Phytotherapie

Die Gundelrebe oder der Gundermann (Glechoma hederacea)

von Peter Germann

Magischer Bauernspruch:„Kuh, ich geb dir die Gundelreben, Daß du mir die Milch wollst wiedergeben.“ Die Gundelrebe wächst in fast jedem Garten und fällt den meisten Betrachtern trotzdem nicht auf. Sie ist äußerst kraftvoll und ein potentes Phytotherapeutikum. Früher wurde der Gundermann auch als „Herr des Eiters“ bezeichnet. Das altgermanische Wort „gund“ stand für Beule, faulige Flüssigkeit oder Eiter. Goten, Angelsachsen, Skandinavier und Südgermanen trieben mit den Gundkräutern die „Wundjauche“ aus; es handelt sich also um ein fantastisches Ausleitungsmittel.


Pflanzenbeschreibung

Der Gundermann ist eine krautige, ausdauernde und wintergrüne Pflanze. Die Behaarung ist variabel und die Stängel sowie die Blattunterseite häufig purpurn unterlaufen. Die Pflanze fällt durch rasches Wachstum auf und ist als Bodenkriecher in der Lage, viele Knoten neu zu bewurzeln. Ihre Blütentriebe werden 10-30 cm hoch, die Blätter sind nieren- bis herzförmig und die Blüte, in Form eines typischen Lippenblütlers, blau-violett mit purpurnen Flecken auf der Unterseite.

Standort

Die Gundelrebe ist in Großteilen Europas verbreitet und kommt von Meeresniveau bis zur montanen Höhenstufe vor. Sie liebt stickstoffreiche Standorte und verträgt kein Salz. Gundermann ist kennzeichnend für nitratreiche und feuchtebedürftige Saumgesellschaften, welche als Glechomatalia sogar nach ihm benannt worden sind. Drei Standortschwerpunkte charakterisieren das Gundelrebenvorkommen. Erstens sind es Waldsäume, Hecken und Auen, zweitens so genannte Edellaub- Mischwälder und drittens die Klasse der Wirtschaftswiesen. Hier blüht der Gundermann in der Wiesen-Schaumkraut-Löwenzahn-Phase zusammen mit anderen niederwüchsigen Pflanzen.

Der Name

Gundermann oder Gundelrebe leitet sich möglicherweise vom althochdeutschen „gund“ ab, was Eiter bedeutet. Allerdings wurden auch im Althochdeutschen alle nahe am Boden wachsenden Pflanzen als „gundareba“ bezeichnet.
Die Gattungsbezeichnung „Glechoma“ geht auf das Griechische „glechon“ zurück, was Polei-Minze (Mentha pulegium) bedeutet und von Linné wegen der Zugehörigkeit zu den Minzgewächsen übernommen worden ist. „Hederacea“ heißt efeuartig oder efeublättrig.

Inhaltstoffe und Verwendung

Die Pflanze enthält ätherische Öle mit Menthon, Pulegon und Pinocarvon, Sesquiterpenen wie Glechomafuran, Rosmarinsäuren sowie Triterpenoide und Flavonoide. Für viele Tiere, besonders Pferde, ist die Frischpflanze giftig, wobei Vergiftungserscheinungen beim Menschen bisher nicht bekannt geworden sind. Der Geruch und Geschmack ist harzaromatisch, minzähnlich und lakritzartig. Aufgrund der Bitterstoffe und ätherischen Öle wurde die Pflanze früher als Gewürz benutzt, worauf auch der Name „Soldatenpetersilie“ hinweist. Vor der Kultivierung von Hopfen wurde der Gundermann zur Bierkonservierung verwendet.
Als heutige Anwendungsgebiete sind besonders Erkrankungen der Atemorgane wie Rachenkatarrhe, Bronchitis, Asthma, Schleimhautentzündungen und Schnupfen zu nennen.

Des Weiteren Nieren-Blasenbeschwerden, Stoffwechselerkrankungen und die Ausleitung in Frühjahrskuren. Auch bei Magen- und Darmkatarrhen und zur äußerlichen Waschung bei Hauterkrankungen oder schlecht heilenden Wunden sollte an den Gundermann gedacht werden. Gewisse entzündungshemmende Effekte werden auf den Gehalt an Flavonoiden und Triterpenoiden zurückgeführt. Bei Hildegard von Bingen finden wir interessante Anwendungsgebiete wie Kräfteverfall, Regeneration der Kopfhaut, Lungen- und Bronchialleiden, Kopfbrummen mit Ohrensausen, Tinnitus sowie cerebrale Durchblutungsstörungen. Dies lässt nach kritischer Sichtung auch in der heutigen Rezeptur viele interessante Kombinationen zu.

Diätetik

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Gundelrebe und Mystik

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Hildegard von Bingen

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Dynamisierte Urtinkturen

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Gundermann in der Teetherapie

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Zusammenfassung

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Literatur:
Dr. Gottried Hertzka / Dr. Wighard Strehlow Große Hildegard Apotheke Bauer Verlag, 1989
Ingrid Schönfelder / Peter Schönfelder Das neue Handbuch der Heilpflanzen Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (WVG), 2004
Dr. Roger Kalbermatten Kompendium der CERES-Heilmittel CERES Heilmittel AG, 2002
Peter Zizmann Die erfolgreiche Teemischung Verlag Volksheilkunde, 2001
Kräuter Kreis Die Gundelrebe www.pflanzenrad.at
Wiki Neun-Kräuter-Suppe www.zfn.at/wiki/index.php
Wikipedia Gundermann http://de.wikipedia.org/wiki
Hanns Bächthold- Stäubli Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 3 Weltbild Verlag, 2008

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Gesundheithaus Viriditas / Phytaro Heilpflanzenschule Dortmund
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund

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Naturheilpraxis 1/2011