Diabetes

Prameha und Diabetes

Vasant Lad

Prameha (übermäßige Harnbildung), Prakrushta Meha und Prakarshena sind Namen für eine Dysfunktion des Harnwegsystems (Mutra Vaha Srotas) und der wasserführenden Kanäle (Ambu Vaha Srotas). In diesem Artikel wird die übermäßige Harnbildung (Prameha) als Diabetes-Ursache und die damit assoziierten Störungen behandelt. Bei Prameha liegt eine Störung der Lymphkanäle (Ambu-, Mutra- und Rasa Vaha Srotas), der blutführenden Kanäle (Rakta Vaha Srotas) und der Kanäle des Fettgewebes (Medo Vaha Srotas) vor. Alle Kanäle sind durch ihre Affinität für das Element Wasser betroffen. Pankreas (Kloma), Gaumen (Talu) und der Plexus choroïdeus sind mit den Ambu Vaha Srotas verbunden und alle drei sind ebenfalls von Prameha betroffen.


Ayurveda Prameha kann nicht als isolierte Erkrankung begriffen werden. Vielmehr sind komplexe Stoffwechselstörungen daran beteiligt, die mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 sowie Diabetes insipidus verbunden sind bzw. sie verursachen. Ayurveda lehrt, dass alle Dhatus (Gewebe) einen normalen Flüssigkeitsgehalt (Kleda) haben. Eine Hauptaufgabe von Kleda ist, den Wasser-Elektrolyt-Haushalt aufrechtzuerhalten. Kleda nährt und erhellt auch jedes Gewebe. Es ist mit Kledaka Kapha im Magen assoziiert und im Stadium, in dem sich Prameha ausbreitet (Prasara), geht Kledaka Kapha aus dem Gastro-Intestinaltrakt in das Blutplasma (Rasa Dhatu) über. Dieses Kledaka Kapha stört das Kleda in allen Geweben (Dhatus). Es bildet sich zuviel Flüssigkeit, das über den Urin ausgeschieden wird. So erklärt sich die erhöhte Urinmenge (Polyurie). Dieses übermäßige Harnlassen weist auf Prameha oder Prakrushta Meha hin.

Polyurie kann auch bei anderen Störungen auftreten: bei Hysterie, Nierenerkrankungen, Hyper-Parathyroidismus (der zu Hyperkalziämie und zu Polyurie führen kann). Oder bei Kalium-Ausschwemmung, die eine Nierenstörung darstellt. Infolge dieser ätiologischen Faktoren vermehren sich die Doshas und beschleunigen das Fortschreiten des diabetischen Erkrankungsprozesses.

Die ersten drei Phasen jeder Krankheit heißen Sanchaya (Akkumulierung), Prakopa (Provokation) und Prasara (Ausbreitung). Hoher Blutzucker wird im Ayurveda als vermehrtes Kapha in der Ausbreitungsphase der Erkrankung beschrieben, was das Blut- und Lymphsystem beeinträchtigt. Vermehrte Kledaka der Dhatus beginnen im Verdauungstrakt, von dort gelangen sie über die Niere in die Harnblase und lösen die ersten Symptome für Diabetes aus. Diese heißen im Ayurveda Purva Rupa und treten auf, wenn das Dosha in das dritte Stadium der Erkrankung (Prasara) eintritt.

Samprapti, die allgemeine Entstehung von Premaha, beginnt fast immer mit vermehrtem Kapha. Später können Vata und Pitta zum Bild dazukommen, denn Prameha ist ein komplexes Syndrom, dass alle drei Doshas betreffen kann.

Die Ursachen von Premaha

Die Ursache von Premaha ist meist eine Hyperglykämie, der eine verminderte Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse (Kloma) zu Grunde liegt. Es handelt sich um eine chronische endokrine Erkrankung, die die unterschiedlichsten Stoffwechselfunktionen beeinträchtigt: den Kohlehydrat-, den Eiweiß-, den Fettstoffwechsel und den Wasser-Elektrolyt-Haushalt. Funktionelle und strukturelle Änderungen der Zellen folgen, die Komplikationen in Augen, Nieren, Nervensystem und anderen Organen bewirken.

