Akupunktur/TCM

Meditation zur Schmerzkontrolle: Wie funktioniert welche Methode?

Prof. Dr. Livia Kohn, USA

In den USA ist die Meditation inzwischen das Hauptmittel zur Kontrolle von unerträglichen Schmerzen, die nicht durch normal Behandlungsweisen zu beseitigen oder kontrollieren sind. Zahlreiche, mehr oder weniger gut kontrollierte Studien belegen, wie praktisch und effektiv das Meditieren in der Tat ist. Ausschlaggebend auf diesem Gebiet war die Arbeit von Herbert Benson in den siebziger and von Jon Kabat-Zinn in den achtziger Jahren. Allerdings haben die beiden Mediziner ganz andere Methoden der Meditation benutzt, um ihre jeweiligen Systeme zu entwickeln, je nachdem was zu ihrer Zeit auf dem amerikanischen Markt zugänglich und populär war. Und auch die heutigen wissenschaftlichen Untersuchungen machen oft keinen Unterschied zwischen verschiedenen Meditations-Techniken. Es stellt sich daher die Frage, welche spezifische Meditationsmethode für welche Art von Patient und Krankheitsbild am besten geeignet ist und wie die einzelnen Methoden genau funktionieren.


Ganz allgemein kann Meditation definiert werden als die nach innen gerichtete Aufmerksamkeit in einem Geisteszustand, der von ichbezogenen Gedanken und kritischen Bewertungen losgelöst ist und die Wahrnehmung eines tieferen, subtileren und eher kosmischen Bewusstseins ermöglicht. Als eine Methode, mit den verborgenen Ebenen des Geistes in Kontakt zu kommen, erlaubt sie unterbewussten Inhalten an die Oberfläche zu treten, was oft in Erinnerungen, Bildern, und Gedankenströmen geschieht. Gleichzeitig macht sie es auch möglich, diese unterbewussten Inhalte mit Hilfe von innerer Ruhe, Offenheit, und spezifischen Suggestionen zu beeinflussen. Mit anderen Worten, die Meditation, eine Übung der geistigen und psychologischen Stille, eröffnet Wege mit dem Unbewussten zu kommunizieren und dadurch das persönliche Verhältnis zum Schmerz in einer solchen Weise zu beeinflussen, dass das Schmerzempfinden sich beträchtlich verringert – wenn auch die objektive Krankheitssituation dieselbe bleibt.

In diesem Zusammenhang kann man sechs verschiedene Grundtypen der Meditation unterscheiden, die alle ursprünglich aus dem asiatischen Raum, Indien und China, stammen. Sie beginnen alle mit der Grundpraxis der Konzentration, das heißt, mit der Beruhigung des Geistes durch das Richten der Aufmerksamkeit auf ein einziges Objekt. Dieses Anfangsobjekt ist meistens der Atem, der entweder an der Nasenspitze oder im Unterbauch ohne Bewertung beobachtet wird. Man kann ihn ohne weitere Mittel als solchen beobachten, sich also voll auf die Ein- und Ausatmung konzentrieren. Man kann auch, wie z. B. im Zen-Buddhismus, die Atemzüge zählen oder, wie in der indischen Mantrapraxis, bestimmte Worte mit ihnen kombinieren. Das Ziel dieser Grundpraxis ist, den Geist zu beruhigen und unter elementare Kontrolle zu bringen, um ihn dann gezielt einzusetzen und mit dem Unterbewussten zu kommunizieren.
Diese Kommunikation hat dann sechs verschiedene Vorgehensweisen. Die ersten drei entsprechen den Hauptmodalitäten der menschlichen Wahrnehmung: sehen, hören und fühlen. Sie werden meditativ in den Methoden Visualisation, Rezitation, und Körperwahrnehmung aktiviert.

Über diese drei Grundtypen der Meditation hinaus gibt es drei weitere Arten: Achtsamkeit, ganzheitliche Gegenwart und Körperenergetik. Sie benutzen jeweils verschiedene Zugangswege zum Unterbewussten: den bewussten Geist, die spontane Reaktion (Gehirn im Bauch) und energetische Strömungen im Körper, und werden oft, aber nicht notwendigerweise, mit der einen oder anderen Wahrnehmungsmethode kombiniert.

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Ein Kurs mit Prof. Dr. Livia Kohn zu diesem Thema
findet statt auf dem TCM Kongress Rothenburg 2011
Sonntag, 05.06.2011, 09.00 – 16.00 Uhr


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Naturheilpraxis 2/2011