Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Stellungnahme der AGTCM

Westliche Medizin – östliche Medizin: Plädoyer für einen differenzierten Dialog

Über die AGTCM
Die AGTCM – Arbeitsgemeinschaft für Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. (www.agtcm.de) ist eine berufsübergreifende Interessengemeinschaft, die sich für die Qualität in Lehre und Anwendung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einsetzt. Die AGTCM wurde 1954 gegründet und zählt heute etwa 1.470 Mitglieder, von denen die meisten als Heilpraktiker oder Schulmediziner TCM praktizieren. Sie ist in Deutschland mit über 40 regionalen Qualitätszirkeln vertreten und kooperiert mit sechs Ausbildungszentren, die nach ihren Qualitätskriterien in den verschiedenen Disziplinen der TCM ausbilden: Akupunktur, chinesische Arzneimitteltherapie, Tuina-Massage, Qigong und chinesische Diätetik (www.bildungsnetzwerk-tcm.de).
Patienten unterstützt die AGTCM zum Beispiel bei der Suche nach passenden TCM-Therapeuten in ihrer Nähe und gibt ihnen Kriterien für die Qualität von TCM-Behandlungen an die Hand. Die AGTCM veranstaltet in jedem Jahr den TCM Kongress Rothenburg (o.d.T.), der sich in den vergangenen Jahrzehnten als größter TCM-Kongress der westlichen Welt etabliert hat. Darüber hinaus setzt sich die AGTCM international für die Belange der TCM ein – zum Beispiel als Gründungsmitglied der European TCM Association (ETCMA), in der Organisationen aus 13 europäischen Ländern zusammen arbeiten.

Weitere Informationen unter: www.agtcm.de


Angestoßen durch den Artikel „Akupunktur im Westen: Am Anfang war ein Scharlatan“ im Deutschen Ärzteblatt vom 30.07.2010 entzünden sich in Printmedien und Internet zur Zeit die Geister von Journalisten, Heilpraktikern, Ärzten und Patienten an der Frage, worauf die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) eigentlich beruht, ob und wie die TCM wirkt und sich wissenschaftlich nachweisen lässt. Angesichts der Polemik in der einen oder anderen Veröffentlichung ist man geneigt, unmittelbar für die eigene medizinische Weltanschauung Partei zu ergreifen und der Gegenseite Fehler in der Argumentation oder grobes Unverständnis nachzuweisen.

Doch lässt man sich auf diese polarisierte Diskussion ein, sieht man leicht nur noch Schwarz oder Weiß, West oder Ost und reduziert zwei traditionsreiche, komplexe und sehr unterschiedliche medizinische Lehren auf flache Klischees: naturwissenschaftlich nachweisbare westliche Medizin oder esoterische auf praktischer Erfahrung beruhende östliche Medizin? Dabei verliert man nur zu leicht aus den Augen, dass weder die westliche noch die östliche medizinische Weltanschauung „monolithische Gebäude“ ohne Graustufen sind. Eine solche eindimensionale Sicht verhindert lediglich die differenzierte Betrachtung beider Systeme mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Es ist ja nicht so, dass die westliche medizinische Wissenschaft längst alle Fragen gelöst hätte und dass es in der täglichen medizinischen Praxis keine offenen Probleme gäbe. Auf der anderen Seite entwickelt sich das für westliches Denken zunächst ungewohnte Modell der chinesischen Medizin kontinuierlich weiter und mit seiner jahrhundertealten Tradition von der modernen Forschung wissenschaftlich untersucht. So hat der Modellversuch der Krankenkassen zu einer Aufnahme der Akupunktur in den Katalog der gesetzlichen Krankenkassen geführt. Daneben gibt es jetzt schon seid einiger Zeit sowohl National als auch International unzählige Forschungen zu den verschiedensten Themen der TCM.

Als Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin, die Heilpraktiker ebenso wie Ärzte zu ihren Mitgliedern zählt, plädieren wir in der aktuellen Mediendiskussion für einen differenzierten Dialog, in dem nicht nur medienwirksam schwarz-weiß gemalt wird, sondern gegenseitiges Interesse und Austausch an der Tagesordnung ist. Mit dem TCM Kongress Rothenburg schaffen wir eine Plattform, auf der dieser Dialog zwischen den medizinischen Weltanschauungen aus Ost und West stattfinden kann und seit über 40 Jahren längst intensiv geführt wird. Angesichts der Breite und Qualität der Heilmethoden aus beiden Traditionen heißt es nämlich für die meisten Therapeuten und Patienten gar nicht: entweder West oder Ost. Hier wird die Frage differenzierter gestellt: Bei welchen Krankheiten, Beschwerden, Symptomen verspricht welcher der beiden medizinischen Ansätze am meisten Erfolg. Und die Beantwortung dieser Frage ist ein kontinuierliches Forschen, Arbeiten und Weiterentwickeln, das von je her innerhalb der beiden medizinischen Traditionen stattgefunden hat und seit vielen Jahren – von der Medienöffentlichkeit allerdings nahezu unbeachtet – in einer Haltung von Offenheit und gegenseitigem Interesse auch im intensiven Austausch miteinander passiert: ein fachlich differenzierter Dialog zwischen Heilpraktikern, Ärzten und Patienten, aber auch Journalisten und interessierten Laien – aus dem produktivere Ergebnisse für unsere Gesundheit und die medizinische Praxis entstehen als mediale Strohfeuer.

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Naturheilpraxis 11/2010