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Meldung

Verdoppeltes Herzinfarktrisiko beim Anschauen spannender Fußballspiele

Aber: Kein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle

von Jens Bielenberg

Die Welt fiebert dem sportlichen Großereignis, der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, entgegen. Das „Brot und Spiele“ der Neuzeit wird für viele etwas Zerstreuung bieten und den Blick von den Problemen des Alltags wegrücken. Spannende Spiele werden ein Milliardenpublikum in ihren Bann ziehen. Neue Helden werden geboren. Diese Faszination ist oft mit emotionalem Stress verbunden. Es ist daher interessant, ob Stressfaktoren das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöht. Während der letzten Fußballweltmeisterschaft gab es diesbezüglich zwei Studien. Die Ergebnisse sind interessant:

1. Schlaganfallrisiko
Nervenaufreibende Fußballspiele erhöhen nicht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden(4). Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft hin. Grundlage für diese Aussage ist eine Studie aus dem Jahre 2006, die an der Universität Giessen durchgeführt wurde. Basis der Analyse war das hessische Schlaganfallregister.Es wurde untersucht , ob Schlaganfälle an den Tagen mit deutscher Beteiligung häufiger auftraten. Dabei wurden 2918 Patienten mit ischämischen Schlaganfällen und intra-cerebralen Hämorrhagien untersucht. Das Ergebnis war ,dass es zu keiner erhöhten Inzidenz cerebrovasculärer Ereignisse kam(1).

2. Infarktrisiko
Interessanterweise sind die Auswirkungen von emotionalem Stress auf das Herz ganz anders. Eine Untersuchung aus München aus Anlaß der Fußball-WM in Deutschland untersuchte den Zusammenhang zwischen emotionalem Stress und der Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse. Untersuchungskollektiv waren Infarkt-Patienten im Großraum München, die von Notärzten behandelt wurden. An Tagen, an denen die deutsche Nationalmannschaft spielte, war die Zahl der kardialen Notfälle um das 2,66 fache ,um das 3,26 fache größer (Männer) 1,82 fache (Frauen), als im Vergleichszeitraum. Die höchste Inzidenz trat etwa 2 Stunden nach Spielbeginn auf(2). Des weiteren untersucht die Münchner Arbeitsgruppe die Profile vasokonstrtiver Faktoren und Entzündungsparameter von Patienten mit emotionalem Stress bei einem koronarem Syndrom während der WM 2006.

Ergebnis:
Die Plasma-Spiegel vom löslichen vaskulären Zelladhäsionsmolekülen Tumornekrose-fakto(TNF-alpha), hochsensitive C-reaktives Protein( CRP) und Endothelin-1 warden bei Infarktpatienten mit einem akuten Coronar-Syndrom während der WM-Spiele signifikant erhöht.

Fazit:
Stress induzierte Infarkte sind assoziiert mit einem deutlichen Anstieg von Entzündungsparametern und vasokonstiktorischer Faktoren(3).
Bei aller Faszination für König-Fußball sollte nicht außer acht gelassen werden, dass es es sich doch nur um ein Spiel handelt. Pateinten mit koronarem-Herzsyndrom sollte auf die Risiken aufmerksam gemacht werden.

1. Jauss M, Sitzer m, Stolz E, Misselwitz B, Rosenow F. Lack og increase of cerebrovascular events during German World Cup soccer games in 2006.J Neurol 2009,256(6):863-6
2. Wilbert-Lampen U, et al. Cardiovascular events during world cup soccer. N Engl J Med 2008,356(5):475-83.
3. Wilbert-Lampen U, et al. Modified serum profiles on inflammatory and vasoconstictive factors in patients with emotional stress induced acute coronary syndrome during world cup soccer 2006.J Am Coll Cardiol 2010,55(7).637-42
4. Neuro aktuell, Westermayer Verlag 5.2010, S.51.

Anschrift des Verfassers:
Apotheker
Jens Bielenberg
Raphael-Apotheke Westerhorn

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Naturheilpraxis 2/2011