Diabetes

Bittermelone

Eine neue nutritive Therapieoption?

Alarmierende Zahlen: Diabetes weltweit auf dem Vormarsch

Jens Bielenberg

Die Bittermelone, Momordica charantia senkt den Blutzuckerspiegel und wirkt gewichtsreduzierend. Dies ist das Postulat einer Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), das Forschungsarbeiten taiwanesischer und deutscher Wissenschaftler ergeben haben. Bei der Suche nach Ernährungsbausteinen, die einen Anti-Diabetes-Effekt haben, ist wie so oft ein Blick auf die traditionellen Ernährungsgewohnheiten anderer Kulturen und Länder erfolgreich gewesen. Der folgende Artikel gibt einen Einblick in pharmakologische Effekte der Bittermelone und stellt einen Kandidaten vor für diätetische Maßnahmen im Rahmen der Prävention von diabetogenen Risikopatienten.


Um das Arsenal alternativer nutritiver Therapieansätze und diätetischer Strategien zu erweitern, sollen in naher Zukunft alle 100 Bittermelonensorten, die in einer Gen-Bank in Taiwan lagern, auf eine Diabeteswirksamkeit getestet werden. Neue Anbautechniken sollen das blutzuckersenkende Potential erhöhen und eine Eliminierung der Bitterstoffe ermöglichen. In bestimmten Regionen Ostasiens ist die Situation noch dramatischer als in Europa:

In Samoa weisen nach Untersuchungen der Universität von Sussex 85% der erwachsenen Population Fettleibigkeit und in Mikronesien 73% Übergewicht und 42% Fettleibigkeit auf. Mehr als 20% der dortigen Bevölkerung weist eine diabetische Stoffwechselsituation auf. In anderen Regionen im Südpazifik liegt der Anteil von Diabetes bei 30% der Bevölkerung (Dr. Dyno Keatinge, Internationales Gemüseforschungszentrum AVRDC in Taiwan). Es ist daher höchste Zeit, neue Strategien zu entwickeln, um diesen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.

Zur Bittermelone, gibt es mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen, die einen Effekt bei der Blutzuckerregulation belegen (5-8, 12-17) und die traditionelle Anwendung bei Diabetes sowie anderen Erkrankungen beschreiben (20).

Die Saponine wirken gewichtssenkend, die Lipide senken den Blutzuckerspiegel um bis zu 15%. Die angegebenen Wirkmechanismen für Momordica charantia sind noch vorwiegend hypothetisch. Nach neuerem Erkenntnisstand wird eine Aktivierung von Inkretinen (intestinale, endokrine Hormone), die die Glukose induzierte Insulinfreisetzung stimulieren, diskutiert. Bittermelone ist ursprünglich in Indien, inzwischen aber schon weltweit als alltägliches Gemüse verbreitet, so dass Risiken bei regelmäßiger Langzeiteinnahme eher unwahrscheinlich sind.

Die als Konzentrat oder Tee im Handel befindlichen Bittermelonen-Produkte sind als Lebensmittel eingestuft.

Bittermelone – Momordica charantia L

Die Bittermelone, auch Balsambirne oder Bittergurke genannt, ist eine schlanke grüne Kletterpflanze mit gelben Blüten, gehört zur Familie der Kürbisgewächse (Curcubitaceae) und ist mit der Wassermelone verwandt. Sie war ursprünglich in China und Indien beheimatet, wird aber jetzt auch in Brasilien, den USA, in Afrika und Europa angebaut. Momordica charantia ist ein seit vielen Jahrhunderten in Asien beliebtes Gemüse und wird dort wegen seiner außergewöhnlichen gesundheitsfördernden Eigenschaften sehr geschätzt. In Afrika ist der verbreitete Einsatz von M. charantia als Mittel gegen Diabetes auffallend.

Über 100 wissenschaftliche Arbeiten belegen eine Wirksamkeit bei Diabetes mellitus, als antivirales Agens, als Anthelmintikum sowie bei diversen Krebserkrankungen. Die traditionelle Anwendung bei Magengeschwüren wird unter anderem auf eine Wirkung gegen Helicobacter pylori zurückgeführt, was in experimentellen Studien untersucht wurde (20). In der traditionellen chinesischen Medizin spielt M. charantia eine Rolle zur Behandlung von Hitzschlag, Dysenterie, Hautgeschwüren, Vergiftungen und Diabetes mellitus. Weitere Indikationen sind Lebererkrankungen Rheuma und Gicht (1).

