FACHFORUM

Rosmarinus officinalis Urtinktur – Rosmarintinktur

Traditionelle Arzneiheilkunde

Erich Schmitt

Deutsche Bezeichnung: Rosmarintinktur (Rosmarintropfen)

Fachbezeichnung:
A) Homöopathie: Rosmarinus officinalis Urtinktur (Rosmarinus off. Ø)
B) Normale Tinktur / Rezeptursubstanz: Tinctura Rosmarini (Tinct. Rosmarini)

Arzneirechtliche Einstufung:
A) Registriertes homöopathisches Arzneimittel mit Pharmazentralnummer – ohne Angabe einer therapeutischen Indikation. (Urtinktur = D1)
B) Arzneimittel mit Prüfzertifikat und Pharmazentralnummer. (Rezeptursubstanz gemäß ApBetrO)

Tinkturen mit Pharmazentralnummer:
A) Rosmarinus off. Ø (=D1) 20 ml
Rosmarinus off. Ø (=D1) 50 ml
B) Tinct. Rosmarini 100 ml
Tinct. Rosmarini 250 ml

Durchschnittsdosierung:
3 x tgl. 5–25 Tropfen.

Herstellungsverfahren:
A) Alkoholischer Auszug von der blühenden Pflanze. [HAB § 4a] (Der Alkoholgehalt ist mit 86% V/V angegeben)
B) Pharmazeutische Fachbetriebe (z.B. Firma CAELO) müssen sich bei der Herstellung am DAB orientieren.
Das Ausgangsmaterial ist die getrocknete Droge (Fol. Rosmarini).
(Die Tinktur hat eine Konzentration von 1:5; der Alkoholgehalt liegt bei 70% V/V)

Beschreibung:
Die Farbe ist rotbraun; der Geruch ist würzig, kampferartig; der Geschmack ist aromatisch kampferartig, bitter und etwas brennend scharf.


Inhaltsstoffe
(Fol. Rosmarini):
• Äther. Öl (ca. 1–2 %) / mit Terpene
• Gerbstoffe (ca. 8 %)
• Bitterstoffe
• Harz
• Rosmarinsäure
• Nicotinsäure
• Ursolsäure
• Glykolsäure
• Saponin
• Flavonverbindungen
Arzneigruppe: • Aromaticum / Stomachicum
• Carminativum / Cholagogum
• Durchblutungsmittel
• Kreislaufmittel
• Nervinum (Stimulans)
• Stärkungsmittel (Geriatrie)
• Unterleibsmittel (Frauenmittel)
• Externum
Indikation: • periphere Durchblutungsstörung
• Kreislaufschwäche (auch sogen. „Gefäßschwäche“)
• Neurasthenie / „Nervenschwäche“ (auch lähmungsartige Zustände)
• Schlafsucht
• Muskelerschlaffung
• Altersschwäche / „Herzschwäche“
• Engbrüstigkeit / Asthma (Stauungen)
• Unterleibsschwäche
• Amenorrhoe / schwache Menses (auch bei Krämpfen)
• Ausfluss
• Kopfdruck / Schwindel (Kongestion wegen Unterleibsstau)
• Bleichsucht
• Verdauungsschwäche
• Blähungen
• sogen. Unpässlichkeiten
• Blasenbeschwerden
• Lymphstauungen
• Wassersucht
• atonische Stockungen (z.B. Leber u. Milz)
Externum:
(Verdünnung)
• Muskelreißen (Schmerzen u. Krämpfe)
• Quetschung
• Neuralgien
• Glieder-Lähmung (Nervenschwäche)
• Muskelschwäche (auch Sudeck’sches Syndrom)
• Sehnenschwäche (Salben)
• Erschöpfung und Schwäche (als Bäder)
• Haarausfall (als Haarwasser)
• Parasiten z.B. Krätzmilbe

Kontraindikation:
Vorsicht in der Schwangerschaft

Wirkungsweise:
Rosmarin ist ein kräftig erregendes „Stärkungsmittel“. Es hat nicht nur aromatische Stoffe (starkes äther. Öl), sondern auch Gerb- und Bitterstoffe. Daher ist es bei der echten Schwäche ein ausgezeichnetes Anregungs- und Stärkungsmittel. (Es gibt auch falsche Schwächen, welche meist durch Verschlackungen oder Dyskrasien, aber auch von Psychoneurosen bedingt sind – die Pulsdiagnose kann beim Differenzieren sehr hilfreich sein.)

