KONGRESSE

79. Tagung für Naturheilkunde des Heilpraktikerverband Bayern

Gesundheits- und berufspolitisches Referat von Ursula Hilpert-Mühlig
1. Vizepräsidentin des Fachverband Deutscher Heilpraktiker e.V.
Vorsitzende des Heilpraktikerverband Bayern e.V.

Kurz vor Redaktionsschluss soll hier noch über ein wichtiges Ereignis berichtet werden: die 79. Tagung für Naturheilkunde vom 12.-14.11.2010, also wie stets am 2. Novemberwochenende. Es ist seit vielen Jahren die Tagung des Berufsstandes, bei der die Eröffnung als willkommene berufspolitische Plattform effektiv genutzt wird. Hier ist man nicht unter sich und ruft seine politischen Einschätzungen und Forderungen ungehört von Politikern in den Saal. Schon immer sitzt morgens um 9 Uhr zur Eröffnung die gesundheitspolitische Elite der Regierung und der Parteien da und hört sich an, was der Heilpraktikerstand auf dem Herzen hat und wie er die Gesundheitspolitik einschätzt. Auch in diesem Jahr hielt die Gastgeberin und Vorsitzende, Ursula Hilpert-Mühlig, eine engagierten und wohlbegründete Eröffnungsrede, in der sie auf wichtige gesundheitspolitische Probleme einging.
Und sie wurde nicht nur gehört, sondern ernst genommen und die Politiker legten z.T. Ihre Standardgrußwortmanuskripte beiseite und gingen differenziert und anerkennend auf die in der Rede angeschnittenen Probleme ein. Überhaupt wurde offensichtlich, dass die Heilpraktiker in Bayern durch eine kluge Berufspolitik in den gesundheitspolitischen Alltag und in viele Gremien fest eingebunden sind. Das dürfte Vorbildcharakter haben und man kann nur hoffen, dass es viele Nachahmer findet – natürlich nicht nur auf Landes- sondern auch auf Bundesebene.
Lesen Sie anschließend die diesjährige Eröffnungsrede von Ursula Hilpert-Mühlig.
Wir werden in einer unserer nächsten Ausgaben über die Repliken der Landesgesundheitspolitik berichten.
Red.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

unsere diesjährige Fachtagung steht unter dem Motto „Den Menschen als Ganzheit verstehen“ und will dies an der Sichtweise der Naturheilkunde bezüglich psychosomatischer Erkrankungen aufzeigen.

Diese Verknüpfung wurde bewusst gewählt: Psycho-Somatik ist ein von der Medizin geprägter Begriff, der eine Zweiteilung von Seele und Geist impliziert, die in der naturheilkundlichen Denkweise so nicht vorkommt und im übrigen auch in der täglichen Praxisarbeit nicht anzutreffen ist.

Dass „Seelisches in die Medizin hineingenommen“ werden solle, hat die Schulmedizin zwar erkannt, allerdings nur in der abgekapselten Spezialdisziplin „Psychosomatische Medizin“ und wenn sich der Patient dort nicht hin verirrt, bleibt’s in aller Regel bei seiner Zweigeteiltheit.

Naturheilkunde versteht den Menschen als körperlich-seelisch-geistige Einheit und will dem auch in ihrer therapeutischen Handlungsweise gerecht werden. Das ist das Fachthema unserer Tagung, zu der auch unsere Gäste aus der Politik und anderen Berufsverbänden herzlich eingeladen sind, teilzunehmen. Ich will die Eröffnung – wie auch in den vergangenen Jahren – nutzen, um gesundheitspolitische Themen aus der Sicht unseres Berufstandes anzusprechen und dabei auch Anliegen der Heilpraktikerschaft zu formulieren.

Und dazu ist dieses Podium ausgezeichnet geeignet, da wir Ansprechpartner aller Parteien sowie Vertreter des Gesundheitsministeriums und der Landeshauptstadt München hier versammelt haben. Ich erwähne diese politische Präsenz absichtlich, da sie bei weitem nicht selbstverständlich ist – wie mir regelmäßig von der Kollegenschaft aus anderen Bundesländern bestätigt wird.

Das heißt bayerische Gesundheitspolitiker sind bei uns kontinuierlich vertreten – auch außerhalb von Wahlkampfveranstaltungen. Das darf interpretiert werden als ehrliches Interesse und Wertschätzung unseres Berufs und unserer Leistungen, die nicht nur den kranken Menschen zugutekommen, sondern auch das finanziell überstrapazierte Gesundheitssystem inzwischen in Milliardenhöhe entlastet.

Unser erstes Anliegen passt auch gut zum Tagungsthema „Ganzheit“.

Unserem Selbstverständnis nach hat dies für unseren gesamten Beruf zu gelten; die Heilpraktiker-Erlaubnis ist eine öffentlich-rechtliche Kurierbefugnis für den gesamten heilkundlichen Bereich, der uns gesetzlich zugesichert wird. Leider wird diese Unteilbarkeit immer mehr ausgehöhlt, unser Beruf gewaltsam fraktioniert und in Einzeltherapeuten zerteilt.

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Naturheilpraxis 12/2010