Die ersten pharmakologischen Untersuchungen hinsichtlich blutzuckersenkender Effekte stammten bereits aus den 40er Jahren. Rivera demonstrierte 1942, dass ein Kristallisat unbekannter Natur aus dem alkoholischen Extrakt der Früchte wirkungsvoll den Blutzucker senkt. Seither wurden rohe Extrakte, Fruchtpulver und Fruchtsaft als ausgeprägt hypoglykämisch bestätigt. Mehreren der aus Frucht und Samen isolierten Polypeptide hohen Molekulargewichts werden in Tierversuchen eine Insulin-ähnliche Wirkung zugeschrieben (2). Insbesondere das p-Insulin (Pflanzen-Insulin) erwies sich laut Khanna et al. als blutzuckersenkend (3). Mittlerweile wurde die Wirksamkeit von Momordica charantia L in klinischen Versuchen subkutan und oral auch bei Diabetikern bestätigt. Interessanterweise fanden Sreejayan und Rao, dass der frische Fruchtsaft sehr wirkungsvoll Hydroxyl- und Peroxid-Radikale abfängt, worauf sie den hypoglykämischen Effekt zurückführen (4). Oxidativer Stress scheint eine bedeutende Rolle bei der Pathogenese diabetischer Stoffwechsellagen zu haben. Streptomycin-induzierter Diabetes bei Ratten verursacht oxidativen Stress mit einer Veränderung des Xenobiotika-Metabolismus. In immunohistochemischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer Veränderung der Expression und Verteilung der Glutathion-S-Transferase (GST)- Iosenzyme in Leber, Niere und Testis diabetischer Ratten kommt. Die Behandlung dieser Ratten mit einem Momordica charantia-Extrakt normalisierte die Verteilung und Expression der GST- Isoenzyme auf das Niveau der Kontroll-Tiere (18).

Klinische Studien mit Bittermelone

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Datenbankanalysen:

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Interaktionen:

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Blutzucker senkende Inhaltsstoffe aus Momordica charantia

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Toxikologische Daten und klinische Verträglichkeit:

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Zusammenfassung:

