Augendiagnose

Karl Baumhauer - ein fast vergessener Pionier der Augendiagnose in Österreich

von Adolf Ersfeld

Ein gut Teil der Augendiagnose-Geschichte und -Entwicklung ist verbunden mit der Erkennung und Therapie von konstitutionellen, regulationsmedizinischen und reflektorischen Merkmalen. Als man im letzten Jahr in einer Zeitschrift einen Artikel über die historische Entwicklung der Irisdiagnostik las, wurden zwar alle üblichen Vorreiter der Augendiagnose abgehandelt, aber einer fehlte, der zugegebenermaßen fast immer vergessen wurde und wird. Durch das forscherische Interesse eines, der einen großen Teil seines Lebens mit der Augendiagnose verbunden ist, wurde einer der Pioniere der Augendiagnose ans Licht gezogen, der es wahrlich verdient hat, in der Reihe der Protagonisten nicht zu fehlen: Karl Baumhauer. Wir freuen uns, dass der vielen bekannte und stets mit dem Uslarer Iriskreis verbundene Adolf Ersfeld diesen österreichischen Augendiagnoseforscher und –kämpfer wieder in unser Gedächtnis zurückruft und uns zeigt, dass er dazugehört. Hier sein Artikel zu Karl Baumhauer. Red.


Was wissen wir über den Lebenslauf von Karl Baumhauer? Er wurde am 15. April 1896 in Schwäbisch Gmünd in Süddeutschland geboren, besuchte dort die Mittelschule. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Infanterist in die Deutsche Armee eingezogen. Im Sommer 1919 zog er nach Mödling, um hier im Kloster „St. Gabriel“ und an der Wiener Universität Theologie und Philosophie zu studieren. Vermutlich kam er schon im Jahr 1916 zum ersten Mal mit dem kaum bekannten Gebiet der Irisforschung in Berührung. Offensichtlich zog ihn diese aber derart in den Bann, dass er bereits im Jahre 1927, zwei Jahre nach Abschluss seines Studiums und der Priesterweihe, sein Hauptwerk „Die Augendiagnose“ im Selbstverlag veröffentlichte. Es folgten weitere Schriften von 1928 bis 1949. Am 1.April 1937 trat Baumhauer als erster Pfarrer in der neu gegründeten „Pfarre Gablitz“ seinen Dienst an. Gablitz, eine Marktgemeinde im Bezirk Wien-Umgebung in Niederösterreich, liegt ca. 5 km westlich von Wien. Somit war Pfarrer Karl Baumhauer also jetzt wieder zurück in der Nähe von Wien und der weltbekannten „Wiener medizinischen Schule“.

Erhalten gebliebene Unterlagen zeigen, dass er seine Studien – und jetzt verstärkt seine Lehrtätigkeit – weiterführte. Im 8. Wiener Gemeindebezirk, in der Strozzigasse 41, dürfte er im Hause seiner bevorzugten Druckerei ein Wiener Studierzimmer gemietet haben, in welchem er seine wissenschaftlichen Augenuntersuchungen durchführte.

Nach 31 Dienstjahren in Gablitz in den Ruhestand versetzt, übersiedelte er nach Großjedlersdorf, wo er am 13. August 1977 starb und beigesetzt wurde.

Im März 1967 erhielt ich von Herrn Ernst Hugo Kabisch (1900 – 1980), Heilpraktiker in Uslar und Mitbegründer des Uslarer Kreises, Verein zu Förderung der Augendiagnose e.V., alle schriftlichen Unterlagen von Pfarrer Karl Baumhauer, mit dem dieser einen regen Schriftwechsel führte. Hierzu gehört auch ein handgeschriebener Brief vom 04. Juni 1975 aus Wien an Kabisch. Pfarrer Baumhauer schreibt u.a.: „Meine Kenntnisse über Augendiagnose habe ich seit 1916, wo ich die Bücher von Felke und den Felke-Complexmitteln und Madaus mit den Oligoplexen bekommen habe. Mit Frau Eva Flink (Tochter von Frau Magdalene Madaus ) wurde ich persönlich bekannt.“

An dieser Stelle soll Karl Baumhauer persönlich zu Wort kommen:

Die Augendiagnostik in Österreich

Ein Aufsatz von Karl Baumhauer, Geistlicher Rat, Pfarrer i.R.
Gablitz im Mai 1953

Die Anfänge der Augendiagnose gehen in Österreich eigentlich auf ihren Entdecker Dr. Ignaz v. Péczely zurück, der im Jahre 1868 an der Universität in Wien zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Unter Billroth arbeitete er noch ein Jahr am hiesigen Allgemeinen Krankenhaus, um dann seine Praxis in Budapest zu eröffnen. In Wien und Österreich fand sich aber damals anscheinend niemand, der sich seiner Entdeckung besonders angenommen hätte, so dass sie vielleicht hier um einen kleinen Kreis zur Kenntnis kam, der aber in der Öffentlichkeit nie für die Sache eintrat.

...

Gablitz, im Mai 1953
Unterschrift: Karl Baumhauer Pfarrer
(Vom Original abgeschrieben, das sich in meinem privaten Archiv befindet.)

Gestatten Sie mir zu Schluss auf die aktuelle Situation der Augendiagnose in Österreich hinzuweisen. In einer Pressemitteilung vom 13.03.2007 heißt es:

Durch ein bahnbrechendes Urteil des Obersten Gerichtshofes ist die Irisdiagnose als nicht-wissenschaftliche Methode jetzt dem ärztlichen Vorbehaltungsbereich abgesprochen worden: „Es ist vertretbar, in der Anwendung der Irisdiagnose keine den Ärzten vorbehaltene Tätigkeit im Sinne des § 2 Ärzte-Gesetz zu sehen“
(Ärztemagazin 6/07).

...

Anmerkung:
Die eingestreuten Zitate stammen aus „Im Spiegel der Seele“ von Walter Kubat Gablitz – Geschichte, Gedichte und Gesichten – www.gablitz.info/

Literatur – und Bildnachweis:
Baumhauer, K. „Die Augendiagnose“, Selbstverlag
Vormaurer, F. Gablitz Information: Zitate aus “Im Spiegel der Seele“ Geschichte, Gedichte und Geschichten, März 2009
Kabisch, E.H., persönliche Mitteilungen
Kubat, W. Suttgart (Bildmaterial)

Anschrift des Verfassers:
Adolf Ersfeld
Heilpraktiker
Gröppersgasse 38
51107 Köln

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Naturheilpraxis 3/2011