Akupunktur/TCM

Yi Lun

Warum manchmal das Falsche das Richtige ist

Nils von Below

Die meisten von Ihnen haben sicher mit Erstaunen die Berichterstattung über die Petition zu der EU Direktive gelesen.
Wir von der AGTCM waren dieser Petition immer sehr kritisch gegenüber eingestellt. Ich persönlich war sehr skeptisch.
Es war klar, dass der Petitionsausschuss im Bundestag der völlig falsche Ansprechpartner für eine EU Direktive ist.

Klar war auch, dass dieses Problem eher einen kleinen Teil der Kräuterhersteller betrifft. Für uns allerdings ganz wichtig sind die Hersteller und Importeure der Fertigarzneimittel für TCM. Da die meisten von Ihnen ca. 40–60 verschiedene Mischungen auf dem Markt haben, ist schon eine Registrierung als „traditionell Use“, die mindestens € 50 000, wahrscheinlich eher € 250 000 pro Arzneimittel kosten würde, einfach viel zu teuer und nicht wirklich refinanzierbar. Eine hohe Differenzierung in den Mitteln, die dem Patienten ja zugute kommt, führt hier aufgrund der Variationsbreite schon zu einem großen Hindernis. Die Gefahr, dass diese Mittel vom Markt verschwinden, ist immer noch sehr groß.
Uns war auch klar, dass andererseits viele westliche Kräutermittel nicht in Gefahr waren und dass die Rohdrogen aus dieser Richtung nicht bedroht waren. (Eine Bedrohung muss im Augenblick eher bei den Granulaten und der Verschreibungspflicht befürchten - aber das ist ein anderes Thema).
All diese Gegebenheiten waren schon im Voraus klar. Deshalb waren wir nicht wirklich von dieser Petition überzeugt. Dennoch haben wir Sie unterstützt und auch unsere Mitglieder per Mail dazu aufgerufen, sich an der Petition zu beteiligen.
Aus der heutigen Sicht bin ich sehr froh, dass wir unsere Bedenken zur Seite gelegt haben und eine anscheinend wertlose politische Petition unterstützt haben.
Ich möchte mich an dieser Stelle doch auch herzlich bei den Initiatoren bedanken! Und bei allen, die Petition unterschrieben haben.
Und ich möchte darum bitten, mir meine anfängliche Skepsis nachzusehen.
Warum?
Die Petition war ein voller Erfolg!
Obwohl viele Hp-Verbände sich gegen diese Petition ausgesprochen haben, ist es gelungen über 100 000 Menschen dazu zu bewegen, sich für unsere Heilkräuter einzusetzen. Die höchste Zahl, die es je bei einer Petition gab.
Was für ein politischer Erfolg! Was für eine Demonstration!
Wie groß könnte die Demonstration sein, wenn wir alle uns zusammenschließen und gemeinsam für etwas kämpfen wollten. Was für eine großartige Basis haben wir hier zur Verfügung.
Und obwohl wir jetzt in den Medien geschmäht werden, so werden wir doch in den Medien wahrgenommen. Und Sie können sicher sein, dass auch politische Entscheidungsträger, die Industrie und andere, diese Demonstration nicht ohne Erstaunen wahrgenommen haben.
Es gibt in Deutschland eine große und stetig steigende Anzahl von Menschen, die gerne mit Naturheilkunde behandelt werden würden.
Es liegt an uns dieses Potential auch politisch zu nutzen.
So gesehen zeigt sich, dass das an sich „Falsche“ aus anderer Sicht das „Richtige“ sein kann.

Nils von Below, 1. Vorsitzender der AGTCM



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Naturheilpraxis 1/2011