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Rhinitis medicamentosa

von Jens Bielenberg

Aufgrund ihrer weitgehend selektiven Alpha-Rezeptorenwirkung, der fehlenden Tachyphylaxie, ihrer Wirkstärke und langen Wirkdauer gelten die Imidazolinderivate heute als Mittel der Wahl beim lokalen Einsatz als Dekongestiva. Die starke Vasokonstriktion bewirkt allerdings beim Abklingen der Wirkung eine reaktive Hyperämie mit einer relativen Mehrdurchblutung, die von einer massiven Nasenschleimhautschwellung begleitet sein kann. Rasche Schleimhautabschwellung kann von großem Nutzen sein bei Erkrankungen des Mittelohres, um die Verbindung zum Rachenraum über die eustachische Röhre frei zu machen. Ferner sind schleimhautabschwellende Nasentropfen sinnvoll zur Prävention des Barotraumas beim Fliegen, wenn die Eustachische Röhre durch einen Infekt in ihrer Funktion beeinträchtigt ist. Dennoch ist vor einer Langzeitanwendung zu warnen, da eine Abhängigkeit aufgrund einer Rhinitis medicamentosa droht.

Wirkstoffe, die an den sympathischen Alpha-Rezeptoren angreifen, bewirken eine Kongestion der Blutgefäße, die zur lokalen Schleimhautabschwellung führt. Alpha-sympathicomimetica sind bei unspezifischer und allergischer Konjunktivitis, Sinusitis und Nasopharyngitis indiziert. Sie führen zur Reduktion der Ödembildung und zur Verbesserung der Ventilation. Bei der nasalen Anwendung verringert sich durch die Belüftung der Nebenhöhlen und der Tuben die Gefahr von Komplikationen, z.B. von Sekretstau. Schleimhautabschwellende Nasentropfen können eine reaktive Hyperämie verursachen, die mit dem Zuschwellen der Nasenschleimhaut verbunden ist und der Anfang eines medikamentösen Circulus vitiosus sein. Dieser Nebeneffekt ist um so stärker ausgeprägt, je rascher die Wirkung des Vasokonstringens nachlässt, so dass der Wirkdauer eine besondere Bedeutung zukommt.

Substanzen mit besonders langanhaltender Wirkung (Xylometazolin und Oxymetazolin) klingen langsamer ab und führen folglich zu nur geringen, häufig nicht spürbaren Rebounderscheinungen. Die relativ überschießende Kongestion führt oft zu Daueranwendung (Privinismus). Infolge des Dauergebrauchs kommt es zu einer Mangeldurchblutung der Schleimhaut und Drosselung der Schleimbildung(trockene Nase /Borkenbildung) und zur chronisch nekrotischen Nasenschleimhautentzündung. Es entsteht eine Rhinitis medicamentosa. Daher gilt die Empfehlung in der Produktmonographie, z.B. Xylometazolin nicht länger als 7 Tage anzuwenden.

Schädigung des Flimmerepithels

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Nebenwirkungen und Gewöhnung

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Neue Ansätze zur Interpretation des Rebound-Phänomens

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Zentrale Effekte von Clonidin

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Therapieversuche einer Rhinitis medicamentosa

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Homöopathische Alternativen:

Literatur:
1. Villez Tv (1984) Akute Halluzinose und Nasentropfen. Paediatr Prax 29:339-341
2. Eigene Beobachtungen des Verfassers
3. Snow ST, Logan T, Hollender M (1980) Nasal Spray Addiction and Psychosis. A Case report. Brit J Psychiat 136:297-299
4. Sankey RJ, Nunn AJ, Sills AJ (1984) Visual Hallucinations in children receiving decongestants. Br Med J 288:1369
5. Eggers Ch (1975) Die acute optische Halluzinose im Kindesalter. Fortschr Neurol Psychiatr 43:441-470
6. Gossweiler B (1982) Vergiftungen mit Nasentropfen. Schweiz Apothereztg 120, Nr.19
7. Gaedecke R (1986) Arzneimittelschäden bei Neugeborenen. Hippokrates, 39:13-16
8. Van den Donk HKMP et al.(1980) The effect of preservatives on the ciliary beat frequency of chicken embryo tracheas. Rhinology 18:119-130
9. Deitmer T, Scheffler R (1982) Nasentropfen. Deutsche Apothekerzgt 132, 15:751
10. Arzneimittelkursbuch. Transparenztelegramm 92/93,S 1307
11. Molderings GJ, Michel MC, Gothert M, Christen O, Schäfer SG (1992) Imidazolrezeptoren: Angriffsort einer neuen Generation von antihypertensiven Arzneimitteln. Dt. Med Wochenschr 117:67-71
12. Molderings GJ et al. (1993) Imidazolrezeptoren und Rezeptorregulation. Dtsch Med Wochenschr 118:953-958
13. Escobar J, Karno M (1982) Chronische Halluzinose durch Nasentropfen. JAMA, Heft 12
14. DePaulo JR (1982) Psychiatrische Morbidität infolge Langzeitmedikation. JAMA, Heft 12, Kommentar

Anschrift des Verfassers:
Jens Bielenberg - Raphael-Apotheke
25364 Westerhorn

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Naturheilpraxis 12/2010