Akupunktur/TCM

Die angenehme Seite des Winters: Deftiges Essen

Zwei traditionelle Gerichte zum Auffüllen der Energie

Helmut Magel

In der kalten, zur Wandlungsphase Wasser gehörenden Jahreszeit geht es um die Erhaltung der Yang-Energie und zugleich um den Aufbau von Substanz. Im Wechsel der Jahreszeiten wechselt das saisonale Angebot der Nahrungsmittel und damit auch unser Speisezettel. Um sich gesund im Sinne der Chinesischen Medizin zu ernähren, brauchen wir keine Zutaten aus dem Asienshop, sondern können auf traditionelle Rezepte zugreifen.


Der Winter: Eingeschlossene Sonne

Der Winter, das betonten die alten Chinesen, ist eine Zeit, in der das Yin das Yang dominiert. „Deshalb“, so der Leibarzt Qibo gegenüber seinem Kaiser Huangdi, „solltet Ihr es vermeiden, die Yang-Energie übermäßig zu beanspruchen. (...) Haltet Euch warm, meidet die Kälte, und lasst die Poren geschlossen. Vermeidet jedes Schwitzen. Kennzeichen des Winters ist das Speichern und Bewahren. Befolgt Ihr diese Prinzipien nicht, wird die Nieren-Energie in Mitleidenschaft gezogen.“ (Der Gelbe Kaiser, S. 22/23).

Der Funktionskreis Nieren stellt sozusagen unsere „Batterie“ dar und sollte möglichst lange geladen bleiben. Der Winter ist die Zeit, in der wir über unser Verhalten und die Ernährung Substanz aufbauen dürfen. Mit anderen Worten: Wir dürfen (zumindest ein wenig) „Speck“ ansetzen. Um den wieder los zu werden, gibt es die Entschlackungs-Kuren im Frühling.

Die Kost kann im Winter deshalb durchaus deftiger und kräftigender als in den anderen Jahreszeiten sein. Ihre Energie sollte nach unten und ins Zentrum gehen, um die Essenz (Jing) zu regenerieren. Berge von Rohkost wären völlig fehl am Platz, weil es im Winter darum geht, das Yang zu schonen und die Lebenswärme zu bewahren. Vor allem sind dafür Eintöpfe und dicke Suppen geeignet.

Saisonal bietet uns der Markt eine Vielzahl von Kohlsorten, Wurzel- und Knollengemüse sowie Wintersalate. An Obst gibt es nur noch Lageräpfel und –birnen sowie Weintrauben und Mandarinen. Es sei denn, man kauft Früchte aus anderen Erdteilen. Aber warum sollte man das tun? Die saisonalen Produkte aus unserem weiteren Umkreis reichen vollständig aus, um uns gesund durch den Winter zu bringen.

Bei Erscheinen der Zeitschrift ist der kürzeste Tag im Jahr bereits vorbei, der Winter meteorologisch schon über einen Monat alt. Die Bewegung der Sonne hat ihr Ende erreicht, indem sie sich in die Umhüllung der Dunkelheit zurückgezogen hat. Allmählich werden die Tage wieder länger, bis dass der Kreislauf des Lebens im Frühjahr erneut beginnen kann.

Das ursprüngliche chinesische Schriftzeichen für Winter (dong), einem Piktogramm ähnlich, scheint diese Situation zu illustrieren: Die Sonne (rì) ist in einer mit einem Faden gebundenen Schleife gefangen.
Die Enden der Schleife sind durch die Kälte „eingefroren“. Sie sind das kalte Ende des Jahres. Das Licht der Sonne bleibt im Inneren. Die Entwicklung der Natur verläuft – so könnte man schlussfolgern – über die innere Erleuchtung und Wiedergeburt. (Das korrespondiert mit unserem Weihnachts- und dem Neujahrsfest).

Mit der dunklen Jahreszeit des Wasser-Elements ist der Rückzug verbunden, das Auftanken – und der Schlaf. Die Wandlungsphase Wasser bringt im Frühjahr die Wandlungsphase Holz hervor. Je ausgeruhter wir in den Frühling kommen, desto gelassener können wir die Frühlings-Energie genießen und die Holz-Energie nutzen.
Schließlich ist das Wasser-Element und sein Funktionskreis Niere die Quelle von körperlicher, geistiger und nervlicher Widerstandsfähigkeit und Ausdauer.

Kälte und Schutzraum

Die dem Wasser-Element entsprechende Witterung ist die Kälte. In der Chinesischen Medizin ist Kälte (han) das fünfte der Acht Leitkriterien (bagang). Han – und komplementär re ? (Hitze) – sind Parameter für die Dynamik eines Krankheitsgeschehens. Es geht nicht allein um sinnlich wahrnehmbare Kälte oder Hitze, sondern um Beschreibung einer Richtung oder Qualität eines Geschehens. So steht Han hier für Hemmung, Verlangsamung der Funktionen, der Aktivität und Reaktionsgeschwindigkeit, aber auch für die Verminderung der allgemeinen oder lokalen körperlichen Wärme.

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Anschrift des Verfassers:
Helmut Magel
Heilpraktiker und Ernährungsberater
Löhrerlen 16, 42279 Wuppertal
E-Mail: h.magel@t-online.de
www.abz-west.de

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Naturheilpraxis 1/2011