Klassische Homöopathie

Homöopathische Behandlung einer chronischen Bronchitis als Folge einer Pneumonie

von Helga Rinn-Böttcher

Zusammenfassung:
Es wird ein Behandlungsfall vorgestellt, bei dem es gelingt, die nach einer schulmedizinisch erfolgreich behandelten Lungenentzündung persistierenden Beschwerden vollständig mit einer homöopathischen Arznei zu heilen. Ein Beitrag der „Blätter für klassische Homöopathie“

Schlüsselwörter: Pneumonie, chronische Bronchitis, Belastungsdyspnoe, Antriebslosigkeit, Sulfur


Erstanamnese

Mitte Januar 2009 kam der Patient zur Erstanamnese in meine Praxis. Er war zum Zeitpunkt der Erstkonsultation 59 Jahre alt, 186 cm groß und wog 86 Kilogramm. Der Patient war verheiratet und arbeitete als Werkzeugmacher.
Er komme zur Behandlung einer chronischen Bronchitis, die nach einer Lungenentzündung entstanden sei, sowie zur Behandlung einer starken Antriebslosigkeit, unter der er sehr leide.

Zur Krankengeschichte machte er folgende Angaben:
Im Februar 2008 sei er krank geworden. Er habe Fieber gehabt und sich krank gefühlt. Eine Woche nach Beginn der Krankheit sei er zum Arzt gegangen, da er beim Treppensteigen unter starker Luftnot gelitten habe. Der Arzt habe eine Lungenentzündung diagnostiziert. Diese sei zweimal mit Antibiotika behandelt worden. Es sei ihm nach der Behandlung aber nicht wesentlich besser gegangen. Fünf Wochen später sei er in eine Lungenfachklinik gegangen, da sein Allgemeinbefinden weiterhin sehr schlecht gewesen wäre und er unter starker Luftnot während geringer Belastung gelitten habe.
In der Lungenfachklinik sei eine weitere Behandlung mit einem Antibiotikum erfolgreich gewesen. Um eine beginnende chronische Bronchitis zu verhindern, habe er für die Dauer von drei Monaten ein inhalierbares Steroidpräparat (Miflodine 400µg je Kapsel, morgens und abends je eine Kapsel) verordnet bekommen. Weiter berichtete der Patient, dass er nach dem Klinikaufenthalt wieder arbeiten gegangen sei. Drei Monate später sei die Luftnot bei geringer Belastung so groß geworden, dass er erneut einen Lungenfacharzt konsultiert habe. Die Untersuchungen hätten unauffällige Blutwerte, keine Entzündungszeichen und eine ausreichende Lungenfunktion ergeben. Da es ihm aber weiterhin schlechter gegangen sei, sei er erneut im September 2008 in die Lungenfachklinik eingewiesen geworden. Der bronchioskopische Befund habe gelautet: „ubiquitär ausgeprägte entzündliche Veränderungen mit eitrigem Sekret“. In der mikrobioliogischen Kultur sei kein Keimwachstum nachweisbar gewesen. Der Patient gab an, unter Nachtschweiß und Abgeschlagenheit gelitten zu haben. Für diese Symptome habe man trotz vielfältiger Untersuchungen keinen Anhaltspunkt finden können. Die inhalative Steroidgabe sei erhöht worden. Ob in dieser Zeit eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika durchgeführt wurde, konnte er nicht sagen. Man habe ihn mit der Empfehlung, ein Anschlussheilverfahren zu beantragen, aus der Klinik entlassen. Sein Zustand sei weiterhin schlecht geblieben, so dass er nicht mehr habe arbeiten können. Ebenso sei es ihm seither nicht mehr möglich, seinem Freizeitsport, Langstrecken zu laufen, nachzugehen. Diesen Sport habe er seit seiner Jungend bis zum Beginn seiner Krankheit täglich ausgeübt. Nun könne er nur noch langsam spazieren gehen. Dies sei für ihn sehr schlimm. Die tägliche Bewegung fehle ihm.
Im November 2008 habe er sich einer Kieferhöhlen-Operation unterzogen. Die Kieferhöhle sei von der Nase her durchstochen, gespült und abgesaugt worden. Der behandelnde Arzt habe in den entzündeten Kieferhöhlen einen Grund für die enorme Schwäche des Patienten vermutet. Aber auch nach dieser Operation sei es ihm nicht besser gegangen.

Gelenkter Bericht, ergänzt durch die Angaben im Fragebogen:
Fallanalyse
Symptomensammlung
Arzneimittelwahl
Fallverlauf

Schlussbetrachtung

Trotz der im dritten Anlauf erfolgreichen Behandlung der Pneumonie mittels Antibiotika ist dieser Patient nicht wieder ganz gesund geworden. Die homöopathische Behandlung konnte die Gesundheit des Patienten vollständig wiederherstellen und sogar eine schon vor der Lungenentzündung bestehende Schlafstörung bessern.
Ein Fall, der so wunderbar „glatt“ läuft, ist eine Freude für jeden Therapeuten und Patienten. Die nach der Lungenentzündung neu entstandenen Symptome verschwanden der Reihe nach wieder.
Dass die Schlafstörungen, die schon vor der Lungenentzündung bestanden hatten, gebessert werden konnten, zeigt, dass Sulfur für diesen Patienten das richtige homöopathische Arzneimittel war.
In mir blieb die Freude und Dankbarkeit darüber, dass ich eine so wunderbare Therapieform erlernen und anwenden durfte.

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Literaturnachweis
Dingler, Werner: Patientenfragebogen, Konstanz: Werner Dingler Verlag.
Hahnemann, Samuel: Die chronischen Krankheiten, 1. Nachdruck der 2.Aufl. von 1835, Heidelberg: Haug, 1995.
Jahr, G.H.G.: Ausführliche Arzneimittellehre, Bd. 1 und 2, Hamburg: Bernd von der Lieth 1997.
Keller von, G. / Künzli, J.: Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, 14. Aufl. Heidelberg: Haug, 1998:
Simbürger, Franz: Repertorisationsprogramm: ComRep® v9,5, Eching, 2008.
Thomas von Grudzinski / Peter Vint (Hrsg.): Der neue Clarke. Völlig neu bearbeitete, vielfach berichtigte, ins Deutsche übertragene und vermehrte Ausgabe des Dictionary of Practical Materia Medica von John Henry Clarke, Bielefeld: Stefanovic, Verlag für homöopathische Literatur, 1996.

Anschrift der Verfasserin:
Helga Rinn-Böttcher
Leuner Straße 3
35619 Braunfels
Tel: 06442-5899


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Naturheilpraxis 1/2011