Weitere Ursachen für Premaha können sein:

Formen des Diabetes

Viele der Zeichen und Symptome des Typ-2-Diabetes korrelieren eng mit denen im Ayurveda für die verschiedenen Kapha-Ausprägungen des Prameha. Die Funktionen des Pankreas sind durch Verfettung der Zellmembranen beeinträchtigt. Die Zellen werden Insulin gegenüber resistent, was im Körper dazu führt, dass Zucker nicht verarbeitet werden kann. Im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes benötigt der Typ-II keine Insulin-Injektionen. Er kann so behandelt werden, dass die Pankreasfunktion und die Kontrolle des Blutzuckers gestärkt werden. Dies geschieht in erster Linie über die Lebensweise und die Ernährung.

Bei Diabetes mellitus werden die Elemente Erde und Wasser nicht angemessen verdaut, was zu erhöhtem Zuckergehalt in Blut und Urin führt. Hyperglykämie (hoher Blutzucker) und Glukosurie (zuviel Glukose oder Zucker im Urin) sind die Fachbegriffe. Sushrata nennt diese Kondition Rakta Sharkara, was hoher Blutzucker bedeutet.

Im Ayurveda unterscheidet man 20 Formen von Prameha, die mit den verschiedenen Diabetes-Anzeichen und –Symptomen korrespondieren. Diabetes ist in Prameha eingeschlossen, während Prameha mehr als Diabetes umfasst.

Prameha ist eine Stoffwechselstörung von Agni (Verdauungsfeuer).
Der Magen ist der Sitz von Jathara Agni, dem zentralen körperlichen Feuer; die Leber ist der Sitz von Bhuta Agni; der Pankreas hat das Kloma Agni; und jedes Dhatu (Gewebe) hat sein eigenes Agni. Kommt es bei diesen Agnis zu einer Dysfunktion, wird der Kohlehydratstoffwechsel gestört.

Bei den Kapha-Formen von Prameha verlangsamt das Kledaka Kapha das Agni, so dass Kleda zum Teil unverarbeitet in das Rasa Dhatu eindringt. Dadurch werden Rasa, Rakta, Meda und Shukra Dhatus einbezogen. Beim Pitta-Typ ist das Rakta das am meisten betroffene Dhatu. Bei den Vata-Formen von Prameha können alle Dhatus betroffen sein; Komplikationen betreffen insbesondere das Majja (Knochenmark und Nervengewebe), wie z. B. bei der diabetischen Neuropathie.

Die zehn Kapha-Formen von Prameha

1. Ikshu Meha:
2. Sita Meha:
3. Udaka Meha: Diabetes insipidus
4. Pistha Meha: Phosphat-Harn
5. Shukra Meha
6. Lala Meha
7. Sikata Meha
8. Shanaih Meha
9. Sandra Meha
10. Sura Meha

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Die sechs Pitta-Formen von Prameha

1. Kshara Meha: Alkalinurie
2. Amla Meha: Azidurie
3. Nila Meha
5. Manjistha Meha: Hämoglobinurie
6. Haridra Meha:

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Die vier Vata-Formen von Prameha

1. Vasa Meha: Lipiduri
2. Sarpi Meha: Chylurie
3. Madhu Meha
4. Hasta Meha

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Zusammenfassung der Behandlungen von Prameha

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Literaturhinweis:
Vasant Lad: Das große Ayurveda-Heilbuch. Windpferd Verlag, 2003
Vasant Lad, David Frawley: Die Ayurveda Pflanzen-Heilkunde. Windpferd Verlag, 2000
Vasant Lad: Selbstheilung mit Ayurveda. O.W.Barth bei Scherz Verlag, 1999
Vasant Lad: Ayurveda – Natural Health Practices for Your Body Type (Hörkassette). Sounds True, 2000

Dr. Vasant Lad
wurde in Indien geboren und arbeitete dort mehrere Jahre als medizinischer Leiter eines ayurvedischen Krankenhauses in Puna. Seine akademische und praktische Ausbildung umfasste zudem das Studium der Allopathie(westliche Medizin) und der Chirurgie. Er ist weltweit anerkannter Experte für die Praktiken und Methoden der ayurvedischen Medizin und ist Begründer und Leiter des Ayurvedic Institute in Albuquerque, New Mexico.
Dr. Lad ist regelmäßig in Deutschland und unterrichtet zusammen mit Dr. Harsha Gramminger in Maria Laach/Eifel.

Kontakt:
www.ayurveda.com oder
www.euroved.com
oder
euroved
In den Forstwiesen 27
D-56745 Bell/Eifel

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Naturheilpraxis 2/2011