflanze hat oft dutzende von Wirkstoffkomplexen, die pharmakologisch oft sogar entgegengesetzt wirken. Mischt man nun auch noch diverse Substanzen, ist das Chaos im Reagenzglas perfekt.

Nun einfach alle bekannten Mittel, die für einen Fall in Frage kommen, zu mischen, wäre das andere Extrem. Tatsächlich gibt es hierfür durchaus historische Vorbilder wie die berühmten Wundertränke Theriak oder Mithridat, die in alten Schriften wegen ihrer giftwidrigen Wirkung gerühmt und seit dem 13. Jahrhundert in jeder Apotheke geführt wurden. Nicht selten enthielten solche Rezepte einige Hundert Zutaten. Auch wenn man viele dieser Stoffe in Gruppen mit einer analogen Wirksamkeit zusammenfassen könnte, es also „theoretisch“ nur einige aufeinander abgestimmte Wirkprofile sind, handelt es sich bei diesen ellenlangen Rezepten um einen „Wildwuchs“, der schon in alter Zeit von vielen Therapeuten kritisch betrachtet wurde, u.a. von Paracelsus. Dieser Meister der Heilkunst hatte völlig andere Vorstellungen, nach denen er seine Rezepte zusammenstellte.

Geist wird durch Geist geheilt

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Im Rhythmus von Sonne und Mond

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Das synergistische Rezept

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Epilog

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Literaturtipps:
- Bernus, Alexander von: „Alchymie und Heilkunst“, Nachdruck 1. Aufl. 1936, Verlag am Goetheanum, 1994.
- Casagrande, Christina: Praxis Spagyrik nach Alexander von Bernus, Sonntag Verlag 2009.
- Paracelsus: „Sämtliche Werke“ (Hrsg. Aschner, Bernhard), 1926 – 1932, Anger: Anger – Verlag Eick, Nachdruck 1993.
- Proeller, Christoph: „Eine geistige Reise durch den Kosmos“, Verlag in sole, 2007.
- Proeller, Hannes: „Das Therapiehandbuch der Solunate“, Verlag in sole, 2008.
- Rippe, Olaf, Christian Rätsch, Patricia Ochsner, Margret Madejsky, Max Amann: „Paracelsusmedizin“; AT-Verlag, 2001.
- Rippe, Olaf / Madejsky, Margret: „Die Kräuterkunde des Paracelsus“; AT-Verlag, 2006.

Anschrift des Verfassers:
Olaf Rippe
Heilpraktiker, Praxis für Traditionelle Abendländische Medizin
Barerstr. 48
80799 München
Tel.: 089/2725902 Fax: 089/27349566
Internet: www.natura-naturans.de
E-Mail: info@olaf-rippe.de

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Naturheilpraxis 3/2011