Augendiagnose

Faszination Augendiagnose

von Hermann Biechele

Die Augendiagnose liefert uns Informationen über den Organismus, wie sie sonst mit keiner Methode zu erhalten sind. Konstitutionsdiagnostik, Mesenchymdiagnostik, Organdiagnostik, neurologische Diagnostik, Gefäßdiagnostik und vieles mehr lässt sich beim Blick auf das Auge betreiben. Der Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V. bemüht sich die Augendiagnose zu verbreiten und weiterzuentwickeln


Befunderhebung aus dem Auge

Auch wenn die Versuchung verständlicherweise groß ist, bei bekannten klinischen Diagnosen im Auge nach entsprechenden Zeichen zu suchen: am Anfang steht die möglichst unvoreingenommene Befunderhebung aus dem Auge, gemäß dem Grundsatz „Genotyp und Phänotyp zusammen geben die psychosomatische Union des Individuums“ (Josef Angerer), welche die „Leitschiene in die Pathologie“ (Josef Deck) erklärt.
Die vorgestellte Patientin ist 25 Jahre alt und kommt wegen Ihrer Migräne.

Konstitutionsdiagnostik

Grundkonstitution: Lymphatisch (blaue Iris)
Dispositionen: glandulär schwach (Lakunenanordnung am äußeren Krausenrand), vegetativ-spastischer Typ (schwach! ausgeprägte Zirkulärfurchen), Tuberkuliner Typ (gekämmtes Haar, teilweise abgehobene Iriskrause)
Diathesen: Exsudative D. (Tophi), allergische D. (Gefäßbild)
Die vom blauen Auge vorgegebene lymphatische Grundkonstitution (nach J. Deck) wird moduliert durch Dispositionen und Diathesen. Das ergibt dann doch einen sehr individuellen „Steckbrief“ der Iristrägerin.
Dispositionen zeigen sich augendiagnostisch in Strukturzeichen: Lakunen und Waben (aber auch Krypten und Defektzeichen) erhellen den „Locus minoris resistentiae“ und zeigen, wo bei Überlastung der Einbruch erfolgen könnte.
Diathesen erkennen wir an den reflektorischen Zeichen und Fremdpigmenten. Sie signalisieren den „Locus majoris reactionis“. Dieses Wissen um den Zusammenhang zwischen Auslösemechanismen und gestörter Organfunktion oder erkranktem Organ erweitert die therapeutischen Strategien natürlich enorm. Bewährt ist das „Rezept aus dem Auge“ mit den Komplexmittelreihen etwa der Firmen Kattwiga, Madaus, Nestmann und Pascoe.

Mesenchymdiagnostik

Die Iris ermöglicht einen unmittelbaren Einblick in die Struktur der exztrazellulären Matrix. Genaue Kenntnisse vom anatomischen und histologischen Aufbau der Iris helfen uns, die Befunde zu deuten. Dichte und Anordnung der Stromafasern, Abweichungen vom normalen Kolorit, Vaskularisationen und vieles mehr lassen Rückschlüsse auf entsprechende Funktionsstörungen zu.

Neurologische Diagnostik

Die Mydriasis entsteht durch übermäßige Anspannung des sympathisch gesteuerten M. dilatator pupillae bei Sympathikotonie und/oder durch Schwäche des M. sphinkter pupillae („Erschöpfungspupille“). Pupillenentrundungen sind ein weiterer Hinweis auf das gestörte neurovegetative Wechselspiel, dessen Auswirkungen wir in den betreffenden Sektoren suchen.
Neben diesen wechselnden Verhältnissen finden wir auch genetisch festgelegte und damit konstitutionelle Merkmale des Vegetativums in Größe und Verlauf der Iriskrause.

Organdiagnostik

Strukturzeichen (Lakunen, Waben, Krypten, Defektzeichen) sind genetische Zeichen und können sich damit nach ihrer phänotypischen Ausbildung so gut wie nicht mehr verändern. Sie gelten von jeher als „Organschwäche“-Zeichen, dürfen aber nicht per se als Krankheitszeichen gewertet werden. Unter dem Gesichtspunkt des von Josef Deck so bezeichneten „Faktors Zeit“ kann die Augendiagnose also keinesfalls die klinische Diagnostik ersetzen.

Stoffwechseldiagnostik

Der Stoffwechsel unterliegt naturgemäß einem dauernden Wandel im Sinne der Anpassung an die Lebensumstände (Alter, Beruf, Ernährung usw.). Immer wieder lassen sich die Auswirkungen von lange bestehenden Stoffwechselstörungen im Auge erkennen, z.B. durch die Neubildung von Fremdpigment, Ablagerungen im Augenweiß (Pinguekula, Skleralfleck), in der Hornhaut (Arcus lipoides, Kayser-Fleischer-Ring), in der Bindehaut (Zysten, Bläschen, Pigmentierung) oder Haut (Pigmentierung, Xanthelasmen).

Gefäßdiagnostik

Unverständlicherweise wird die Gefäßdiagnostik (auch von vielen Augendiagnostikern) oft vernachlässigt. Dabei erhalten wir beim Blick ins Auge einen sehr einfachen, schnellen und unmittelbaren Eindruck über die Gefäßverhältnisse, auch wenn diese nicht immer 1:1 auf die Situation im übrigen Organismus übertragbar sind.
Welche Fülle an Informationen und Hinweisen auf eine individuelle, patientenzentrierte Therapie! Und das alles in einem konzentrierten „Augenblick“, der gerade einmal 2 Minuten dauert.
Sind sie neugierig geworden und möchten Ihren Einstieg in die Augendiagnose machen?

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Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstr. 51
80801 München

Grundkurs Augendiagnose:

Grundlagen der Augendiagnose
Anatomie des Auges und der Iris
Strukturzeichen: Lakunen, Waben, Krypten, Defektzeichen
Reflektorische Zeichen: Tophi, Reizfasern, Transversalen
Pigmentlehre: Farben, Formen,
Lokalisation, Konstitutionslehre
Konstitution – Disposition – Diathese nach Josef Deck
Topografie, Zirkuläre und radiäre Einteilung
Topografie und wichtige Hauptplätze
Samstag, 29.01., 9– 18 Uhr
Sonntag, 30.01., 9– 13 Uhr
Walhallastr. 2, 80639 München
Teilnahmegebühr: Für alle 210,-
Weitere Informationen: www.ak-augendiagnose.de

Neuer Service der Redaktion

Auf dem Weg von einem hintergrund-durchleuchteten Augen-Dia oder einem digitalen Irisbild sozusagen aufs „platte“ Papier geht technisch bedingt ein Teil der Brillanz verloren, was besonders von Kennern der Irisdiagnose beklagt wird. Man will die feinen Details genau sehen, die im Begleittext angesprochen werden.
Wir haben uns Gedanken gemacht und bieten ab dieser Ausgabe eine Lösung an: In jeder Bildunterschrift steht eine Nummer, die sich aus dem Jahr, dem Monat und der fortlaufenden Bildnummer zusammensetzt, z.B. das 1. Bild in Heft 1 (Januar), Jahrgang 2011 ist: 110101 - Bild 2 wäre 110102 ...

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Naturheilpraxis 1/2011