Auf das Nerven- und Gefäßsystem ­entfaltet der Rosmarin ­außergewöhnliche Wirkkräfte.

Das gesamte Herz-Kreislaufsystem erfährt ein Anfachen der Dynamik, aber auch eine Stärkung an sich. Besonders in der Geriatrie, wo des öfteren Durchblutungsstörungen und Energiedefizite zu beklagen sind, kann Rosmarin sehr hilfreich sein. (In der Geriatrie werden heutzutage viel zu leichtfertig Psychopharmaka gegeben, statt sich erst einmal um eine Verbesserung der „inneren Ernährung“ und um Verbesserung des Energiestatus zu bemühen.)
Selbst bei den sog. „Herzschwächen“, wenn Hypotonie und Tendenz zu schnellem Puls vorhanden ist, kann Rosmarin „neue Energie“ aktivieren, so dass das Herz wieder energiereicher und ökonomischer arbeitet und die Gesamtdurchblutung sich verbessert. Somit verschwinden die bläulichen Lippen und der „alte Mensch“ bekommt wieder eine gesündere und lebhaftere Ausstrahlung – auch das Treppensteigen geht meist auch etwas besser.

Rosmarin gibt den älteren und geschwächten Mensch wieder neue Kraft und Lebensmut.

Gerade in akuteren Fällen, wo keine „Notfallmedizin“ notwendig ist, können die Rosmarintropfen (oder ein süßer Rosmarinwein) segensreich wirken. Auch auf ein geschwächtes Nervensystem (Neurasthenie) und auch auf die sog. Muskelschwäche wirkt unser Rosmarin oft wie ein wahres „Zaubermittel“ (Energetikum).
Die Verdauungsorgane (z.B. Magentätigkeit oder Gallefluss) werden von einer Rosmarinarznei aktiviert und kräftig erwärmt. (Als erwärmendes Gewürz ist Rosmarin auch in der Kochkunst ein Begriff – z.B. zu Lammfleischgerichten.) Bei der Magenverschleimung und bei der „kalten Blähsucht“, aber auch bei leichten „Unpässlichkeiten“ können die Rosmarintropfen gute Dienste leisten.
Es sei noch erwähnt, dass Rosmarin auch schweißtreibend und etwas abführend wirkt, so dass er beim „kalten Rheumatismus“ auch innerlich in Anwendung kommen kann. Rosmarin ist auch ein ausgezeichnetes Mittel für die Durchblutung des kleinen Beckens. (In der Frauenheilkunde stand der Rosmarin in großen Ehren). Man verwendet ihn zum Beispiel zur Unterleibsanregung bei schwacher Mensis.
Früher wurde Rosmarin viel bei der Wassersucht eingesetzt, da er zum einen durchblutungsfördernd und zum andern diuretisch wirkt, und weil der Rosmarin eine „daniederliegende Lebenskraft“ reaktivieren und beleben kann. Bei Lymphstauungen kann Rosmarin manchmal wahre „Wunder“ bewirken, besonders beim sogen. K-Typ. (Der K-Typ verträgt schlecht die Kälte, auch hat er eine Tendenz zur sog. Kreislaufschwäche)
Auch bei Nieren- und Blasenbeschwerden älterer Menschen kann man mit Rosmarintropfen bisweilen schöne Therapieerfolge sehen.

Bemerkung:
  • Rosmarin kann mit Kampfer oder mit Engelwurz verglichen werden – er ist ein großes Arzneimittel. Auch Pfarrer Kneipp verordnete die Rosmarintropfen bei Schwächezuständen älterer Menschen. Noch vor einigen Jahren wurden Rosmarintropfen bzw. Rosmarinweine von mehreren Firmen angeboten.
  • Das ätherische Rosmarin-Öl ist für den inneren Gebrauch nur mit großer Vorsicht zu verwenden, da es starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann (z.B. Lähmung des Atemzentrums oder Nierenentzündung).
  • Als Einreibemittel ist Rosmarin (Tinktur oder äther. Öl) als Spiritus oder als Salbe im Gebrauch (Einzelmittel oder in Mischung). Zum Beispiel als sogen. „Nervensalbe“ bei Kreuzschmerzen oder Magenkrampf. Bei örtlichen Stockungen und bei örtlichen Ablagerungen hat man mit Rosmarineinreibungen immer eine Chance zur Lösung („zerteilendes Externum“). Hier kann man unter anderem Drüsenschwellungen, Gichtknoten, aber auch ödematöse Schwellungen aufzählen.