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Literatur:
1. Neuwinger, HD.: Afrikanische Arzneipflanzen und Jagdgifte, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2. Auflage 1998 S. 404-6
2. Rivera, G.: Preliminary chemical and pharmacological studies on cundeamor, Momordica charantia L., Americ. J. Pharm. 1942; 114:72-87
3. Khanna, P.; Pangaria, S. C.; Dixit,V. P.: Hypoglycaemic activity of polypeptide P from plant source, J. Nat. Prod. 1981;44: 648-55
4. Sreejayan, M. N. A., Rao.: Oxygen free radical scavenging activity of the juice of Momordica charantia fruits, Fitotherapia 1991,344-6
5. Ahmad, N.; Hassan, MR.: Halder, H.; Nenoor, KS.: Effects of Momordica charantia (Karolla) extracts on fasting and postprandial serum glucose levels in NIDDM patients, Bangladesh med res counc Bull 1999; 25:11-13
6. Leatherdale, BA.; Panesar, RK. ; Singh, G.: Improvement in glucose tolerance due to Momordica charantia (karela), Br Med J. 1981;282:1823-4
7. Zänker, K. ; Gottschalk, G. ; Hans, S.: Sicherheits- und Wirksamkeitsstudie mit einem Extrakt aus Momordica charantia bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, Zeitschrift für Phytotherapie 2003; 24:163-9
8. Lotlikar, M. ; Rao, MPR.: Pharmacology of a hypoglycemic principle isolated from the fruit of Momordica charantia, Ind J Pharm 1996;6 ( 8): 129-33
9. Virdi, J.; Sivakami, S.; Shahani, S. ; Suthar, AC. ; Banavalikar, MM; Biyani, M.: Antihyperglycemic effects of three extracts from Momordica charantia. Ethnopharmacol 2003;88 (1): 107-11
10. Dixit, VP. ; Khanna, P.; Bhargavy, SK.: Effects of Momordica charantia L fruit extract on the testicular functions of the dog, Planta Med 1978;4:280-6
11. Farnsworth NR.; Waller, DP.: Current status of plant products reportet to inhibit sperm. Res front Fertil Regulat 1982;2: 280-6
12. Chen, Q. ;Chan LL.; Li ET: Bitter Melon (Momordica charantia) reduces adiposity , lowers serum insulin and normalizes glucose tolerance in rats fed a high fat diet, J Nutr. 2003; 133 (4):1088-93
13. Matsuda H.; Li, Y. ; Murakami, T. et al: Antidiabetic principles of natural medicines, III. Structure related inhibitory activity and action mode of oleanic acid glycosides on hypoglcemic activity. Chem Pharm Bull (Tokyo) 1998;46:399-403
14. Rathi,SS. ; Grover, JK. ; Vats, V.
The effect of Momordica charantia and mucuna pruriens in experimental diabetis and their effect on key metabolic enzymes involved in carbohydrate metabolism.
Phytother Res. 2002; 16 (3):236-43
15. Ahmed, I ; Adeghate, E. ; Sharma, AK.; Pallot, DJ. Singh, J.: Effects of Momordica charantia fruit juice on islet morphology in the pancreas of stretozotocin- diabetic rat., Diabetes Research and Clinical Practise 1998;40:145-51
16. Day, C.; Cartwright, T.; Provost, J.; Bailey, CJ.: Hypoglycaemic effect of Momordica charantia extracts. Planta Med 1990;56: 426-9
17. Miura, T. ; Itoh, C. ; Iwamoto, N. ; Kato, M.; Kawai, M.: Hypoglycemic Activity of the fruit of the Momordica charantia in Type 2 diabetic mice. J Nutr Sci Vitaminol 2001;47:340-44
18. Raza, H.; Ahmed, I. ; John, A.: Tissue specific expression and immunohistochemical localisation of glutathione S-transferase in streptomycin induced diabetic rats: modulation by Momordica charantia (karela) extract. Life Sci 2004 Feb 6;74 (12):1503-11
19. Senanayake, GV.; Maruyama, M.; Shibuya, K.; Sakano, M.; Morishita, T.; Yukizaki, C.; Kawano, M; Ohta, H.: The effects of bitter melon (Momordica charantia) on serum and liver triglyceride levels in rats. J Ethnopharmacol 2004 Apr; 91 (2-3):257-62
20. Grover, JK.; Yadaf, SP.: Pharmacological actions and potential uses of Momordica charantia: a review, J Ethnopharmacol 2004 Jul; 93 (1):123-32
21. Perley, MJ., Kipnis, DM.: Plasma Insulin response to oral and intravenous glucose:study in normal and diabetic subjects. J Clin. Invest. 1967;46:1954-62
22. Wang, Z; Wang, RM.; Owji, AA. Glucagon-like peptide-1 is a physiological incretin in rat. J Clin Invest 1995;95:417-21
23. Khanna, P.; Jain, SC.; Panagariya, A.; Dixit, V.: J Nat Prod. 1964;44:648-665
24. Weniger, R.; Haag-Berrurier, M.; Anton, R.: J Ethnooharmacol 1982;6:67-84
25. Khanna, P.: Indian 1995,11
26. Prinz, S.; Kopp, B.: Momordica charantia, Österreichische Apothekerzeitung 2004, 3:1-10
27. Chan, W.; Tam, PP.; Yeung, HW.: Contraception 1984, 29 (1):91-100
28. Hahn, A.; Wolters, M.; Mang, B.: Humanstudie zur Prüfung der Wirksamkeit und Verträglichkeit eines wässrigen Extraktes von Balsambirne (Momordica charntia L) bei Typ –2-Diabetikern, Universität Hannover, Institiut für Ernährungsphysiologie und Humanernährung
29. Neues orales Antidiabetikum senkt HbA1c, ohne das Gewicht zu erhöhen, Ärztezeitung, 19.09.2005
30. www.medknowledge. de/neu/2005, Ärztezeitung 26.06.2006
31. Ooi CO, Yassin Z, Hamid TA.: Momordica charantia für Typ 2 Diabetes mellitus. Cochrane Database Syst Rev. 17. Feb 2010; 2 CDOO7845
32. Nivitabishekam SN, Asad M, Prasad VS: Pharmakodynamic interactions of Momordica charantia with Rosiglitazone, in rats. Chem boil. Interact. 2009, 177 (3):247-253

Anschrift des Verfassers:
Jens Bielenberg
Apotheker
Raphael-Apotheke
25364 Westerhorn

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Naturheilpraxis 2/2011