(Die Firmen WALA u. WELEDA haben eine Reihe von Externas mit Rosmarin in Auswahl.)


Rezepturbeispiel I: Rosmarinus off. Ø 20,0
Aqua dest. ad 30,0
MDS: 3–4 x tgl. 15 Tropfen

Rezepturbeispiel II: Tinct. Rosmarini 10,0
Spiritus dil. 45% ad 50,0
MDS: 3–4 x tgl. 10–15 Tropfen

Rezepturbeispiel III: Tinct. Rosmarini 10,0
Tinct. Millefolii 10,0
Tinct. Melissae 20,0
Spiritus dil. 45% ad 100,0
MDS: Stärkungstropfen 3 x tgl. 15–20 Tropfen

Rezepturbeispiel IV: Tinct. Rosmarini 3,0
Tinct. Menth. pip. 2,0
Spiritus camphoratus 2,0
Tinct. Valerianae 10,0
Spiritus dil. 45% ad 50,0
MDS: „Lebenstropfen“ bei Übelkeit, Kopfschmerz usw.
10–30 Tropfen auf etwas Zucker

Rezepturbeispiel V: Tinct. Rosmarini 3,0
Tinct. Millefolii 5,0
Tinct. Equiseti 2,0
Tinct. Arnicae 1,0
Vinum med. (Xer.) ad 250,0
MDS: Herzwein 3 x tgl. 1 EL

Rezepturbeispiel VI: Tinct. Rosmarini 3,0
Tinct. Visci 5,0
Tinct. Melissae 5,0
Tinct. Valerianae 3,0
Tinct. Crataegi 10,0
Vinum med. (Xer.) ad 250,0
MDS: für Herz u. Kreislauf 3 x tgl. 1–2 EL

Rezepturbeispiel VII: Tinct. Rosmarini 20,0
Tinct. Angelicae 20,0
Spiritus camphoratus 10,0
Oleum Lavandulae 10 gtt.
Spiritus dil. 45% ad 200,0
MDS: Einreibespiritus 3–5 x tgl. einreiben

Rezepturbeispiel VIII: Rosmarin Syn.22 Kattwiga 50,0
DS: Frauentropfen 3 x tgl. 10–20 Tropfen

Rezepturbeispiel IX:
Salus Herztropfen N 50,0
DS: 3–5 x tgl. 10–15 Tropfen

Rezepturbeispiel X: Salus Wechseljahrstee
DS: 2–3 x tgl. eine Tasse
Bemerkung: Salus-Tees sind im Reformhaus erhältlich.

Einige Komplexmittel
mit Rosmarinus:
• Rosmarin Oplx. Madaus 50 ml
• Rosmarinus Komp.Hanosan 20/50 ml
• Rosmarini Syn.22 Kattwiga 20/50 ml
• Myrtillus Syn.36 Kattwiga 20/50 ml
• 50 Phytolacca Nestmann 20/50 ml
• Auroliquid N Hanosan 50 ml
• Infi-Betula Infirmarius 50 ml
• Rhododendron cp – Fluid JSO 50 ml
• Solunat Nr.2/ Nr.5/ Nr.17 /Nr.19
„Soluna“ je 50 ml

Ein Tee- Rezept
bei Unterleibsstau:
Fol. Rosmarini 20,0
Hb. Linariae 20,0
Rad. Ononidis 20,0
Hb. Equiseti 20,0
Flor. Aurantii 10,0
M.f.spec. DS: „Unterleibstee“
2 x tgl. eine gr. Tasse (den Tee kurz aufkochen)

Anschrift des Verfassers:
Erich Schmitt, Heilpraktiker
Hastverstraße 34
90408 Nürnberg

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Naturheilpraxis 2/2011